JULIA VALENTINSBAND Band 21
ihre Mutter. Jetzt hatte sie eine Stiefmutter bekommen, die sich alle Mühe gab, dass sie alle zu einer Familie zusammenwuchsen. Und sie hatte noch einen Vater, der zwar nicht vollkommen war, aber der sie liebte und eine zweite Chance verdient hatte.
Celeste ging zu ihm und betrachtete ihre winzige Schwester. Das Herz wollte ihr zerspringen vor Liebe, und sie schluckte.
„Sie ist so klein. Und sie ist wunderschön.“
Ihr Vater nickte stolz. „Ich finde, sie sieht dir ähnlich.“
„Sie hat dieselbe Nase“, behauptete Suzanne.
Celeste strich dem Baby über das schwarze Haar, und sie spürte, dass ihre Zeit auch irgendwann kommen würde.
„Sie heißt Tiegan“, berichtete ihr Vater. „Das bedeutet ‚kleine Prinzessin‘.“
Ben brachte sich in Erinnerung. „Man sollte alle kleinen Mädchen wie Prinzessinnen behandeln. Herzlichen Glückwunsch.“
Celeste drehte sich zu ihm um. Trotz seines Lächelns wirkte er ein wenig müde. Er zog ihre Hände rasch an die Lippen und küsste sie.
„Willst du sie halten?“, bot Rodney an.
„Darf ich?“ Celeste setzte sich in einen Besuchersessel, und ihr Vater drückte ihr das kleine Bündel in die Arme.
Celeste konnte sich gar nicht sattsehen an der Kleinen. „Ich hatte nicht erwartet, dass sie so schwer ist.“
„Wahrscheinlich denkst du dabei an deine Puppen, die du ständig mit dir herumgeschleppt hast.“
„Daran erinnerst du dich noch?“
Mit einem Lachen setzte Rodney sich auf die Bettkante zu seiner Frau. „Du warst absolut verrückt danach. Jedes Jahr an Weihnachten und zu jedem Geburtstag hast du dir ständig nur Puppen gewünscht. Deine Mutter und ich haben immer unsere Witzchen darüber gemacht, dass du eines Tages mindestens zwölf Kinder haben wirst.“
„Zeit genug hast du ja noch“, meinte Suzanne mit einem Lächeln.
Zwölf Kinder! Das fehlte ihr gerade noch!
Und auf einmal wusste sie, was sie wollte. Es war gar nicht nötig, dass sie sich ständig bewies, weder ihrem Vater noch sonst jemandem gegenüber. Sie wollte nur einfach Teil eines Ganzen sein, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
„Darf ich davon ausgehen, dass wir bis dahin auf dich als Babysitterin zählen können?“, erkundigte Rodney sich jetzt hoffnungsvoll.
Tiegan öffnete ihr Mündchen und gähnte herzhaft. „Wann immer ihr mich braucht.“
Vielleicht lag es an dieser gefühlsbeladenen Situation, aber auf einmal wurde der Wunsch in Celeste übermächtig, wenn sie schon ihren Frieden mit dieser neuen Situation geschlossen hatte, sich noch weiter zu öffnen. Konnte sie Ben noch eine Chance geben? War das dumm oder vielleicht der Anfang zu einem neuen Glück?
Sie sah sich um und runzelte die Stirn. „Wo ist Ben?“
„Vielleicht schnappt er ein bisschen frische Luft“, vermutete ihr Vater.
Ohne ein Wort zu sagen?
Das konnte sie sich nicht vorstellen. Eher war es wohl so, dass er sich bei so viel demonstriertem Glück überflüssig fühlte.
Celeste atmete tief durch, dann stand ihr Entschluss fest. „Dad, kannst du Tiegan wieder nehmen?“
„Ja, natürlich, Liebes.“
Celeste stand auf und lief zur Tür. „Ich muss leider weg.“
„Wohin denn so plötzlich?“
Sie war schon halb durch die Tür. „Hoffentlich nach Hause.“
Ihr Vater bedachte sie mit einem etwas merkwürdigen Blick, aber Suzanne schien sie zu verstehen und nickte ihr aufmunternd zu.
Bei einer Schwester im Korridor blieb Celeste kurz stehen. „Haben Sie hier einen Mann vorbeikommen sehen? Groß und sehr gut aussehend?“
Die Schwester lachte. „Ja, das würde ich doch sagen.“ Sie wies zum Aufzug. „Er ist nach unten gefahren.“
Als Celeste kurz darauf den Lift verließ, stellte sie fest, dass die Temperatur gefallen war und ein frischer Wind wehte. Sie hätte an eine Jacke denken sollen. In Bens Auto hatte sie immer eine dabei …
Sie sah zum Parkplatz hinüber und sah ihn gerade noch davonfahren.
„Ben!“, rief sie und schwenkte wild die Arme, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Aber es war schon zu spät. Er war weg.
Langsam ließ sie die Arme wieder sinken. Was hatte sie erwartet? Er hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht, aber sie hatte ihn weggeschickt, weil sie ihm nicht geglaubt hatte. Und doch hatte er sie hierher gefahren und war bei ihr geblieben, als sie ihn gebraucht hatte. Jetzt verstand sie auch, dass es ein Abschied gewesen war, als er ihre Hände geküsst hatte. Sollte sie es dabei belassen? Vielleicht war es am klügsten so.
Tausend Fragen gingen ihr
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