JULIA VALENTINSBAND Band 21
Schleier nahm sie die Männer wahr, die sie bedienen musste. Ihre Gedanken drehten sich einzig und allein um Max.
„Ich muss jetzt einfach nur so viel wie möglich an ihn denken, damit ich dann alles gedacht habe und ihn mir endlich aus dem Kopf schlagen kann“, sagte sie sich ungeduldig. Das war zwar ein guter Plan, aber sie bezweifelte, dass er wirklich funktionieren würde.
Von dem Moment an, als er den Club betreten hatte, hatte sie gewusst, dass er der absolut falsche Mann für sie war. Zu groß, zu gut aussehend, zu arrogant, sich seiner Autorität viel zu sicher.
Ihr Ehemann war ähnlich gewesen. Nicht ganz so groß und nicht ganz so gut aussehend, und auch nicht ganz so selbstbewusst. Aber er hatte die gleiche arrogante Ausstrahlung.
Ein selbstherrlicher Ehemann war in ihren Augen das Schlimmste, was einer Frau passieren konnte. Sie wusste nicht, ob sie jemals wieder einen Mann in ihrem Leben wollte, aber sollte sie jemals eine neue Beziehung in Betracht ziehen, dann auf keinen Fall mit einem Mann wie Brian. Oder Max.
„Deshalb ist Randy ja auch perfekt für dich“, hatte Mara ausgerufen, als sie ihr vorhin erklärt hatte, was am vorherigen Abend schiefgelaufen war. „Du musst dich wirklich unbedingt mit ihm treffen.“
Ein neuer Gast betrat das Lokal und wollte sich an die Theke setzen. Als Cari sich umdrehte und sah, dass es Max war, hielt sie den Atem an und ließ beinahe die Kaffeekanne fallen. Er begrüßte sie mit einem halbherzigen Grinsen und zuckte die Schultern.
„Was machst du hier?“ Caris Stimme klang kaum lauter als ein Flüstern. Sie fragte gar nicht, wie er herausgefunden hatte, in welchem der über hundert Cafés der Stadt sie arbeitete. Er hatte ja seine Leute für so etwas … Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sie immer finden würde, wenn er wollte, und sie wusste nicht, ob sie das als Versprechen oder als Drohung auffassen sollte.
Max schaute sie bewundernd an. Cari hatte sich das dichte blonde Haar zurückgebunden, aber überall lugten widerspenstige Locken hervor. Sie trug ihre steife, gestärkte Dienstkleidung, hellblau mit einem spitzenbesetzten Saum und einer schneeweißen Schürze, praktische weiße Schuhe und eine süße kleine Kopfbedeckung.
„Ich bin hier, weil ich mit dir reden muss“, begann Max. „Ich kenne niemanden außer dir, der etwas von Babys versteht.“
„Stimmt irgendwas nicht?“, hakte Cari alarmiert nach. „Ist etwas passiert?“
„Nein, nichts. Jamie geht es gut. Sehr gut.“ Max zögerte. Er wusste, dass er defensiv klang, und schaute noch grimmiger.
„Was ist dann los?“ Cari schüttelte verwirrt den Kopf.
„Nichts. Also, es ist doch was los.“
Diesmal schüttelte Max den Kopf. Angestrengt überlegte er, wie er ihr sein Unbehagen mit der Kinderbetreuung erklären sollte, ohne völlig verrückt zu klingen. Vielleicht war es normal, was er erlebt hatte. Vielleicht war er wirklich nur ein wenig durcheinander. Aber vielleicht, ganz vielleicht war Mrs. Turner auch einfach nur eine schlechte Nanny. Er hatte schlicht keine Ahnung.
Max ließ sich auf den Barhocker sinken und drehte die Kaffeetasse um. Wie mechanisch schenkte Cari ihm ein.
„Erzähl“, verlangte sie ungeduldig. „Was ist passiert?“
Seine schönen Hände mit den langen zarten Fingern schlossen sich um die Tasse. Wie gebannt schaute sie ihm zu und dachte unwillkürlich, dass an ihm alles anders und schöner aussah. Sogar die Art, wie er eine Tasse hielt … Aber heute Nachmittag hatte sie keine Zeit, in Ohnmacht zu fallen. Es ging schließlich um das Baby.
„Nun?“, drängte Cari.
„Es ist … oh, zum Teufel noch mal.“ Max hob den Blick, als wollte er an ihren Sachverstand appellieren. „Er schreit sehr viel.“
Cari erstarrte und erwiderte seinen Blick. Brian hatte es gehasst, wenn ihr Baby geschrien hatte. Es schien ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben zu haben. Ihr Herz schlug ein wenig schneller, aber sie atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. Max war nicht Brian. Schließlich hatte er nicht behauptet, dass er es nicht aushalten könne, sondern nur, dass er sich Sorgen machte.
Okay, noch mal von vorn.
Cari nickte steif. „Fieber?“
„Nein, ich glaube nicht.“
„Blähungen?“
Max verzog das Gesicht. „Keine Ahnung.“
„Nimmt die Nanny ihn auf den Arm und klopft ihm auf den Rücken?“
Max dachte kurz nach und nickte. „Ich habe es ein oder zwei Mal gesehen. Aber sie hält ihn nicht besonders lange auf dem Arm.“ Er presste die
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