JULIA VALENTINSBAND Band 21
Lippen aufeinander. „Ich vertraue dieser Nanny nicht. Weil sie geradezu besessen ist von dem Gedanken, Jamie auf keinen Fall zu verwöhnen. Mir scheint, sie hat ziemlich spartanische Erziehungsprinzipien. Jamie soll sich nicht zu wohl fühlen. Als ob er zu weich wird, wenn er glücklich ist. Deshalb lässt sie ihn schreien.“
Cari war überzeugt, dass er übertrieb, also nahm sie seine Aussage nicht besonders ernst. Sie schloss die Augen, dachte einen Augenblick nach, öffnete sie wieder und schüttelte den Kopf.
„Weißt du, was es sein könnte? Er vermisst seine Mutter.“
Max erforschte ihren Blick und war erleichtert, dass Cari seine Sorgen ernst nahm. Denn sie blickte ihn nachdenklich an und schien ihre Diagnose zu überprüfen.
„Hast du für ihn eine hochwertige Babynahrung gekauft?“
„Natürlich.“
Wieder nickte Cari, riss aber plötzlich die Augen auf. „Oh, es kann sein, dass er bisher gestillt worden ist. Vielleicht verträgt er die Babynahrung nicht und schreit deshalb.“
Max stöhnte auf. „Aber dagegen kann ich doch nichts tun!“
„Natürlich nicht. Er wird sich an die neue Nahrung gewöhnen müssen.“
„Wie lange wird das dauern?“
Cari hatte Mühe, sich das Lächeln zu verkneifen. Er bot ein Bild tragischer Hilflosigkeit. Er war ein Mann der Tat, er wollte etwas tun. Und nun erzählte sie ihm, dass es nichts gab, was er machen konnte.
„Es wäre natürlich das Beste, wenn Jamies Mutter zurückkehren würde“, meinte sie. „Hast du sie noch nicht gefunden?“
„Warum sollte ich sie überhaupt finden wollen?“, fragte Max unheilvoll zurück.
Cari starrte ihn an und hoffte, dass er sich nur einen üblen Scherz erlaubt hatte. „Du weißt verdammt gut, dass du es tun musst.“
Max seufzte ungeduldig. „Ja, ich weiß. Ich habe meine Leute, die sich auf die Suche gemacht haben. Wir werden sie aufspüren.“
„Ich hoffe, dass es dir wirklich ernst ist“, erwiderte Cari, „denn es ist wichtig. Was, wenn sie zurückkehrt und ihr Baby nicht in dem Apartment findet? Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie verängstigt sie dann sein wird?“
Max hatte den Eindruck, als würde sie jeden Moment die Beherrschung verlieren. „Cari, es handelt sich um eine Mutter, die fortgegangen ist, ohne einen einzigen Blick zurückzuwerfen. Wie kommst du darauf, dass sie sich dafür interessieren wird?“
„Weil sie eine Mutter ist. Ich weiß, wie es ist.“
Es war unbegreiflich für Cari, wie eine Mutter ihr Kind allein zurücklassen konnte. Schließlich hatte sie selbst ihr Baby verloren, und es hatte beinahe ihr Leben zerstört. „Du weißt doch gar nicht, warum sie verschwunden ist. Vielleicht ist ihr etwas zugestoßen.“ Schulterzuckend ließ sie ihren Gedanken freien Lauf. „Vielleicht ist sie sogar entführt worden. Oder sie liegt bewusstlos in irgendeinem Krankenhaus. Womöglich hat sie sich den Kopf verletzt und leidet an Gedächtnisschwund.“
Max glaubte ihr kein Wort. „Vielleicht hat sie auch nur ein heißes Date gehabt und vergessen, dass zu Hause ein Baby auf sie wartet.“
Cari schluckte schwer. Sie war erschüttert, dass er es fertigbrachte, solche Worte auszusprechen. „Du hast nicht unbedingt eine besonders hohe Meinung von Frauen, nicht wahr?“, provozierte sie ihn.
Max schien überrascht, dass sie seine Bemerkung ernst genommen hatte. „Darum geht es nicht. Aber um deine Frage zu beantworten: Ich habe sogar eine sehr hohe Meinung von Frauen. Von manchen Frauen.“
Seine Mutter. Oh-oh. Cari war entsetzt.
„Ganz gleich, warum sie verschwunden ist. Wenn sie wieder zu Verstand kommt, wird sie wissen wollen, wo ihr Baby steckt.“
„Das stimmt vielleicht. Aber aus welchem Grund?“ Max zog die Mundwinkel hoch und versuchte zu lächeln. Doch in seinen Augen glitzerte kein Fünkchen Humor, als er sie anschaute. „Du vergisst, dass ich Sheila kenne. Ich habe nie begriffen, was Gino in ihr gesehen hat. Und ich war froh, als sie ihre Beziehung beendeten. Ich war derjenige, der ans Telefon gegangen ist, als sie bei uns anrief und Geld von uns gefordert hat. Ich fürchte, diese Erfahrung hat mich in Bezug auf Sheila etwas zynisch gemacht.“
Über diesen Punkt ließ sich sicher nicht streiten. Max kannte die Frau. Sie nicht. Aber das Baby musste beschützt werden. Offenbar waren sie beide gleichzeitig auf denselben Gedanken gekommen.
„Hör zu“, er stand auf und ging zu ihr hinüber. „Was auch immer du hier verdienst, ich zahle dir das Doppelte. Ich
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