Julia-Weihnachten Band 23
zur vollen Entfaltung.
Wann immer er auf die Bühne hinausging und sich der jubelnden Menge stellte, wusste er, dass er es geschafft hatte. Dass er zu dem erfolgreichen Mann geworden war, den Maria sich von ihm erhofft hatte; dass er den Traum lebte, den sie sich für ihn erträumt hatte.
„Eigentlich wollte ich heute Vormittag Pasteten backen“, sagte Connie und riss ihn damit aus seinen Überlegungen. „Aber das muss warten. Vielleicht ist mir am Nachmittag mehr danach zumute.“
„In der nächsten Zeit wirst du auf keinen Fall in der Küche arbeiten“, widersprach er.
„Aber morgen ist Thanksgiving.“ Sie stand vom Bett auf. „Und alle kommen zum Essen her. Deshalb habe ich geplant …“
„Diese Pläne haben sich letzte Nacht geändert. Also denk nicht mal daran.“
„Aber es ist mein Job …“
„Nicht heute. Und auch nicht morgen.“
Sie öffnete den Mund, um erneut zu protestieren.
Greg stieß sich vom Türrahmen ab und richtete sich zu voller Größe auf. „Zwing mich nicht, meine Autorität walten zu lassen.“
„Also gut.“ Connie sank zurück auf das Bett. „Aber vielleicht solltest du Sabrina anrufen und sie um Hilfe bitten.“
„Darüber mache ich mir momentan keine Gedanken.“
„Warum nicht?“
„Zum einen soll es wieder regnen, was bedeutet, dass Jared und Sabrina vielleicht gar nicht durchkommen und wir die Feier für ein paar Tage verschieben müssen. Wie auch immer, ich schaffe das schon allein.“ Allerdings nur als letzten Ausweg, wenn alle Stricke reißen. Er war nicht besonders geschickt in der Küche. Bei der Inspektion der Speisekammer war er jedoch auf einige Fertiggerichte gestoßen, die hoffentlich sogar ein unbeschriebenes Blatt wie er zubereiten konnte.
Doch Connie, die zweifellos eine großartige Köchin war, gab sich vermutlich nicht mit derart schlichten Mahlzeiten zufrieden. Er vermutete, dass sie großen Wert darauf legte, ein richtiges Festmahl aufzutischen.
Dieser Gedankengang brachte ihn zurück zu der Idee, sich an Caroline vom Imbiss in Brighton Valley zu wenden. Er beschloss, ihr das Dreifache der Unkosten für ein Festessen zum Mitnehmen anzubieten. Obwohl er nicht absehen konnte, wie viele Mitglieder des Clayton-Clans zu erwarten waren, wollte er auf Biegen und Brechen für ein rundum gelungenes Fest sorgen.
Wenn er etwas gelernt hatte, seit er mit dreizehn aus dem Waisenheim weggelaufen und nach Texas getrampt war, dann war es, dass man mit Geld alles kaufen kann.
Doc Grahams optimistische Prognose erwies sich als zutreffend. Die Ärzte im Krankenhaus von Wexler bestätigten, dass Mutter und Kind sich bester Gesundheit erfreuten, sodass Greg die beiden noch am selben Tag zurück auf die Ranch holen konnte.
Am nächsten Morgen stand Connie am Fenster ihres Zimmers, betrachtete den Himmel und stellte fest, dass Doc Graham sich in einem anderen Punkt jedoch geirrt hatte, ebenso wie der Wettermann. Der Regen fiel längst nicht so dicht wie vorausgesagt. Zumindest nicht in Brighton Valley.
Houston dagegen bekam die volle Gewalt des Sturms ab. Laut Greg, der ständig Nachrichten und Wetterbericht verfolgte, gab es beträchtliche Verzögerungen in der Luftfahrt wie im Straßenverkehr. Demnach musste die Familienfeier höchstwahrscheinlich auf Freitag oder Samstag verschoben werden.
Ursprünglich hatte Connie geplant, mit der Feiertagsgestaltung in diesem Jahr aufs Ganze zu gehen. Schließlich war es ihr erster Versuch, Thanksgiving so üppig auszurichten, wie ihre Mutter es stets tat.
Allerdings sah sie ein, dass sie sich so kurz nach der Entbindung lieber schonen sollte. Sie beschloss, erst im nächsten Jahr alle Register zu ziehen – sofern sie dann überhaupt noch auf der Rocking C lebte.
Und jetzt stand ja erst mal Weihnachten vor der Tür.
Dinah pflegte zu diesem Anlass ein besonders großes Spektakel zu veranstalten, obwohl sie mehr Zeit am Set ihrer Sendung In der Küche mit Dinah verbrachte als zu Hause und ihre Töchter dazu verdonnerte, an der Festtagsausgabe mitzuwirken.
Connie hasste es, vor der Kamera eine glückliche Miene aufzulegen und das Mitglied der perfektesten Familie von Amerika zu spielen.
Früher einmal, vor dem Tod ihres Vaters, war sie wirklich glücklich gewesen. Damals hatte ihre Mutter zu Hause Kekse und Kuchen gebacken und eigenhändig den Tannenbaum geschmückt. Selbst mit geringen Mitteln war es ihr gelungen, die kleine Zweizimmerwohnung in Houston zum schönsten Ort auf der Welt zu machen.
Doch seit sie
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