Julia-Weihnachten Band 23
Urlaubsauftakt, aber ich bin froh, dass ich rechtzeitig hier war. Es wäre nicht gut gewesen für dich, es allein durchzustehen.“
In diesem Punkt konnte sie ihm nur beipflichten. Sie wollte nicht einmal daran denken, wie viel mehr Angst sie ohne ihn ausgestanden hätte.
Den Blick immer noch auf das Baby geheftet, verkündete er: „Es ist erstaunlich. Ich kann es nicht fassen, dass sie vor zwei Tagen noch in deinem Bauch war. Wenn man sie jetzt so sieht …“
Connie nickte bedächtig und betrachtete ihre Tochter. Es erschien ihr wie ein Wunder, dass sie nun Mutter war.
Das Wort Mutter ließ sie stets an Dinah Rawlings denken. Die Superhausfrau. Die TV-Größe, die vor der Kamera aus vier Wänden und ein paar Geräten ein vollkommenes Zuhause erschuf, war in Wirklichkeit eine Witwe, deren jüngste Tochter mit achtzehn von zu Hause weggelaufen war. Das ergebene Publikum hatte keinen blassen Schimmer davon, dass das Privatleben ihres Lieblings ganz und gar nicht perfekt war.
Nachdenklich blickte Connie zu dem Telefon auf dem Nachttisch. Sie beabsichtigte vorläufig noch nicht, die Bombe platzen zu lassen und mit ihrer Mutter reinen Tisch zu machen. Aber es konnte wohl nichts schaden, zumindest einen schönen Feiertag zu wünschen.
„Greg? Würdest du Amanda bitte nehmen, während ich meine Mom anrufe?“, bat sie. Auf diese Weise musste sie keine Ausflüchte machen, falls Amanda aufwachte und weinte.
„Natürlich.“ Behutsam hob er das kostbare Bündel auf die Arme und trug es aus dem Zimmer.
Sobald er fort war, griff Connie zum Hörer.
Rebecca, ihre ältere Schwester, meldete sich beim zweiten Klingeln.
„Hallo, Becky. Ich bin’s. Ich wollte dir und Mom nur ein schönes Thanksgiving wünschen.“
„Oh, mein Gott, Connie! Wo steckst du? Kommst du nicht nach Hause?“
„Nein, dieses Jahr nicht. Ich habe einen neuen Job und ich … Ich muss …“ So viel dazu, dass ich nicht lügen wollte. „Ich bekomme keinen Urlaub.“
„Oh nein, wie schade! Mom wollte dieses Thanksgiving zu dem allerschönsten Fest überhaupt machen. Ohne dich wird jetzt wohl nichts daraus.“
Die Enttäuschung war verständlich. Dinah legte nun einmal großen Wert auf viel Theater an den Feiertagen. Dafür wollte sie beide Töchter um sich vereinen, obwohl sie sich immer nur von Rebecca bei den Vorbereitungen helfen ließ.
Ich konnte ihr ja in der Küche nie etwas gut genug machen, dachte Connie finster. Sie räusperte sich, wie um die Erinnerungen dadurch abzuschütteln. „Ich kann nicht lange telefonieren, Becky. Holst du bitte Mom?“
„Sicher.“
Einen Moment später meldete sich Dinah. Sie stellte dieselben Fragen wie Rebecca, bekam dieselben Antworten und wollte dann wissen: „Was machst du denn beruflich? Du singst doch nicht wieder in einer Band, oder?“
„Nein. Ich arbeite jetzt auf einer Ranch.“
„Als was denn?“
„Köchin.“
„Ausgerechnet du?“ Dinah lachte. „Entschuldige, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du mit einem Verpflegungswagen herumkutschierst und für eine Horde Cowboys kochst.“
„Mein Arbeitsplatz ist eine sehr schöne Küche.“
„Das erleichtert mich. Aber wo hast du denn kochen gelernt?“
Nicht bei dir. Du hattest ja nie Zeit, es mir beizubringen. „Ich habe viele Frauenzeitschriften gelesen“, erklärte Connie. Sie setzte den Schaukelstuhl in Bewegung. „Und wie geht es dir so?“
„Großartig. Die Quoten steigen ständig. Und ich bin zu einem Gastauftritt in Elizabeth Bronsons nächster Talkshow eingeladen.“
Connie kannte weder die Frau noch die Sendung, aber sie wollte nicht unwissend erscheinen und gratulierte daher.
„Und wie geht es dir so? Du triffst dich doch hoffentlich nicht mehr mit … diesem Mann?“
Vor einem Jahr hätte Connie ihre Mutter daran erinnert, dass der Name dieses Mannes Ross lautete. Doch nun wollte auch sie ihn vergessen. „Nein. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen.“
„Das ist gut zu wissen. Du kannst einen viel Besseren finden.“
Bestimmt, aber du hättest doch an jedem etwas auszusetzen .
„Das habe ich ihm auch gesagt“, fuhr Dinah fort, „als er neulich vor meiner Tür stand und nach dir gefragt hat.“
„Ross hat mich gesucht?“ Connies Herz begann zu pochen. „Wann war das?“
„Das erste Mal zu Ostern. Ich erinnere mich, weil wir an dem Tag eine Sondersendung gedreht haben. Dann war er noch mal vor einem Monat oder so hier. Ich habe ihm gesagt, dass ich dich lange nicht gesehen habe, aber
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