Julia-Weihnachten Band 23
beim Fernsehen arbeitete, war alles anders.
Connie rief sich in Erinnerung, dass sie nun selbst ein Kind hatte, für das sie ihre eigene Familientraditionen schaffen wollte. Und wenn Amanda selbstgebastelten Schmuck aus dem Kindergarten oder der Schule mitbrachte, sollte er einen Ehrenplatz im Haus erhalten und nicht beiseitegeräumt werden zugunsten teuer gekaufter Luxusartikel.
Die Familie muss an erster Stelle stehen, dachte Connie und schwor sich, das zu einer unumstößlichen Regel zu machen.
Sobald sie einen weinerlichen Laut hörte, wandte sie sich vom Fenster ab und ging zu dem kleinen Korbwagen. Amanda zappelte und strampelte – ein untrügliches Anzeichen dafür, dass sie hungrig war.
„Hallo, Süße.“ Behutsam hob Connie sie hoch und küsste sie auf die Wange. Dann setzte sie sich in den Schaukelstuhl und knöpfte sich das Nachthemd auf.
Während sie Amanda stillte, dachte sie an alles, was in den letzten vierundzwanzig Stunden geschehen war. Vor allem fragte sie sich, was sie nur ohne Greg getan hätte. Er verhielt sich einfach wundervoll und sah seit der Entbindung immer wieder nach ihr und dem Baby.
„He, ihr zwei“, sagte er wie aufs Stichwort von der Tür her. Dann murmelte er verlegen: „Oh, entschuldige.“
„Schon gut.“ Sie lächelte ihn an. „Nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben, sollte uns nichts mehr peinlich sein.“
„Da hast du wohl recht.“ Er heftete den Blick auf Amanda.
Oder fasziniert ihn mein üppiger Busen?
Entschieden verwarf sie diese Idee, die ihr ganz spontan in den Sinn gekommen war. Ein Baby zu stillen, hatte nichts Erotisches an sich. Dass ihre Gedanken überhaupt in diese Richtung wanderten, war verrückt.
„Sie haut aber ganz schön rein“, bemerkte Greg.
Connie senkte den Kopf und beobachtete, wie gierig Amanda saugte. „Ja, das stimmt. Sie hat den richtigen Dreh inzwischen heraus.“
„Übrigens habe ich das Dinner für Thanksgiving geregelt.“
„Wie denn? Hast du Sabrina oder Tori um Hilfe gebeten?“
„Sie wären bestimmt gern eingesprungen. Aber in einigen Gegenden sind die Straßen immer noch unbefahrbar. Deshalb wissen Jared und Sabrina noch nicht, wann sie kommen können. Matt hat mich vor einer Stunde angerufen. Tori und er sitzen am Flughafen fest. Der Abflug ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden.“
„Was ist mit Granny?“, fragte Connie. „Kommt sie heute noch nach Hause?“
„Nein. Sie und Hilda wollen an dem Galadinner in ihrem Hotel in Houston teilnehmen. Aber ich hoffe, dass sie morgen eintrudeln. Wenn sie es schaffen, werde ich einen Truthahn mit allen Beilagen parat haben.“
„Du kannst einen Truthahn zubereiten?“, hakte sie erstaunt nach. Sie war ein wenig betroffen und fühlte sich plötzlich ebenso inkompetent, wie wenn sie ihre Mutter routiniert und perfekt gestylt in der Fernsehküche hantieren sah.
„Nein. Ich hatte eine bessere Idee. Caroline vom Imbiss kocht für uns ein Festmahl auf Abruf.“
Connie lächelte. Auf diese Weise kamen sie gewiss zu einem schmackhafteren Essen, als sie selbst zubereitet hätte. Schließlich bestand kein Zweifel daran, dass sie nicht mit dem Gen der perfekten Hausfrau gesegnet war.
„Wir beide haben heute Abend also sozusagen eine kleine Privatfeier.“
„Das klingt gut. Was steht auf dem Speiseplan?“
„Makkaroni mit Tomatensoße.“ Er grinste. „Ich habe eine Fertigpackung in der Speisekammer gefunden. Ich hoffe, es ist dir recht.“
Sie wusste von Grannys Vorrat an Speisen, die Kinder wie Sabrinas kleiner Neffe Joey gern aßen. Dazu zählten außer Nudelgerichten auch Fischstäbchen, Erdnussbutter und Wackelpeter.
Eigentlich war Connie kein Fan von Fertigprodukten, aber das wollte sie nicht zugeben. Dass Greg sich so sehr bemühte, sie zu versorgen, war wesentlich wichtiger als eine Mahlzeit, die ihr nicht schmeckte.
„Ich kann nicht besonders gut Gemüse“, gestand er ein. „Sind dir grüne Bohnen aus der Dose recht?“
„Sicher.“ Sie erwartete, dass er sich abwandte und hinausging, doch er blieb an den Türrahmen gelehnt stehen und schaute ihr beim Stillen zu. Aus irgendeinem Grund schien er sich das Vorrecht verdient zu haben, sodass sie es nicht als Verletzung ihrer Intimsphäre auffasste.
„Weißt du“, sinnierte sie gerührt, „du tust weit mehr für mich als zu erwarten wäre von einem Mann, der auf einen dringend benötigten Urlaub nach Hause gekommen ist.“
Greg zuckte die Schultern. „Das war zwar nicht der geplante
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