Julia-Weihnachten Band 23
starken, warmen Körper.
„Nun?“, forschte er nach.
Felicia schaltete ihr Handy aus und blickte stumm in das Gesicht, das sie so gut kannte, auch wenn es im Laufe der Jahre viel markanter geworden war. Gideons klassische römische Nase hatte einen Höcker auf dem Nasenrücken, und eine kleine Narbe durchteilte seine linke Augenbraue. Beides verlieh ihm einen Hauch von Verwegenheit, die ihn noch anziehender für sie machte.
„Woher stammt diese Narbe?“ Behutsam fuhr sie mit dem Zeigefinger über seine Stirn.
„Vom Rugbyspielen in der ersten Mannschaft auf dem College“, antwortete er und lockerte den Griff ein wenig.
„Du hattest noch Zeit, Sport zu treiben, obwohl du mit jedem Mädchen geschlafen hast, das dir über den Weg lief?“
„Dabei habe ich auch einige Narben erworben. Möchtest du sie sehen?“, neckte er sie, und seine Augen funkelten.
„Ganz sicher nicht“, erwiderte Felicia kühl und trat einen Schritt zurück.
„Wenn du nicht ein bisschen netter zu mir bist, küsse ich dich“, warnte er sie.
„Nichts als leere Versprechungen“, zog sie ihn auf und stieß einen unterdrückten Schrei aus, denn Gideon riss sie an sich und küsste sie so wild und leidenschaftlich, dass die Hunde aufstanden und leise zu knurren begannen.
Gideon hob beschwichtigend die Arme. „Tut mir leid, Jungs. Beruhigt euch. Ich werde ihr bestimmt nichts tun.“
„Gut gemacht!“ Lachend beugte Felicia sich hinab und streichelte die beiden Retriever.
„Wirst du es missverstehen, wenn ich vorschlage, ohne Bran und Jet ins Arbeitszimmer hinaufzugehen?“, fragte er.
„Nein, weil ich genau weiß, was du vorhast“, zog sie ihn auf und holte eine DVD aus ihrer Handtasche. „Du möchtest dir ‚Zwölf Uhr mittags‘ ansehen!“
Doch als sie im Arbeitszimmer waren, schaltete Gideon die hohe, schmale Stehlampe neben dem Sofa ein, die ein gemütlich warmes Licht gab, schloss die Vorhänge und zog Felicia auf den Platz neben sich. „Bevor wir uns den Film ansehen, möchte ich dich etwas fragen. Ich muss am 5. Januar wieder in London sein. Aber bis dahin habe ich noch etwas vor. Schon vor Monaten habe ich eine Art Wallfahrt vorbereitet, um das neue Jahr zu feiern.“
„Hier in Chastlecombe?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Mein Aufenthalt hier ist nur eine kurze Flucht über Weihnachten. Mein Assistent in London weiß als Einziger, wo ich zurzeit bin. Er wird mich nur anrufen, wenn es absolut erforderlich ist.“
„Er? Du hast einen männlichen Assistenten? Ich hätte mir eher eine bildhübsche Karrierefrau an deiner Seite vorgestellt“, sagte Felicia erstaunt.
„Solch eine Assistentin hatte ich tatsächlich einmal. Denise sah gut aus und war furchtbar tüchtig. Doch dann heiratete sie und wurde kurz darauf schwanger. Nachdem sie gekündigt hatte, gab ich eine Stellenanzeige auf und fand Peter. Er ist nicht so hübsch wie Denise, aber verdammt gut in seinem Beruf.“
Gideon streckte einen Arm aus und zog Felicia näher. „Wenn unsere Nacht damals Folgen gehabt hätte, wäre unser Kind jetzt fast neun Jahre alt“, sagte er heiser.
Felicia war so verblüfft über den plötzlichen Themenwechsel, dass sie nur stumm nicken konnte.
„Du musst unwahrscheinlich erleichtert gewesen sein, dass unser Abenteuer gut gegangen ist.“
„Ja – natürlich“, sagte sie nach einer Weile.
Gideon drehte ihr Gesicht zu sich. „Höre ich ein Aber heraus?“
„Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich damals wirklich bedauert, nicht schwanger zu sein – doch das war jugendlicher Leichtsinn“, gestand sie und senkte den Blick.
Er drückte sie einen Moment an sich. „Möchtest du eines Tages Kinder?“
„Ja.“
„Möchte dein Anwalt auch welche?“
„Keine Ahnung. Wir haben nie über dieses Thema gesprochen.“
Gideon schüttelte den Kopf. „Was für eine Beziehung hast du nur mit diesem Kerl?“
„Überhaupt keine“, erklärte Felicia ungerührt, griff in ihre Handtasche und schaltete ihr Handy wieder ein. „Trotzdem lasse ich Charles lieber ausreden, bevor ich ihm beibringe, dass endgültig Schluss ist.“
„Was wirst du ihm sagen?“
„Was schlägst du vor?“
„Sag ihm, dass du Silvester schon etwas anderes vorhast.“
Wie auf das Stichwort läutete in diesem Moment das Telefon erneut.
„Hallo, Charles“, sagte Felicia ergeben.
„Was war passiert?“, fragte er scharf.
„Tut mir leid. Unsere Verbindung wurde getrennt. Und anschließend wollte ich erst in Ruhe mit Gideon
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