Julia-Weihnachten Band 23
gehört allerdings nicht zu dieser Sorte, musste sie im Stillen zugeben.
Alec war anders.
Alec war eine Versuchung. Doch er war auch ein verheirateter Mann.
„Lass mich los“, sagte sie ruhig, und zu ihrem Erstaunen folgte er ihrer Aufforderung sofort. Mit spöttischem Blick ließ er ihre Hand achtlos fallen. Im selben Moment erkannte Clemmie, dass alles nur ein Spiel für ihn gewesen war.
„Weiß Alison, dass du andere Frauen so anmachst?“, murmelte sie kaum hörbar. „Dass deine Augen ihnen lauter verlockende Dinge versprechen? Eilst du jetzt nach Hause und beendest mit ihr, was du hier mit mir angefangen hast?“
Alecs Gesicht wurde kreidebleich, und er verzog den Mund zu einer schmalen Linie. Mit zu Fäusten geballten Händen stand er wie erstarrt vor ihr. Besorgt überlegte Clemmie, was er als Nächstes tun würde. Und wie sie darauf reagieren würde …
„Hol Stella her“, zischte er sie leise an. „Hol sie sofort her.“
„Keine Sorge, ich gehe ja schon“, antwortete Clemmie. Entschlossen verdrängte sie ihre Panik darüber, welche tiefen Empfindungen dieser Mann in ihr hervorrief. Sie straffte stolz die Schultern. „Halt dich in Zukunft von mir fern, Alec Cutler. Hast du verstanden?“
Eindringlich schauten sie sich an.
„Ja, ich habe verstanden“, sagte er. „Allerdings ist Ashfield eine kleine Stadt, wie du weißt. Wir werden uns gelegentlich treffen – das ist unvermeidlich. Wenn du diese Tatsache nicht erträgst, hättest du nicht zurückkehren dürfen, Clemmie.“
„Ich ertrage die Tatsache nicht, dass sich verheiratete Männer wie du an mich heranmachen“, fuhr sie ihn an und bemerkte erneut das verächtliche Blitzen in seinen Augen.
„Ich warte draußen“, erklärte er barsch mit versteinertem Gesicht. Damit riss er die Tür auf, ging hinaus und schlug sie heftig hinter sich zu.
Schritte polterten auf der Treppe, und Clemmie wurde in ihren verwirrten Gedanken unterbrochen. Sie drehte sich um und beobachtete, wie die drei Mädchen mit verschreckten Gesichtern die letzten Stufen hinuntersprangen und neben ihr landeten.
„War das mein Vater?“, fragte Stella und kaute ängstlich auf ihrer Unterlippe. „War er wütend? Weshalb ist er derart aus dem Haus gestürzt?“
„Was ist los, Mum?“ Justine runzelte betroffen die Stirn. „Weshalb bist du so blass geworden?“
„Ich … ich bin nur ein bisschen müde, das ist alles“, erwiderte Clemmie und beugte sich zu Stella hinab. „Geh lieber zu deinem Daddy. Er hat gar nicht gewusst, dass du hier bist, nicht wahr?“
Stella schüttelte den Kopf und war den Tränen nahe. „Ich habe es ihm nicht erzählt, weil ich dachte, er würde mich nicht zu euch lassen.“
„Weshalb hätte er es dir nicht erlauben sollen?“, fragte Clemmie.
„Weil er laut geschimpft hat, als er erfuhr, dass Sie nach Ashfield zurückkehren würden. Ich habe es selber gehört.“
„Oh, hat er das getan?“
„Ja. Trotzdem hätte ich ihm sagen müssen, dass ich nach nebenan gehe“, fuhr Stella fort.
„Ja, das hättest du. Und du wirst es in Zukunft immer tun, hörst du? Dann geh jetzt“, meinte Clemmie, richtete sich auf und öffnete die Haustür. „Geh und sprich dich mit deinem Vater aus. Du wirst sehen, alles wird wieder gut.“
„Danke“, verabschiedete sich Stella und eilte hinaus.
Gedankenverloren biss Clemmie sich auf die Unterlippe. Dann zwang sie sich zu einem strahlenden Lächeln und wandte sich ihren Töchtern zu. Inständig hoffte sie, dass sie nicht so verwirrt aussah, wie sie sich fühlte. In diesem Moment war sie nicht dazu in der Lage, den beiden die Situation lange zu erklären. „Habt ihr schön mit Stella gespielt?“, erkundigte sie sich stattdessen.
Justine zog die Nase kraus und erkannte sofort, dass ihre Mutter das Thema wechseln wollte. „Weshalb ist Mr. Cutler so aus dem Haus gestürzt?“, beharrte sie.
Louella hob den Kopf und musterte Clemmie mit ihren klaren blauen Augen neugierig. „Ja, Mummy, weshalb hat er das getan?“
„Das … äh … ist schwer zu erklären“, wich Clemmie ihren Töchtern aus und suchte verzweifelt nach einer passenden Ausrede. „Ich kenne ihn ein wenig aus meiner Schulzeit. Wir sind damals schon nicht gut miteinander ausgekommen. Daran scheint sich nichts geändert zu haben“, stellte sie mit entschlossener Miene fest.
„Hat er sich wegen seiner Frau so aufgeregt?“, wollte Justine wissen.
Clemmie spürte, wie sie leicht errötete. „Wegen seiner Frau?“
„Ja“,
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