Julia-Weihnachten Band 23
sagte Louella. „Seine Frau ist gestorben. Hat er es dir nicht erzählt? Er hat keine Frau, und Stella hat keine Mummy.“
3. KAPITEL
Clemmie konnte kaum glauben, was Justine und Louella ihr gerade mitgeteilt hatten. Sie schaute ihre Töchter eindringlich an.
„Mr. Cutlers Frau ist tot?“, wiederholte sie, als würde die Nachricht glaubhafter, wenn sie sie laut aussprach. „Seid ihr sicher?“
Justine warf ihr einen Blick zu, der sie viel älter als zehn Jahre erscheinen ließ. „Mummy“, gab sie vorwurfsvoll zurück. „Menschen lügen bei so etwas nicht, oder?“
Geistesabwesend schüttelte Clemmie den Kopf. „Nein, nein, natürlich nicht“, stimmte sie ihrer Tochter zu. „Es ist nur so … so …“
„Was, Mummy?“, fragte Louella.
„So ein Schock für mich. Sie muss noch sehr jung gewesen sein. Wann ist sie gestorben? Hat Stella es erzählt?“
Mit sichtlichem Unbehagen verzog Justine das Gesicht. „Äh … nein. Und wir wollten sie nicht danach fragen.“
„Sicher nicht. Das kann ich mir gut vorstellen.“ Clemmie schlang ihre Arme um die beiden Mädchen und zog sie eng an sich. Arme Alison, dachte sie betrübt. Schade, dass sie nicht mehr erleben kann, wie ihre Tochter groß wird. Weshalb in aller Welt hat Alec nichts gesagt?
Vor Verlegenheit war Clemmie flau im Magen, weil sie ihn auf seine Ehefrau zu Hause angesprochen hatte. Weshalb hatte er es ihr bei dieser Gelegenheit nicht erzählt? War er zu verärgert gewesen? Oder zu verletzt?
Sie erschauderte bei der Erinnerung daran, was sie Alec unterstellt hatte. Am liebsten wäre sie ihm nachgelaufen und hätte sich für die kränkenden Worte entschuldigt, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte. Andererseits durfte sie nicht so überstürzt handeln. Schließlich war sie eine erwachsene Frau und kein siebzehnjähriger Teenager mehr. Es würde ihre Töchter nur verwirren und darüber hinaus Stella wahrscheinlich traurig machen. Und das war das Letzte, was sie wollte.
Deshalb nahm sie sich vor, beim nächsten Zusammentreffen in Ruhe mit Alec zu reden – und zwar allein. Sie würde ihm sagen, dass ihr Alisons Tod aufrichtig leidtäte. Sollte er darüber denken, was er wollte.
Die folgenden Tage verdrängte Clemmie jeden Gedanken an Alec und richtete ihr Haus weiter ein. In gewisser Weise war es gut, dass sie so viel zu tun hatte. Das Telefon musste auf ihren Namen umgemeldet werden, und sie musste ihre neue Anschrift bei der Post registrieren lassen. Außerdem musste sie einen Haus- und einen Zahnarzt finden und die Mädchen bei der örtlichen Schule anmelden. Nach dem Ende der Ferien in der kommenden Woche sollten die beiden dort hingehen.
Allmählich färbte sich das Laub der Bäume bereits golden. Der scharfe Geruch von brennendem Holz und die feinen Düfte des Frühherbstes erfüllten die Luft. Clemmie lief durch das Haus, das Dan ihr hinterlassen hatte, und stellte fest, wie viel sie noch zu erledigen hatte.
Die Fenster brauchten dringend neue Gardinen – und das nicht nur, weil ihr die Muster nicht gefielen. Offensichtlich hatte Dan nach dem Tod ihrer Mutter alles ziemlich verkommen lassen. Die Vorhänge waren so alt und fadenscheinig, dass sie ihre Aufgabe nicht mehr erfüllten. Zum Glück konnte Clemmie nähen. Das Problem war nur, an preiswerten Stoff zu kommen.
Außerdem musste sie sich überlegen, wie sie etwas Geld hinzuverdienen konnte. Von Bill bekam sie zwar Unterhalt für ihre beiden Töchter, doch er zahlte nur das gesetzlich vorgeschriebene Minimum. Abgesehen davon kannte sie ihren Exmann gut genug, sodass es sie nicht wunderte, wenn die Summe wieder einmal nicht pünktlich eintraf.
Nach den allernötigsten Arbeiten musste sie sich unbedingt darum kümmern, ein paar neue Freunde in Ashfield zu finden – für sich selbst, aber auch wegen ihrer Töchter. Justine und Louella würden rasch größer werden. Mit Sicherheit würden sie sich dann keine einsame Mutter wünschen, die sich ausschließlich auf ihre Kinder als Gesellschaft stützte.
Clemmie zuckte innerlich zusammen, als sie an ihre Begegnung mit Alec zurückdenken musste. Das war wirklich kein guter Anfang gewesen.
Von ihren letzten Ersparnissen kaufte sie Schuluniformen für Justine und Louella. Wie entzückend die beiden in der nagelneuen grün-goldenen Kleidung aussahen! Kichernd betrachteten sie sich gegenseitig. In den Vereinigten Staaten hatten sie keine Schuluniform tragen müssen. Gerade weil die flaschengrünen Trägerkleider, die hellgelben T-Shirts
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