Julia-Weihnachten Band 23
sie sich geschworen, sich nie wieder schlagen zu lassen und ihr Leben grundlegend zu ändern.
Es war ganz harmlos losgegangen, mit einem kleinen Schubs hier und einem harmlosen Stoß dort. Im Laufe der Zeit waren die Handgreiflichkeiten jedoch eskaliert.
Das erste Mal, als er richtig zugeschlagen hatte, waren ihre Lippen aufgeplatzt. Er hatte wie ein Baby geweint, sich reumütig entschuldigt und geschworen, dass es nie wieder vorkommen würde.
Wider besseres Wissen war Connie weich geworden, doch es war ihm nicht gelungen, sein Versprechen zu halten.
Nach seinem nächsten Wutausbruch hatte sie sich geweigert, länger mit ihm zu leben, und Anzeige gegen ihn erstattet.
Während Ross von Polizeibeamten abgeführt worden war, hatte er gedroht, dass es ihr noch leidtun würde.
Es tat ihr schon sehr lange leid. Dass sie sich überhaupt mit ihm eingelassen hatte, und dass sie bei ihm geblieben war, nachdem er zum ersten Mal die Stimme und die Hand gegen sie erhoben hatte.
Ein grollender Donnerschlag riss sie aus ihren düsteren Erinnerungen. Sie ging zum Fenster und spähte hinaus in den Regen. Ihre Mutter sagte immer, dass derart scheußliches Wetter nach einem Topf Suppe und frisch gebackenem Brot verlangte.
Connie stimmte zu, obwohl sich ihr wahres Können in der Küche auf Süßspeisen beschränkte. Seit sie auf der Ranch in der Küche regierte, lernte sie jedoch ganz allmählich, auch andere Gerichte zuzubereiten.
Seufzend rieb sie sich den schmerzenden Rücken. Hatte sie sich vielleicht übernommen oder verhoben? Oder zählte es einfach zu den gewöhnlichen Beschwerden in den letzten Schwangerschaftswochen? Danach musste sie beim nächsten Arzttermin unbedingt fragen.
Vielleicht war auch der Nachmittagsschlaf auf dem weichen Sofa schuld an den stärkeren Beschwerden.
Ein bisschen Bewegung konnte sicherlich nicht schaden. Also wanderte Connie durch das Haus, bis sie schließlich in der Küche landete. Ihr Gewissen regte sich, weil sie zu Mittag zwar einen Kuchen gebacken, aber nichts anderes zubereitet hatte. Schließlich war sie als Köchin angestellt und wollte nicht den Eindruck erwecken, dass sie ihre Pflichten aufgrund der familiären Atmosphäre nicht ernst genug nahm oder der Aufgabe wegen der Schwangerschaft nicht gewachsen war. Sie brauchte diesen Job und die sichere abgelegene Unterkunft.
Greg stand mit dem Rücken zur Tür an der Arbeitsfläche. Das lange dunkle Haar, das ihm über die breiten Schultern fiel, war im Nacken mit einem Lederband zusammengebunden. Er belud Brotscheiben mit Schinken, Truthahn, Käse, Tomatenscheiben und allem anderen, was der Kühlschrank sonst noch hergab.
Es erschien ihr seltsam, einem attraktiven und talentierten Prominenten von seinem Format so nahe zu sein und zu beobachten, wie er eine derart banale Aufgabe ausführte. Es faszinierte sie, doch sie war fest entschlossen, ihn nicht wie ein Groupie anzuhimmeln.
„Wie wäre es mit einem Stück Apfelkuchen?“, fragte sie, während sie die Küche betrat.
„Wunderbar. Ich bin nämlich ein ganz Süßer.“ Er blickte über die Schulter und schenkte ihr sein typisch charmantes Lächeln, das ihre Hormone in Aufruhr brachte – und zwar diejenigen, die nicht mit Mutterschaft zusammenhingen.
Obwohl sich ihre Gedanken und ihr Körper auf die bevorstehende Geburt vorbereiteten, fühlte sie sich durch Gregs Aufmerksamkeit als Frau geschmeichelt. Doch sie bemühte sich, es zu ignorieren, und schnitt äußerlich gelassen zwei Stücke vom Kuchen ab.
„Lass uns im Wohnzimmer essen“, schlug er vor. „Es wird allmählich kühl, und ich möchte ein Feuer machen. Außerdem hast du es dort bestimmt bequemer.“
Zehn Minuten später prasselte ein Feuer im Kamin. Sie setzte sich auf das Sofa und wickelte sich und ihr Ungeborenes in die Decke. Sie wollte es Amanda nennen, in Gedenken an ihre einst beste Freundin. Das Nachbarsmädchen war im selben Sommer aus der Stadt weggezogen, in dem Connies Vater gestorben war.
Es war ein grausamer Doppelschlag für die damals Zehnjährige gewesen. Und eine ganze Weile lang hatte sie den Kummer und die Einsamkeit kaum ertragen. Die Trauer war im Laufe der Zeit erträglich geworden, die Einsamkeit aber war ihr ständiger Begleiter geblieben.
Draußen tobte der Sturm. Wind heulte um das Haus. Regen prasselte unaufhaltsam auf das Dach.
„Hast du eigentlich Familie?“, wollte Greg unvermittelt wissen.
Sie wandte ihm den Kopf zu und nickte. „Mutter und Schwester.“
„Wohnen sie hier
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