Julia-Weihnachten Band 24
Er wollte unmittelbar den Unterschied feststellen.
Ja, in der Tat, man konnte sich keinen größeren Gegensatz vorstellen. Als er seine Bürotür aufmachte, fand er sich einem völligen Chaos gegenüber, das ihm früher nie aufgefallen war. Sein Schreibtisch war so zum Bersten voll, dass von der Holzplatte kaum noch etwas zu erkennen war. Und überall auf dem Boden lagen nachlässig hingeworfene Akten herum, denn sobald auf seinem Schreibtisch kein Platz mehr war, wich er auf den Boden aus.
Es bestand kein Zweifel, er und Katie waren völlig gegensätzlich.
Aber es wäre doch gelacht, wenn er nicht doch etwas Ordnung in das Ganze bringen könnte. Er begann, die Papiere am Boden ordentlich aufeinanderzustapeln und die Dinge auf seinem Schreibtisch zu sortieren. Doch noch immer sah sein Büro aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Kurzerhand zog er die große Schublade an seinem Schreibtisch heraus und fegte alles von der Tischplatte herunter und in die Schublade hinein, bis sie so prall voll war, dass er sie nicht mehr zubekam. Er schob und drückte mit Gewalt, aber er klemmte sich nur die Finger ein und gab es auf.
Vielleicht sollte er einen Teil im Schrank verstauen und auch die Stapel am Boden hätten in den Schränken noch Platz. Während er versuchte, seine Idee in die Tat umzusetzen, ging die Bürotür auf und Katie stand im Türrahmen.
Mit amüsierter Miene blickte sie auf ihn hinunter. „Suchst du was?“
Es musste wirklich lustig aussehen, wie er da am Boden kniete, umgeben von einem Chaos, das er niemals würde beseitigen können, und wenn er noch so viel Zeit mit Aufräumen zubrachte.
Was ihn noch zusätzlich irritierte, war die Tatsache, dass Katie überhaupt nicht überrascht schien. Anscheinend hielt sie ihn ohnehin für einen Chaoten.
Das konnte er auf keinen Fall auf sich sitzen lassen. Wenn er wollte, konnte er ein ordentlicher Mensch sein. Ja, das konnte er.
„Nein“, erwiderte er steif und schob möglichst unauffällig einen Papierstapel unter den Schreibtisch. Doch bestimmt sah sie sowieso alles. „Ich weiß genau, wo meine Sachen liegen.“
„Aha“, sagte sie nur.
Ohne sie weiter zu beachten, machte er weiter. Doch als er wieder hochblickte, war sie verschwunden.
Was man von dem Chaos leider nicht behaupten konnte.
Mittlerweile hatte er genug vom Aufräumen.
Vielleicht war es an der Zeit, sich einmal auf sich selbst zu besinnen. Eine andere Sichtweise zu gewinnen.
Der Versuch, sich in seinem Verhalten Matt anzunähern, konnte nur schiefgehen, das war ihm klar. Denn er wollte überhaupt nicht so werden wie Matt. Auf keinen Fall, dachte er voller Abscheu. Eigentlich fand er sich, so wie er war, ganz in Ordnung. Und Katie fand das vermutlich auch. Sie hatte einfach nur Angst.
Mittlerweile verstand er auch, warum.
Er würde ihr so gerne zeigen, dass es auch manchmal gut war, ein Risiko einzugehen. Es war auf jeden Fall besser als ein zu großes Sicherheitsdenken und ein aufgeräumter Schreibtisch. Was ihn an dieser Idee allerdings störte, war, dass er überhaupt nicht wusste, wieso es ihm so furchtbar wichtig war, Katie zu beeindrucken.
Warum sie ihm so wichtig war.
Mann, das Ganze wurde allmählich kompliziert. Normalerweise scheute er Komplikationen nicht. Nur was Probleme mit Frauen anbetraf, da hatte er trotz seiner vielen Schwestern wenig Erfahrung gesammelt. Bisher hatte er sich immer elegant aus der Affäre gezogen.
„Ich muss mir unbedingt einen neuen Plan ausdenken“, murmelte er und fuhr mit dem Finger über die Staubschicht auf seinem Schreibtisch. „Und zwar einen guten.“
Er setzte sich in seinen Schreibtischstuhl und drehte ihn so, dass er das Chaos in seinem Büro nicht mehr sehen konnte.
Eine Weile wälzte er die verschiedenen Aspekte in seinem Kopf hin und her. Bei einem Mann wie Matt konnte Katie sich offenbar sicher und entspannt fühlen. In seiner Gegenwart hingegen fühlte sie sich anscheinend unsicher und angespannt. Außerdem war sie borstig und ungestüm und verlor die Fassung.
Eigentlich musste er sie nur davon überzeugen, dass es gut war, borstig und ungestüm zu sein und die Fassung zu verlieren.
Ob das wohl sehr schwer war?
7. KAPITEL
Eine Woche vor Weihnachten kam Matt ins Büro zurück.
Katie versteckte sich an diesem Tag hinter ihrer Arbeit, tat aber ansonsten, als sei alles vollkommen in Ordnung – obwohl sie sich schrecklich fühlte. Irgendwie waren die Dinge aus dem Ruder gelaufen.
In ihrem Bestreben, sich Matt zu angeln,
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