Julia-Weihnachten Band 24
Dessert, das er gerne verspeisen würde.
Heute jedoch war sein Blick irgendwie anders. Immer noch feurig, aber es kam ihr vor, als hätte er ungefähr denselben Ausdruck wie sie selbst in den Augen. Da lag so viel mehr drin als bloße Bewunderung …
„Mhm, zum Anbeißen“, kam von hinten Hollys Stimme. Katie drehte sich um und sah, dass Holly auf Bryan starrte und sich dabei die Lippen leckte.
„Was machst du denn hier?“, fragte Katie, während ihre erregte Stimmung sich abrupt verflüchtigte.
„Ich versuche, unseren störrischen stellvertretenden Direktor aufzugabeln, der sich weigert, seine E-Mails zu lesen.“ Lächelnd blickte Holly auf Matt, der plötzlich in einer Ecke, nicht weit von Bryan entfernt, auftauchte. Wie üblich trug er einen Stapel Akten auf dem Arm, hatte die Brille auf der Nase und sah sehr dienstbeflissen aus. Bis er die lächelnde Holly bemerkte.
Schüchtern lächelte er zurück und … ließ den Aktenstapel fallen.
Katie traute ihren Augen nicht. Brachte Holly ihn derart aus der Fassung? Und wie kam es eigentlich, dass jedes Mal, wenn Holly auftauchte, Matt nicht weit entfernt war? Oder war es umgekehrt, dass jedes Mal, wenn Matt auftauchte, Holly nicht weit entfernt war?
Bevor sie weiter über diese Fragen nachgrübeln konnte, kam ein stämmiger Lastwagenfahrer in den Hangar geschlurft. „Ich soll hier was abliefern“, brummte der Mann und blickte auf seinen zerfledderten Schreibblock, an dem ein abgenagter Kugelschreiber baumelte.
Holly ging auf den Mann zu, sah ihn von oben bis unten an und sagte schnippisch: „Süßer, die Ersatzteile werden normalerweise hinten im Hangar abgeliefert.“
„Hm, schon“, knurrte der Mann und schluckte verlegen. „Aber heute habe ich keine Ersatzteile, sondern eine Ladung Büromaterial.“ Er studierte seinen Lieferschein. „Telefonisch bestellt von … Katie Wilkins.“
„Eine ganze Ladung?“, fragte Katie stirnrunzelnd. „Aber ich habe doch nur das Übliche bestellt. Bleistifte, Papier … Bürokram eben.“ Sicher, sie war neuerdings etwas zerstreut, aber so zerstreut doch wohl auch wieder nicht. Sie warf Bryan einen kurzen Blick zu und merkte, wie ihr Herz schneller schlug. „Das kann doch höchstens ein Karton sein“, wandte sie mit mattem Protest ein.
„Also hier auf dem Lieferschein steht was anderes. Sie haben eine ganze Lkw-Ladung Papier bestellt.“
Sämtliche Köpfe drehten sich zum Eingang hin, vor dem der Lieferwagen stand. Gerade stieg der ebenfalls stämmige Beifahrer aus, öffnete die Ladeklappe und begann mit dem Ausladen.
„Aber ich brauche nicht so viel Druckerpapier“, protestierte Katie.
„Bestellt ist bestellt, Lady. Es ist auch kein Druckerpapier. Der ganze Wagen ist voller Toilettenpapier.“
Bis zum Feierabend musste Katie sich von allen Seiten irgendwelche dümmlichen Toilettenwitze anhören.
Nach diesem anstrengenden Tag verspürte sie das dringende Bedürfnis, noch einmal zu den Flugzeugen zu gehen. Sie wartete, bis alle das Büro verlassen hatten, dann lief sie leise den Gang entlang hinüber zu Hangar Zwei, wo die Maschinen über Nacht abgestellt waren.
Der Hangar war riesig, und da die Wände aus Metall bestanden, hörte man jedes kleinste Geräusch. Schon längst war es dunkel, und eigentlich sollte sie deswegen nervös sein, zumindest war sie das früher immer gewesen. Aber jetzt war es anders.
Beim Eintreten überfielen sie sofort die verschiedenen Sinneseindrücke, die sie so liebte – der Geruch von Dieselöl, das im Dunkeln schimmernde Metall der Flugzeuge, der kühle Wind, der hier immer hindurchfegte. Sie knipste das kleine Notlicht neben der Tür an, das seltsame Schatten auf die Wände warf.
Wenn jemand sie hier sehen könnte, würde er sich ziemlich wundern über ihre merkwürdige Anwandlung, nachts die Flugzeuge zu betrachten. Doch es war ihr vollkommen egal, was die anderen dachten. Ihr gefiel es hier, und nur das zählte.
Mindestens fünf Flugzeuge standen da und schienen sie erwartungsvoll zu begrüßen. Sie konnte nicht erkennen, ob weiter hinten, in den gähnenden Tiefen des großen Hangars, noch mehr Maschinen standen. All diese schlanken, schnittigen Jets gehörten ihr in dem Moment ganz alleine, und das machte sie glücklich.
Sie verstand diese seltsame Faszination selbst nicht, zumal es eine solche Maschine war, die sie als Kind ins Unglück gestürzt hatte.
Es war unerklärlich und irrational, doch sie spürte nun mal eine geheime Leidenschaft für Flugzeuge.
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