Julia-Weihnachten Band 24
beruhigen.
Wie sollte sie bloß mit dieser Situation umgehen? Von Anfang an war ihr doch klar gewesen, dass er das Risiko liebte, und dass er die Werbeaufträge nicht nur wegen des Geldes annahm. Deshalb hatte sie ihn ja auch immer gemieden.
Sie hielt es einfach nicht aus, zitternd unten am Boden zu stehen und ihm dabei zuzusehen, wie er sein Leben aufs Spiel setzte.
Er war absolut der falsche Mann für sie.
Sie fand zwar, dass alle Männer ihre Fehler hatten, aber bei Bryan war die Liste besonders lang. Zuerst hatte er ihr mit seinen verführerischen Blicken den Sinn verwirrt und ihr dann mit seinen heißen Küssen und Liebkosungen den letzten Rest von Verstand geraubt. Sie konnte überhaupt nicht mehr klar denken, weil sie nur noch auf ihn und auf das, was er machte, fixiert war.
Und da er alles, was er machte, mit Leidenschaft betrieb, bekam sie seine Leidenschaft eben auch zu spüren.
Fehler waren das aber nicht direkt, oder?
Mal überlegen, bestimmt würden ihr noch andere einfallen. Also er war unglaublich zärtlich und liebevoll, und er brachte sie zum Lachen, über Dinge, über ihre Arbeit, sogar über sich selbst.
Über das ganze Leben.
Mist, das waren auch keine Fehler.
Irgendwas war mit ihr passiert. So war sie doch früher nicht gewesen. Dieser Mann förderte lauter komische Eigenschaften zutage, von denen sie bisher gar nichts gewusst hatte. Sie konnte ja kaum noch ihre Arbeit machen, so zerstreut, wie sie war. Wie hatte sie nur eine ganze Wagenladung Toilettenpapier bestellen können!
Das musste aufhören.
Wenn sie nur wüsste, wie.
Wie meistens brachte Bryan seine Maschine selbst in den Hangar zurück, das war ihm am liebsten. Aber diesmal war er nicht recht bei der Sache.
Um ein Haar wäre er da oben ins Trudeln gekommen.
„Mann, das war super, absolut …“
Bryan hob abwehrend die Hand, um Ritchies Redeeifer zu stoppen. Er hatte keine Lust, über diesen Stunt zu reden, eigentlich hatte er überhaupt keine Lust zum Reden.
Er ging an den Filmleuten vorbei, die sich gegenseitig beglückwünschten, wie toll die Aufnahmen geworden waren. Als hätten sie gerade eben ihr Leben für eine blöde Bierreklame riskiert.
Tatsache war, dass Bryan mit sich selbst im Moment äußerst unzufrieden war. Eigentlich ging ihm die ganze Welt auf die Nerven.
Er musste jetzt unbedingt alleine sein und nachdenken.
Eine falsche Drehung da oben, und er wäre abgestürzt. Dieser Gedanke war ihm vorher nie gekommen, obwohl er bestimmt Hunderte solcher Stunts und noch gefährlichere geflogen war. Was war denn plötzlich los mit ihm?
Ohne sich umzublicken, durchquerte er mit großen Schritten die Eingangshalle. Die beiden Frauen am Empfangstresen lächelten ihm bewundernd zu und hoben anerkennend den Daumen. Auch verschiedene Kunden, die in der Eingangshalle herumstanden, machten anerkennende Bemerkungen über seine Flugkünste.
Er winkte nur ab und steuerte direkt auf sein Büro zu.
Seine Maschine war technisch völlig in Ordnung, an ihr lag es nicht. Nein, mit seinen eigenen Händen hatte er den Hebel eine Sekunde zu lange durchgedrückt.
Zwar hatte er das Flugzeug immer noch unter Kontrolle gehabt, aber zum ersten Mal im Leben hatte er daran gedacht, was hätte passieren können.
Dass er jetzt tot sein könnte.
Und dabei dachte er nicht an den Schmerz, den sein Tod ihm selbst vielleicht verursachen würde, sondern daran, wie furchtbar das für seine Familie wäre. Er war der Jüngste, der Liebling seiner Eltern.
Und Katie. Mein Gott, Katie.
Es würde sie umbringen.
War ein dämlicher Werbespot das wirklich wert?
Im Gang lief ihm Holly über den Weg, die ihn mit einem anzüglichen Lächeln fragte: „Bist du im Bett genauso wie beim Fliegen? Das stelle ich mir ziemlich aufregend vor.“
Bryan gab keine Antwort und lief nur noch schneller, um in sein Büro zu kommen. Er brauchte dringend Ruhe. Und außerdem wollte er bei seiner Familie anrufen. Plötzlich hatte er das dringende Bedürfnis, eine vertraute Stimme zu hören.
Er kam zu Katies Tür, die nur angelehnt war, und wollte schon vorbeigehen. Aber da sah er sie durch den Türspalt vor dem Fenster stehen, den schlanken, geraden Rücken ihm zugewandt.
Sie hatte ihm beim Fliegen zugesehen.
Er stoppte so abrupt seine Schritte, dass er beinahe über seine Füße gestolpert wäre, und betrat ihr Büro.
„Katie“, sagte er leise, um sie nicht zu erschrecken. Er sah, wie sie sich sofort steif machte. Aber sie drehte sich nicht um.
„Tut mir
Weitere Kostenlose Bücher