Julia-Weihnachten Band 24
klopfende Katzen oder geheimnisvolle Engel zu hören.
Obwohl Tom hundemüde war, bekam er einfach kein Auge zu. Immer wieder sah er vor seinem inneren Auge, wie Marnie am Klavier saß und Weihnachtslieder sang. Genau so stellte er sich ein perfektes Weihnachtsfest vor – sie alle drei zusammen, wie eine richtige Familie. Doch Marnies und seine Lebensvorstellungen waren einfach unvereinbar.
Warum war ihnen das früher eigentlich nie aufgefallen? Vielleicht, weil sein Bedürfnis nach Bewegung und Veränderung noch nicht zum Vorschein gekommen war, solange sie in Ryder’s Crossing lebten?
Aber sie hatte ihn bereitwillig an die Universität von Tennessee begleitet, anstatt auf ein College in der Nähe zu gehen. Und sie hatte ihn geheiratet, obwohl sie wusste, dass das ein Leben im Ausland bedeutete.
Unruhig warf Tom sich im Bett herum. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie mit ihm nach Rom ging, aber ihr Kinderwunsch stand einfach zwischen ihnen. Wie konnte er ihr nur begreiflich machen, was er hatte durchmachen müssen, nachdem er von Cody erfahren hatte und ihm bewusst geworden war, dass er dem Kleinen ein Zuhause geben musste?
Nacht für Nacht war er schweißgebadet hochgeschreckt. Er hatte das beklemmende Gefühl gehabt, in der Falle zu sitzen – genauso wie damals, als seine Mutter ihn mit seinem Vater allein gelassen hatte.
Zu seinem Glück hatte Cody sich unglaublich leicht in sein Leben eingefügt.
Es musste eine rationale Erklärung dafür geben, dass ihm der Gedanke, noch mehr Kinder zu bekommen, so zuwider war, obwohl er doch genau wusste, wie sehr Marnie sich Kinder wünschte.
Aber wie auch immer er es drehte und wendete, er kam immer wieder zu dem gleichen Ausgangsproblem zurück: Er wollte um seiner selbst willen geliebt und nicht in eine Rolle gedrängt werden. Irgendwie musste er ihr das begreiflich machen.
Als er das nächste Mal die Augen aufschlug, war es bereits ein Uhr nachts. Anscheinend war er doch irgendwann eingeschlafen.
Plötzlich hörte er ein Rascheln im Flur.
„Cody?“, rief er und stand auf. Da er keine Antwort erhielt, streifte er seinen Bademantel und seine Hausschuhe über und griff nach seiner Taschenlampe.
Als er zur Dachbodentreppe eilte, sah er auf halbem Wege aufwärts die Umrisse eines Menschen. „Wer ist da?“, fragte er scharf.
Er knipste die Taschenlampe an und leuchtete in Marnies besorgtes Gesicht. „Ich habe ein Geräusch auf dem Dachboden gehört“, sagte sie. „Ich dachte, das ist vielleicht wieder Cody.“
Tom hatte Granny vorhin dabei geholfen, eine Glocke über ihrer Schlafzimmertür anzubringen, sodass sein Sohn das Zimmer nicht verlassen konnte, ohne sie zu wecken. „Möglicherweise ist ja doch ein Waschbär da oben“, sagte er.
„Was auch immer es ist, ich möchte es herausfinden.“
Leider konnte Tom gerade nicht an Waschbären denken, dazu sah Marnie in dem sich eng an ihren Körper schmiegenden Morgenmantel viel zu sexy aus. Als er näher kam, hätte er am liebsten tief in die schlaftrunkenen Augen geschaut und sie geküsst.
Aber das war viel zu riskant. „Okay, lass uns nachsehen.“
„Meinst du? Ist es wirklich eine so gute Idee? Wir beide dort allein …?“, fragte Marnie.
„Das kriegen wir schon hin“, antwortete Tom mit gespielter Zuversicht.
„Wenn du meinst“, sagte Marnie zweifelnd. Sie drehte sich um und stieg weiter die Treppe hoch.
Tom folgte ihr, wobei er vergeblich versuchte, den Blick von ihren verführerisch schwingenden Hüften loszureißen. Das hier war seine Frau, die einzige Frau, die er je geliebt hatte – und je lieben würde. Und mit der er zum ersten Mal in seinem Leben Sex gehabt hatte.
Er hatte noch ein in ihren Flitterwochen entstandenes Foto, auf dem sie lachend, mit wehenden Haaren und geblümtem Badeanzug am Strand von Hawaii auf ihn zurannte. Natürlich gab es kein Foto von dem, was danach passiert war: Wie Tom sie auf den Arm genommen und ins Hotelzimmer getragen hatte, die belustigten Blicke der anderen Touristen ignorierend.
Er hatte mit dem Fuß die Tür zugestoßen, Marnie aufs Bett gelegt und ihr den nassen Badeanzug vom feuchten Körper gestreift …
„Tom?“, hörte er Marnie plötzlich von oben fragen.
„Du gehst nach links und ich nach rechts“, ordnete er an. „Benutz deine Taschenlampe.“ Er wollte vermeiden, den Kronleuchter anzuknipsen, um das, was da oben war, nicht in die Flucht zu schlagen.
Der Strahl ihrer Taschenlampen wanderte über Truhen, Schränke
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