Julia-Weihnachten Band 24
Aufschnitt, Käse, Brot, Kartoffelsalat und Gemüse bereitgestellt.
Kurz zuvor hatte Mike angerufen und mitgeteilt, dass die Reparatur des Wagens sich noch um einen Tag verzögern würde. Seltsamerweise hatte er nicht in der Ich-Form gesprochen, sondern mehrere Male „wir“ gesagt, doch als Marnie ihn gefragt hatte, ob er etwa jemanden mitbrachte, hatte er das Gespräch unter einem Vorwand abgebrochen.
Lächelnd beobachtete sie, wie Tom für seinen Sohn ein äußerst seltsames Sandwich machte – mit Tomaten, schwarzen Oliven – und einer dünnen Scheibe Früchtekuchen.
„Warum nicht?“, fragte Tom auf Jolenes Einwand hin. „Wenn es ihm schmeckt?“
„Davon bekommt er garantiert Bauchschmerzen!“, gab Granny zurück. „Vergiss bitte nicht, dass er heute Nacht bei mir schläft!“
„Das Kind hat einen Magen aus Stahl“, versicherte Tom ihr.
Marnie belegte ihr Sandwich mit Schinken, Käse und Senf, das ihr im Vergleich zu Codys total langweilig vorkam.
Als sie sich neben Granny setzte, fragte sie sich wieder, was das seltsame Verhalten ihres Cousins zu bedeuten hatte. „Was ist eigentlich mit Mike los?“, sagte sie zu Jolene. „Bringt er vielleicht jemanden mit?“
„Lass dich überraschen“, antwortete ihre Großmutter kurz angebunden und drehte sich zu Artie um. Offensichtlich wollte sie nicht über das Thema reden. Sehr merkwürdig.
Nach dem Abendessen gingen sie alle ins Wohnzimmer, wo Jolene sich in ihren antiken Schaukelstuhl setzte und Dr. Spindler es sich in einem Sessel bequem machte. Tom nahm Cody mit nach draußen, um ein paar Holzscheite zu holen, und machte dann ein Feuer im Kamin.
Die vier Erwachsenen entspannten sich, und sogar Cody spielte friedlich mit einem Holzpuzzle auf dem Fußboden.
Der Duft von brennendem Holz und Tannennadeln erfüllte Marnie mit tiefer Zufriedenheit. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Tom sie nachdenklich beobachtete.
Der Schein des Feuers betonte seine leicht gebräunte Gesichtsfarbe und brachte seine blauen Augen zum Funkeln. Sie empfand plötzlich eine solche Sehnsucht nach ihm, dass es förmlich wehtat.
Ob er auch gerade an alte Zeiten zurückdachte? Oder genoss er einfach nur den friedlichen Abend? Sie kannte ihn jetzt schon achtzehn Jahre lang, aber trotzdem blieb ihr vieles an ihm ein Rätsel. Auch sein jetziges Verhalten, das total widersprüchlich war.
Auf der einen Seite war er manchmal unglaublich liebevoll zu ihr – drei Mal hatte er sie sogar geküsst, und zwar alles andere als flüchtig –, aber trotzdem hatte er weder die Absicht, nach Ryder’s Crossing zu ziehen, noch wollte er mehr Kinder.
Es sah ganz so aus, als wolle er das Gleiche von ihr wie früher: Kameradschaft. Aber das war ihr einfach nicht genug.
„Ich habe übrigens letzten Monat das Klavier stimmen lassen“, unterbrach Jolene plötzlich die angespannte Stille. „Hat von euch zufällig jemand Lust zu spielen?“
Die Frage war an Marnie gerichtet. „Na ja, ein paar Weihnachtslieder können nicht schaden“, sagte sie und erhob sich. Auf dem Klavier lag bereits ein Heft mit Weihnachtsmusik bereit. Marnie suchte ihr Lieblingsstück aus: White Christmas.
Ihre Stimme war nicht besonders kräftig, aber ihre Großmutter und Artie unterstützten sie bereitwillig. Als kurz darauf auch Toms voller Bariton den Raum füllte, wurde Marnie ganz wehmütig.
Warum kann es nicht immer so sein? Am liebsten hätte sie die ganze Nacht weitergespielt, doch nach sechs Liedern taten ihr die Hände weh, und die anderen begannen zu gähnen.
Bedauernd ließ Marnie die Hände sinken. „Schlafenszeit“, sagte sie.
Tom nickte zögernd und nahm seinen müden Sohn auf den Arm.
Artie half Jolene beim Aufstehen. „Ich komme morgen Nachmittag noch mal vorbei“, sagte er zu ihr. „Wir müssen unbedingt unsere Scrabble-Partie beenden.“
Als Marnie sah, wie Jolene sich auf dem Weg nach draußen auf Arties Arm stützte, machte sie sich sofort wieder Sorgen. Hoffentlich hatte sie ihre Großmutter mit ihrem Klavierspiel nicht übermüdet.
„Komm, wir holen deinen Schlafanzug und deine Zahnbürste“, sagte Tom zu Cody. „Du schläfst doch heute bei Nonna Jola .“
„Okay.“ Der Kleine rieb sich die Augen.
Marnie fragte sich, ob es wirklich eine so gute Idee war, dass Tom und sie allein im ersten Stock blieben, aber vermutlich war ihre Sorge unbegründet. Sie war so erschöpft, dass an Sex sowieso nicht zu denken war. Bestimmt würde sie die ganze Nacht durchschlafen, ohne an Türen
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