JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
Sie konnte nicht glauben, was Rocco soeben behauptet hatte, und sah ihn fassungslos an. „Was hat Kaye Winton über mich erzählt?“
„Sie warnte mich vor dir. Sie meinte, du würdest dich bestimmt an mich heranmachen, denn du wärst die allseits bekannte Sexgöttin hier im Ort … Allerdings ließ sie sich ziemlich hinreißen und formulierte es nicht ganz so höflich.“
Amber sah ihn mit offenem Mund an. „Sag das noch einmal“, flüsterte sie mit bebender Stimme, nachdem sie sich von dem schweren Schock erholt hatte, den seine Worte bei ihr ausgelöst hatten.
„Mir scheint, du treibst es mit ständig wechselnden Männern in auffällig teuren Autos und übernachtest regelmäßig außer Haus …“, stieß Rocco angewidert hervor. Entschlossen trat er zu ihr, nahm ihr den Schlüssel aus der Hand und schloss die Tür auf. „Geh hinein. Du bist schon ganz blau vor Kälte.“
„Das ist eine abscheuliche Lüge!“, rief Amber aus.
Rocco legte eine Hand auf ihre steife Schulter, schob sie ins Haus und schloss die Tür hinter sich. „Ich glaube, es ist allerhöchste Zeit, dass du mir erzählst, was mit dir los ist.“
Amber warf ihre Tasche auf den Boden und drehte sich zu ihm. „Also, noch einmal von vorne: Kaye Winton hat dir erzählt …“
„Nachdem, was ich soeben mit eigenen Augen gesehen habe, würde ich dir nicht glauben, solltest du versuchen, es abzustreiten“, unterbrach Rocco sie verärgert. „Also, spar dir die Worte. Legst du dich zurück, um deiner lebensgefährlichen Angewohnheit nachgehen zu können?“
Amber schloss entsetzt die Augen. Wie konnte Rocco so etwas auch nur in Betracht ziehen! „Bist du verrückt, dass du mich so etwas fragst?“
Rocco fasste ihre Hände und zog sie näher zu sich heran. „Ich will die Wahrheit wissen, Amber. Ich war gestern Abend kurz davor, meine Hände um den Hals dieses gehässigen Weibs zu legen und zuzudrücken, um sie zum Schweigen zu bringen. Ich glaubte ernsthaft, dass ihre Worte nichts als Zickengeschwätz wären.“
„Ich möchte das noch einmal hören. Kaye Winton hat in Gegenwart von Zeugen …“
„Es gab keine Zeugen. Die übrigen Gäste waren auf der anderen Seite des Raums, als sie plötzlich vertraulich wurde.“
Ambers aufsteigende Wut legte sich kaum trotz dieser etwas beruhigenden Tatsache. „Na gut. Ich möchte, dass sie es mir direkt ins Gesicht sagt.“
„Meiner Meinung nach wäre es klüger, den Mund zu halten, anstatt Kaye Winton noch zu ermutigen, diese Geschichte weiterzuverbreiten.“
Amber versuchte verärgert, ihre Hände aus seinen zu befreien. „Lass mich los, Rocco. Ich werde diese bösartige Schlange aus dem Bett jagen und …“
Rocco gab sie nicht frei. „So wie du im Moment aussiehst, nämlich, als würdest du geradewegs von einer anstrengenden Nacht auf einem Fernfahrerrastplatz nach Hause kommen, wird sie das bestimmt tief beeindrucken.“
„Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden? Was fällt dir ein, Andeutungen zu machen, dass ich – dass ich eine Hure sein könnte?“, fuhr Amber ihn entrüstet an. Tränen ehrlicher Verzweiflung traten ihr in die Augen.
„Es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt oder verletzt habe. Aber ich muss es wissen.“ Rocco ließ sie los und atmete heftig aus. „Also, seit wann treibst du dich nur zum Spaß mit Männern herum?“
Rasend vor Zorn, packte Amber ein Marmeladenglas mit verwelkten Blumen, das auf einem kleinen Pinientisch stand, und schleuderte es in Roccos Richtung. Das Gefäß zerbarst an dem Stahlbecken einen halben Meter hinter ihm, und die Scherben verteilten sich über den ganzen Boden.
„Das war ausgesprochen dumm für jemanden, der keine Schuhe anhat“, stellte Rocco kühl fest.
„Ich wünschte, ich hätte dich getroffen!“, stieß Amber wütend hervor. In Wirklichkeit hatte der Schreck über ihr eigenes Verhalten sie bereits ein wenig beruhigt. „Ich gehe keiner lebensgefährlichen Angewohnheit nach, wie du es ausdrückst. Verstanden?“
„Es freut mich sehr, das zu hören. Ich wünschte nur, du hättest dieselbe klare Einstellung gegenüber dem Sex bewahrt.“
Amber beachtete seine bissige Antwort nicht. Verzweifelt versuchte sie, ihre wirren Gefühle wieder in den Griff zu bekommen und zu begreifen, weshalb Kaye Winton ihren Ruf in solch unentschuldbarer Weise beschmutzt hatte. Bisher hatte die Frau, deren Ehemann seine Wagen bei Neville kaufte, nicht das geringste Interesse an ihrem Privatleben gezeigt. Hatte sie gestern in der
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