JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
Klatschspalten glauben darf.“
Rocco erstarrte einen Moment betroffen. Dann warf er ihr einen brennenden Blick zu, den sie nur als offenen Abscheu deuten konnte.
Amber wurde kreideweiß. „Rocco?“, flüsterte sie unsicher und ließ ihn nicht aus den Augen.
„Das ist deine Schuld“, erklärte er vernichtend und eilte hinaus.
Die Tür schloss sich donnernd hinter ihm. Amber blieb zitternd zurück und war verwirrter und aufgewühlter, als sie es sich jemals wieder hätte vorstellen können.
4. KAPITEL
Als Amber eine Stunde später hinausgehen und mit der Arbeit beginnen wollte, klopfte es energisch an ihrer Haustür.
Sie öffnete und stellte verblüfft fest, dass Kaye Winton auf der Türschwelle stand. Die Brünette trug ein hautenges grünes Lederkostüm. Sie nutzte Ambers Überraschung und trat mit versteinerter Miene unaufgefordert ein.
„Eines möchte ich grundsätzlich klarstellen“, begann sie barsch. „Wenn ich Sie erneut dabei ertappe, dass Sie sich an einen unserer Gäste heranmachen, werde ich meinen Mann darüber in Kenntnis setzen.“
Amber sah sie ungläubig an. „… dass ich mich an einen Ihrer …“
„Rocco Volpe. Oh, ich kann es Ihnen nicht einmal verdenken. In Ihrer Position hätte ich wahrscheinlich nicht anders gehandelt. Rocco ist ein toller Mann und eine gute Partie dazu“, unterbrach Kaye sie und lächelte gezwungen. „Glauben Sie ja nicht, dass ich gestern nichts gemerkt hätte: Sie kamen direkt aus seinem Schlafzimmer.“
Amber befand sich in der sehr unangenehmen Lage, eines äußerst ungehörigen Verhaltens beschuldigt zu werden. Da bei hatte eigentlich sie die Frau zur Rede stellen wollen, die ihrem Ruf derart geschadet hatte. Aber so einfach war das nicht. Wenn sie preisgab, dass Rocco ihr von der Behauptung der Brünetten erzählt hatte, musste sie zugeben, dass sie bei de sich viel besser kannten, als irgendjemand erfahren sollte. Die Angelegenheit war so heikel, dass sie am Ende ihren Job verlieren könnte oder zumindest gezwungen sein würde, persönliche Dinge zu ihrer Verteidigung vorzubringen. Amber war nicht sicher, wie sie sich verhalten sollte.
„Mrs. Winton, ich …“
„Ich habe gestern Abend mein Bestes getan, um den Schaden zu begrenzen und Roccos Aufmerksamkeit von Ihnen abzulenken“, gab Kaye zu und überraschte Amber mit diesem unverblümten Geständnis. „Letztlich ist Rocco auch nur ein hormongesteuerter Mann auf der Suche nach sexueller Abwechslung. Aber diese wird er nicht bei unserer Gärtnerin finden. Verstanden?“
„Ich glaube, Sie haben Ihren Standpunkt deutlich genug dargelegt“, zischte Amber und presste die Fingernägel in ihre Handflächen, um nichts zu sagen, was sie später bereuen könnte.
Kaye stieß mit der Spitze ihres Stilettos an den winzigen Holzzug, der neben dem Tisch auf dem gefliesten Boden lag. „Ich hatte Ihren Sohn ganz vergessen … Wo bringen Sie ihn eigentlich unter, während Sie hier arbeiten? Oder ist er nur besuchsweise bei Ihnen? Wenn ich es recht bedenke, habe ich ihn noch nie gesehen.“
„Ich glaube kaum, dass er Sie wirklich interessiert.“ Amber hatte sich schon gefragt, weshalb Kaye ihr Baby Rocco gegenüber verschwiegen hatte. Jetzt erkannte sie zu ihrer Erleichterung, dass die Frau Freddys Existenz schlichtweg vergessen hatte. Allerdings überraschte sie das nicht. Harris Winton hatte seiner Gärtnerin von vornherein klargemacht, dass sie außerhalb ihrer Arbeit nichts auf dem Grundstück zu suchen hätte.
Kaye zuckte zustimmend mit den Schultern. „Sie scheinen das ja ziemlich leicht zu nehmen.“
„Vielleicht …Vielleicht auch nicht.“
Kaye öffnete die Tür und warf ihr einen spöttischen Blick zu. „Ich habe Ihnen gestern einen Gefallen getan. Mein Ehemann hätte Sie hinauswerfen können. Harris hat äußerst konservative Vorstellungen, was das Verhalten seines Personals betrifft.“
Amber konnte sich die Bemerkung nur mühsam verkneifen, dass Kaye Winton einst selber als einfache Pferdepflegerin in den Reitställen seiner ersten Ehefrau gearbeitet hatte – eine Tatsache, die allgemein bekannt war.
„Männer …“, lachte Kaye über ihre eigene Scheinheiligkeit. „Es geht nicht mit ihnen und nicht ohne sie.“
Es war bereits Mittag, als Harris Winton endlich zu Amber hinauskam. Er war ein kleiner magerer Mann mit äußerst korrekten Manieren und heute erheblich stiller als sonst. Er kürzte seinen ausgedehnten Rundgang mit dem Hinweis ab, dass er Gäste hätte. Da es
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