JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
beeilte sich Rocco zu sagen, als er ihr zornig gerötetes Gesicht bemerkte. „Offensichtlich der falsche.“
Amber wusste nicht recht, ob sie ihm glauben durfte. Rocco hatte einen sehr starken Sexualtrieb und beobachtete sie immer noch begierig. Er brauchte stets nur die Hand auszustrecken und bekam, was er wollte. Doch sie war nicht zu haben. Sie stand nicht zur Verfügung und würde es nie wieder sein.
„Es gibt keine Zugabe, Rocco. Geh bitte.“
„Du warst tatsächlich nicht in der Stimmung für einen Scherz.“
Amber schob die verräterisch zitternden Hände in ihre Jackentaschen und trat zurück. „Die Zeiten, in denen ich dir nachgestellt habe, sind vorbei. Verstanden?“
„Ich gebe ohne Weiteres zu, dass es heute umgekehrt war, cara .“
„Meinst du, ich hätte das nicht bemerkt?“ Amber lachte nervös. In Wirklichkeit war es ihr erst klar geworden, als er es selber zugab. „Aber ich habe die Seiten gewechselt.“
„Stimmt. Diesmal hast du mein Inneres nach außen gekehrt.“ Rocco betrachtete sie eindringlich mit seinen goldbraunen Augen. Er war ein Mann, der sich seiner sexuellen Anziehungskraft durchaus bewusst war.
Amber warf ihm einen eiskalten Blick zu, der alle ihre schauspielerischen Fähigkeiten erforderte. „Dann weißt du jetzt wenigstens, wie es sich anfühlt.“
5. KAPITEL
Sobald Amber glaubte, dass sie außer Hör- und Sichtweite war, begann sie zu rennen. Ihr Atem ging flach bei der wilden Flucht durch die Bäume.
Es war erst vier Uhr nachmittags, aber es wurde rasch dunkel. Wie versprochen, hatte Neville ihren Wagen zurückbringen lassen. Sie stürzte daran vorbei ins Haus, warf ihre Jacke achtlos zu Boden und hielt nur inne, um ihre Arbeitsstiefel auszuziehen. Sie schaltete nicht einmal das Licht ein. Während sie in Richtung Treppe ging, merkte sie, dass das rote Lämpchen ihres Anrufbeantworters blinkte. Seufzend drückte sie auf den Knopf für den Fall, dass es sich um etwas Wichtiges handelte.
Opals wohlklingende Stimme ertönte aus dem Apparat. Sie war mit Neville und den Kindern zum Dinner bei Freunden und würde erst spät zurückkehren. „Freddy bekommt hier so viel Aufmerksamkeit, dass er dich bestimmt nicht vermisst“, versicherte sie der Schwester. „Ich werde ihn für dich ins Bett bringen, sobald wir wieder zu Hause sind.“
Die tröstliche Aussicht, Freddy heute Abend in die Arme schließen zu können, löste sich in nichts auf. Mit feuchten Augen eilte Amber die Stufen hinauf, stellte die Dusche in der winzigen Kabine an und streifte ihre Kleider ab, als ginge es um ihr Leben. Rasch stieg sie in das Becken, schlug die Tür hinter sich zu und ließ das warme Wasser über ihren zitternden Körper fließen.
Was in aller Welt war nur in sie gefahren? Der plötzliche Wahnsinn? Amber wusste nicht mehr, was in ihrem Kopf vorging, und sie hatte zu viel Angst, um es genauer zu erforschen. Sie erinnerte sich nur, dass sie innerlich beinahe gestorben wäre, als Rocco ihr sagte, dass er in einigen Stunden abreisen würde. Hatte sie sich in einem Anfall von geistiger Umnachtung eingebildet, dass er für immer bei den Wintons bleiben würde? Und sich mit Brettspielen begnügte? Ausgerechnet Rocco, der so voller brennender Energie steckte, dass man schon ermatten konnte, wenn man ihm nur zusah?
Amber sank in eine Ecke der Duschwanne und ließ das Wasser weiter über ihren immer noch zitternden Körper fließen. Was war draußen im Wald mit ihr los gewesen? Nein, sie wollte es gar nicht wissen. Rocco war fort. Er war Vergangenheit … Er war gegangen .
Eine grausame Mischung an widersprüchlichen Gefühlen erfasste sie. Wut … Angst … Schmerz. Sie schlang die Arme um ihre Knie und senkte den Kopf darauf.
Rocco hatte sie gesucht. Das hatte er zugegeben. Um sich von ihr zu verabschieden? Sie konnte sich unmöglich vorstellen, dass der Rocco, den sie kannte, die Absicht gehabt hatte, das kleinste Anzeichen von Schwäche bei ihr auszunutzen, um sie ins Unterholz zu zerren und erneut Sex mit ihr zu haben. Sie hätte sowieso Nein gesagt. Sie hätte ganz bestimmt Nein gesagt, redete sie sich ein.
Aber Rocco war ihr nicht zu nahe getreten, ermahnte sie sich eindringlich.
Erotische Fantasien quälten sie und erinnerten sie schmerzlich daran, weshalb er sich ungewöhnlich stark zurückgehalten hatte. Beschämt stöhnte sie auf. Dass er sie nicht angerührt hatte, war längst nicht mehr beruhigend und auch kein Trost.
Sie verabscheute den Mann, ja wirklich. Sie war
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