JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
spürte, dass etwas nicht stimmte, das konnte er an ihrer Miene ablesen. Sie wollte darüber reden. Aber was könnte er ihr schon sagen, außer dass er sie liebte und nicht als Ersatz herhalten wollte? Doch sie hatten eine Abmachung getroffen. Also musste er sich daran halten, so gut es eben ging.
Sophie hatte einen Becher Kaffee und ein Schinkensandwich vor ihm auf den Tisch gestellt und sah besorgt zum Fenster, hinter dessen Scheiben kleine Flocken wirbelten. „Es fängt an zu schneien.“
„Ich gehe gleich los, wenn ich hier fertig bin.“ Dankbar trank er den Kaffee.
„Ob wir dieses Jahr weiße Weihnachten haben werden?“ Sophie setzte sich auf die andere Seite des Tisches und legte die Hände um ihre Kaffeetasse.
„Vielleicht“, sagte Bram mit vollem Mund. „Kalt genug ist es ja.“
„Ich möchte heute Nachmittag Mollys Weihnachtsschmuck aufhängen“, sagte sie zögernd. „Sie hat das Wohnzimmer immer so schön dekoriert. Ich würde es gern in Erinnerung an sie tun.“
Er lächelte sie an und vergaß Nick und seine eigene Unsicherheit einen Moment. „Das hätte ihr gefallen. Soll ich im Wald nach einer schönen Tanne schauen?“
„Ja, das wäre wunderbar.“ Sophies Miene hellte sich auf.
„Heute Nachmittag ist es wahrscheinlich zu spät dafür, aber morgen gehen wir los und suchen einen Weihnachtsbaum aus“, versprach Bram.
Sophies Lächeln verblasste, als er seinen Becher geleert hatte und seine dicke Fleecejacke anzog. „Wie lange wirst du wohl unterwegs sein?“
„Das hängt davon ab, wo die Schafe sind. Wenn sie am Gatter auf ihr Futter warten, ist es kein Problem. Aber wenn sie hinter einer der Ummauerungen Schutz gesucht haben, könnte es länger dauern, bis ich sie finde.“
Besorgt sah Sophie, dass es bereits stärker schneite. „Sei vorsichtig.“ Sie umarmte ihn, und auch Bram legte seine Arme in der dicken Jacke um sie.
„Mach dir um mich keine Sorgen“, wiegelte er ab. „Bess passt schon auf mich auf.“ Dann ging er zur Küchentür, um seine Stiefel anzuziehen. „Ich bin so bald wie möglich zurück.“
Und dann war er verschwunden. Sophie hatte die Pastete fertiggemacht und in den Ofen geschoben, während sie immer wieder besorgt aus dem Fenster sah. Mit jeder Sekunde schien das Schneetreiben dichter zu werden. Bald waren die Bäume schneebedeckt, genauso wie Mollys Terrakottatöpfe mit den Gewürzen draußen vor der Küchentür. Der Himmel hing voller Schnee und war bald kaum noch von dem tief verschneiten Land zu unterscheiden.
Unruhig machte sich Sophie im Haus zu schaffen. Sie hatte im Kühlschrank und in der Gefriertruhe nachgesehen und sich vergewissert, dass genug zu essen da war. Auch das Brennholz würde für mehrere Tage reichen. Wenn es weiter so heftig schneite, könnten sie bald das Grundstück nicht mehr verlassen. Sophie konnte sich jedoch Schlimmeres vorstellen, als mit Bram in dem warmen Farmhaus festzustecken.
Draußen war es bitterkalt. Ein heftiger Wind wirbelte die Schneeflocken durch die Luft und rüttelte grimmig an Fenstern und Türen. Es war beängstigend, wie schnell das Wetter sich verschlechtert hatte. Der Gedanke an einen Blizzard kam ihr in den Sinn, doch sie verdrängte ihn schnell und überlegte stattdessen, wie weit Bram schon gekommen sein könnte. Ihr blieb nichts anderes, als zu warten, bis er endlich zurückkehrte.
Kein Grund zur Panik, sagte sie sich. Bram weiß, was er tut. Als dann endlich die Tür aufging, schreckte sie von ihrem Platz am Kamin hoch. Sie lief zum Hauswirtschaftsraum und stieß die Tür auf. Bram stand dort, von Schnee bedeckt, während er Bess mit einem Handtuch trockenrieb.
„Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“ Sophie schlang die Arme um ihn, und drückte ihn fest an sich. Bram brachte ein müdes Lächeln zustande, ohne sie zu umarmen. Vielleicht war es ihm peinlich, dass sie ihn so überschwänglich begrüßte.
Verlegen nahm Sophie ihm das Handtuch ab und kümmerte sich um den Hund, damit Bram seine nassen Sachen ausziehen konnte. „Ich hatte schon befürchtet, ihr habt euch verirrt.“
„Das wäre auch beinahe passiert. Bis wir die Schafe endlich gefunden hatten, schneite es so stark, dass ich kaum noch den Weg zurück finden konnte. Aber Bess hat ihre Sache großartig gemacht.“ Er beugte sich hinab, um die Hündin zu streicheln, die erfreut mit dem Schwanz wedelte.
„In der Hundehütte ist es jetzt zu kalt für dich“, sagte Sophie zu ihr. „Du legst dich besser neben den
Weitere Kostenlose Bücher