JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
und sah stur geradeaus.
„Warst du deswegen so darauf bedacht, ihm vorzuspielen, dass du mich liebst?“
Die Schärfe in Brams Stimme ließ sie herumfahren. „Wie meinst du das?“
„Deshalb hast du mich so leidenschaftlich geküsst, nicht wahr? Du wolltest ihm zu verstehen geben, dass du nicht länger an ihm interessiert bist.“
Sophie zögerte. Sie hatte wirklich bei Nick diesen Eindruck erwecken wollen, wurde ihr wieder beschämt bewusst. „Ja“, sagte sie, weil es ihr widerstrebte, Bram anzulügen. „Zum Teil, jedenfalls. Aber …“
„Du musst mir nichts erklären“, unterbrach er. „Ich verstehe auch so.“
„Aber …“, begann sie hilflos, obwohl sie eigentlich nicht wusste, was sie sagen sollte. Doch Bram wollte ohnehin nichts mehr hören.
„Ich glaube nicht, dass wir darüber reden müssen“, sagte er. „Wir wissen doch beide, woran wir sind. Und daran hat sich für keinen von uns etwas geändert.“
Für mich schon, wollte sie sagen. Aber sie konnte nicht erklären, warum.
Sie wusste nur, dass plötzlich alles anders war.
9. KAPITEL
Bram betrat die Küche und rieb sich die Hände. „Der Himmel heute gefällt mir nicht“, sagte er. „Ich hole die letzten Schafe auch noch von der Weide, also werde ich erst nach dem Lunch zurück sein.“
Sophie stand am Tisch und füllte Hackfleisch in eine Pastetenform. Die Heide war von weißem Frost überzogen, während die tief hängenden Wolken verrieten, dass es viel Schnee geben würde.
Sie runzelte die Stirn. „Soll ich dir helfen?“
„Bess und ich werden schon zurechtkommen.“
Sophie biss sich auf die Unterlippe. Seit dem Verlobungsessen vor zwei Wochen war nichts mehr wie früher.
Bram hatte sich geweigert, noch weiter über den Abend zu sprechen. Am nächsten Morgen war er freundlich gewesen wie sonst auch, und sie gingen scheinbar so miteinander um wie immer. Doch Sophie spürte, dass er sich von ihr entfernt hatte, ohne zu wissen, was sie dagegen tun könnte.
Währenddessen liefen die Hochzeitsvorbereitungen ungehindert weiter. Ihr Brautkleid hing schon bereit, das Essen war bestellt, ebenso die Blumen, die am Morgen des Heiligabends geliefert werden sollten.
„Aber einen Friseur, der sich auch um dein Make-up kümmert, kann ich für Heiligabend nicht mehr finden“, lamentierte Harriet. „Also musst du selbst das Beste aus dir machen. Du wirst dir doch Mühe geben, damit du hübsch aussiehst, ja?“
„Natürlich“, hatte Sophie erwidert, obwohl ihr diese Hochzeit seltsam unwirklich vorkam.
Denn im Moment schien sie kaum mit Bram reden zu können. Sobald sie ein ernsthaftes Gespräch begann, wechselte er sofort das Thema und versteckte sich hinter einer unnahbar höflichen Freundlichkeit. Sophie hatte schreckliche Angst, dass er seinen Antrag inzwischen ernsthaft bereute.
Diese Furcht machte ihr zum ersten Mal bewusst, wie sehr sie sich wünschte, ihn zu heiraten. Sie würde ihn und das zurückgezogene Leben auf Haw Gill vermissen, wenn die Hochzeit nicht stattfand. Jetzt gehen zu müssen wäre entsetzlich schwer. Doch andererseits könnte sie es nicht ertragen, Bram durch ihre Anwesenheit unglücklich zu machen.
Sie mussten sobald wie möglich darüber reden, denn es war schon der 20. Dezember und in ein paar Tagen war es zu spät. Sophie hatte darüber nachgedacht, während sie die Hackfleischpastete zubereitete, und nahm sich vor, ihn an diesem Abend dazu zu bringen, ihr zuzuhören.
„Trink doch wenigstens noch einen Kaffee, bevor du gehst.“ Sophie setzte den Wasserkessel auf den Herd. „Ich mache dir schnell ein Sandwich.“
„Na schön. Danke.“ Bram wärmte seine Hände am Holzofen und sah zu, wie Sophie geschäftig in der Küche hin und her lief. Sie trug die alte Schürze seiner Mutter, und an ihrer Wange klebte Mehl.
Er wünschte sich, dass sie nie zu diesem Verlobungsessen gegangen wären. Wider alle Vernunft hatte er gehofft, dass der Zauber verfliegen würde, der Sophie an Nick band, doch das war offensichtlich nicht der Fall.
Ihr Kuss an jenem Abend, so unglaublich süß und vielversprechend, war für Nick bestimmt gewesen, nicht für ihn. Das hatte Sophie selbst zugegeben. Und es wäre unfair, ihr deswegen zu grollen, weil sie aus ihren Gefühlen zu Nick nie einen Hehl gemacht hatte. Er selbst hatte sich ja als zweite Wahl angeboten. Allerdings ohne damit zu rechnen, wie sehr ihn diese Rolle verletzen würde.
Deshalb musste er sich ihr verschließen, einen anderen Weg gab es nicht. Sophie
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