JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
wurden.“
„Entschuldigung.“ Jodie sah ihn mit ernster Miene an, doch um ihren Mund spielte ein Lächeln. „Ich wusste nicht, dass man damals so lange auf einen Kindergartenplatz warten musste.“
Sam genoss das Geplänkel. Es war unendlich lange her, dass er so viel Spaß gehabt hatte. Nach der Scheidung hatte er sich in der Arbeit vergraben und sein Privatleben völlig außer Acht gelassen. Doch das wollte er nun ändern. Und wenn Jodie glaubte, er sei ein alter Langweiler, würde er sie eines Besseren belehren.
„Kommen Sie, lassen Sie uns tanzen“, schlug er vor.
„Tanzen?“
„Die Füße bewegen, ein bisschen mit der Hüfte wackeln, und das am besten im Takt zur Musik.“
Sprach da wirklich Sam Taylor, Dr. Frost?, fragte sich Jodie verblüfft. Doch der Vorschlag war zu gut, um ihn abzulehnen. „Also los“, stimmte sie zu und ließ sich von ihm ins Getümmel ziehen.
Jodie hatte erwartet, dass sich Sam Taylor mehr schlecht als recht zur Musik bewegen würde wie die meisten Partygäste. Doch erstaunt stellte sie fest, dass er ein begnadeter Tänzer war, der seine Partnerin gezielt, aber charmant und weich führte.
Als die Band eine Pause machte, war Jodie völlig außer Atem. Sie sah sich um und bemerkte erstaunt, dass Sam und sie das einzige Paar auf der Tanzfläche waren. Alle anderen hatten sich an den Rand gestellt und ihnen zugeschaut. Jetzt applaudierten und jubelten sie. „Ihr seid ein tolles Paar“, stellte eine Kollegin neidlos fest, und die anderen nickten zustimmend.
„Das war nur Sams Verdienst, ich habe zwei linke Füße“, berichtigte Jodie.
„Davon habe ich nichts gemerkt“, widersprach Sam.
„Sie führen sehr gut.“ Jodie hielt einen Moment inne. „Ich habe nicht geahnt, dass Sie so gut tanzen können“, gab sie zu.
„Oh, Dr. Taylor …“, ließ sich in diesem Augenblick eine rauchige Stimme vernehmen. Melissa, der männermordende Vamp von der Neugeborenen-Station, dachte Jodie seufzend und musterte die brünette Krankenschwester in ihrem äußerst knapp geschnittenen Kleid.
„Sie haben mich schwer beeindruckt, Dr. Taylor“, fuhr Melissa fort und bedachte ihn mit einem verführerischen Blick aus ihren dunklen Augen. „Schenken Sie mir den nächsten Tanz?“ Auffordernd stellte sie sich vor ihn und fuhr sich mit der Hand durch ihr langes, glänzendes Haar.
„Es tut mir leid, aber ich bin heute Abend mit Dr. Price hier“, entgegnete Sam und trat näher zu Jodie.
„Oh, Jodie wird es bestimmt nichts ausmachen, nicht wahr, meine Liebe?“ Melissa schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln.
Jodie rechnete es Sam hoch an, dass er Melissa so höflich abgewiesen hatte. Doch sie wusste, dass sie gegen Frauen wie Melissa immer den Kürzeren zog. Männer standen auf verführerische Frauen mit Kurven an den richtigen Stellen. Sie selbst, sportlich, schlank und ohne aufreizende Formen, konnte damit nicht konkurrieren. Also verschränkte sie die Arme und gab nach.
„Selbstverständlich nicht“, erwiderte sie lächelnd und zog sich zurück. Dann setzte sie sich an einen Tisch nahe dem Parkett und sah zu, wie Sam Melissa zur Musik herumwirbelte. Jodie wurde aus diesem Mann nicht schlau. In der einen Minute war er der unnahbare Dr. Frost, im nächsten Moment schüchtern und zurückhaltend, und jetzt war er der Star des Abends.
Als die Band nach vier Stücken eine Pause einlegte, war Sam wieder an ihrer Seite. „Mir wurde versprochen, dass Sie meine Begleiterin für diesen Abend sind. Also, halten Sie Wort und tanzen Sie mit mir“, bat er lächelnd.
„Haben Sie nicht gerade eine wunderbare Tanzpartnerin gehabt?“, gab sie zurück.
„Bitte, tanze mit mir, Jodie.“ Der silberne Glanz war wieder in seine Augen zurückgekehrt, aber da war noch mehr – Temperament und eine innige Wärme. Fasziniert nickte sie und begleitete ihn zur Tanzfläche.
Als die Musik erklang, wünschte Jodie, sie hätte sich nicht auf einen weiteren Tanz eingelassen. Die Band spielte die ersten Takte eines Liebesliedes, und Stuart sang dazu mit weicher, schmeichelnder Stimme. Sam zog sie dichter zu sich heran, und sie legte ihre Arme um seinen Nacken. Seine Haut verströmte einen frischen, klaren Duft, seine starken Arme hielten ihren Körper fest und sicher, und Jodie ließ sich verführen vom Zauber der Musik. Ohne nachzudenken, ließ sie den Kopf auf seine Brust sinken und genoss den Augenblick.
Sam spürte ihr weiches, lockiges Haar an seiner Wange. Er hatte Angst gehabt, diese Nähe
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