JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
ausschließlich Kollegen, nicht mehr. Und irgendwann würde sie vielleicht nicht mehr seine Gegenwart spüren, sobald er einen Raum betrat, würde nicht mehr rastlos auf dem Gang herumstehen in der Hoffnung, seine Stimme zu hören.
Du bist ein hoffnungsloser Fall, Jodie Price, seufzte sie.
Sam starrte aus dem Fenster seines Büros, ohne irgendetwas wahrzunehmen. Seine Gedanken waren bei Jodie. Immer wieder hatte er den liebevoll geschmückten Weihnachtsbaum mit den flackernden Kerzen vor Augen, deren Schein ihr Gesicht in goldenes Licht getaucht hatten.
Er seufzte. Vom ersten Augenblick an hatte er sich in Jodie verliebt. Diese Assistenzärztin, die sich nicht um Regeln scherte und unbeirrt ihren eigenen Weg ging. Mehr als einmal hatte ihre Art ihn verärgert – doch genauso sehr hatte ihn ihre Freundlichkeit und Herzlichkeit angerührt. Die Ruhe, mit der sie auf die Ängste der Eltern ihrer kleinen Patienten einging. Ihre Bemühungen, ihn in den Kollegenkreis zu integrieren. Und nicht zuletzt der Weihnachtsabend …
Als er am Morgen nach jener Nacht aufgewacht war, hätte er sie am liebsten in die Arme geschlossen, weitergeschlafen und sie später mit einem innigen Kuss geweckt. Doch er hatte Dienst gehabt und sich vorher noch um seine Katze Sooty kümmern müssen. Später hatte er versucht, sie vom Krankenhaus aus zu erreichen, doch Jodie war nicht ans Telefon gegangen und hatte ihn auch nicht angerufen. Und jetzt trat sie ihm kühl und höflich gegenüber.
Vielleicht hatte sie seine Nachricht auch übersehen – obwohl er sie so auf dem Kopfkissen platziert hatte, dass sie sie sofort hätte sehen müssen.
Wen wollte er eigentlich überzeugen? Angela hatte ihm all die Jahre deutlich gemacht, dass er kein Herzensbrecher war. Viel zu ernst, viel zu sehr auf den Beruf konzentriert – und nicht einmal in der Lage, einer Frau das zu schenken, was sie sich am meisten wünschte: ein Kind.
Damals im Restaurant hatte Jodie ihm versichert, dass sich längst nicht jede Frau Kinder wünschte. Doch als Mick ihr erzählt hatte, dass er Vater wurde, war sie so begeistert gewesen. Weich und zärtlich war ihr Gesicht plötzlich geworden. Und sie hatte von einer Zukunft mit Kindern gesprochen.
Er konnte ihr dieses Leben nicht bieten.
Sam stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und ließ den Kopf in die Hände sinken. Wie sollte er ertragen, sie so sehr zu begehren und gleichzeitig zu wissen, dass sie unerreichbar für ihn war? Warum war er überhaupt so besessen von ihr? Sie hatten eine einzige Nach miteinander verbracht. Unzählige Menschen hatten ständig Liebesabenteuer für eine Nacht.
Aber Jodie war keiner dieser unzähligen Menschen. Sie war etwas Besonderes.
Es war ausweglos. Es konnte keine Zukunft für sie beide geben, doch an einer kurzen Affäre würde er zerbrechen. Jodie hatte Gefühle in ihm ausgelöst, die er noch nie zuvor empfunden hatte.
Es blieb ihm keine andere Wahl, er würde den Job wechseln müssen. Unmöglich konnte er Jodie weiterhin Tag für Tag begegnen. Vielleicht fasste er wieder Fuß in Liverpool, wo er als Assistenzarzt gearbeitet hatte. Oder er ging zurück nach Cornwall, wo er aufgewachsen war. Acht Stunden entfernt von Melbury. Amerika wäre auch nicht schlecht. Er könnte auch für eine Hilfsorganisation in die Dritte Welt gehen, um den Menschen dort zu helfen und über all die Arbeit seine Liebe zu Jodie vergessen …
Und bis er eine neue Stelle gefunden hatte, musste er Jodie aus dem Weg gehen. Er ertrug es kaum, ihren Namen zu hören.
Eine Woche später konnte er Jodie jedoch nicht länger ausweichen. Sie wollte mit ihm über eine ihrer Patientinnen sprechen.
„Caitlin Truman.“
Sam seufzte und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich habe um zwölf Uhr Sprechstunde.“
„Es wird nicht lange dauern.“
„In meinem Büro?“
Jodie stockte der Atem. Keinesfalls wollte sie mit ihm in der abgeschiedenen Atmosphäre seines Büros sprechen. Wahrscheinlich würde sie sonst ihre kühle Haltung aufgeben und sich in seine Arme stürzen, um ihn anzuflehen, ihrer Liebe noch eine Chance zu geben. Sie mussten sich auf neutralem Boden treffen.
„Ich habe noch nicht gefrühstückt“, erklärte sie.
Sam runzelte die Stirn. Es war bereits halb zwölf.
„Ich habe verschlafen, und auf der Station ist so viel zu tun“, erklärte sie. „Aber jetzt brauche ich ganz dringend etwas zu essen.“
„Dann sollten wir in die Kantine gehen“, schlug er vor. Für einen Moment
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