JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
so heftig reagiert, weil sein Körper anscheinend meint, irgendetwas bekämpfen zu müssen. Vielleicht waren es die Erdnüsse in den Keksen“, versuchte sie, der Mutter die Situation verständlich zu machen.
„Kann so etwas wieder passieren?“, fragte Adams Mutter besorgt.
„Hoffentlich nicht. Aber für den Notfall bekommt er von uns ein Antiallergikum, das er immer bei sich tragen sollte.“
„Dem Jungen geht es jetzt wieder gut“, mischte Sam sich ein. „Er ist noch ein bisschen erschrocken und wacklig und könnte eine Umarmung von seiner Mutter sicher gut gebrauchen.“ Er lächelte.
„Sie haben ihm das Leben gerettet“, sagte Mandy Kinnerton dankbar. „Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.“
Sam zuckte die Achseln. „Das ist unser Job“, erwiderte er leichthin.
„Mum …“, flüsterte Adam und griff nach der Hand seiner Mutter.
„Alles wird gut, Adam“, versicherte Jodie. „Es wird dir schnell wieder besser gehen. Nur auf Erdnusskekse wirst du wahrscheinlich künftig verzichten müssen.“
Gemeinsam gingen sie zur Kinderstation. Als Sam sich zur Sprechstunde verabschieden wollte, hielt Jodie ihn zurück.
„Wir müssen reden.“
„Ja, ich weiß, über Caitlin Truman.“
„Nicht nur über Caitlin.“
„Ich wüsste nicht, was wir noch zu besprechen haben“, wandte er ein.
Sie errötete. „Was ist mit …“
Was ist mit uns, hatte sie fragen wollen, doch sie brachte es nicht über die Lippen.
Aber Sam hatte verstanden. Er seufzte schwer. „Du hast recht. Aber nicht jetzt, ich habe Sprechstunde.“
„Danach?“, beharrte Jodie.
Er nickte. „Um zwei.“
„In der Kantine?“
„Nein, lass uns unten am Fluss treffen“, schlug er vor.
In der Öffentlichkeit – und doch sehr privat. Nur wenige Spaziergänger verirrten sich an einem kalten Januartag dorthin. Sie würden also vollkommen ungestört sein.
8. KAPITEL
Um Viertel vor zwei bahnte Jodie sich ihren Weg durch die Innenstadt von Melbury, vorbei an den vielen Passanten, die gemächlich durch die Straßen flanierten. Es war ein sonniger Tag, doch der Wind war kälter als erwartet, und Jodie vergrub die Hände in den Taschen ihres Wollmantels. Sie bedauerte, dass sie ihren Schal nicht umgebunden hatte, doch sie hatte keine Zeit, noch einmal umzukehren.
Lass uns am Fluss treffen . Das konnte alles bedeuten, von der altehrwürdigen Kathedrale in der Nähe des Bahnhofs bis zu den Wällen aus dem vierzehnten Jahrhundert, die das Stadtzentrum umgaben. Sie ärgerte sich, dass sie nicht nach einem konkreten Treffpunkt gefragt hatte. Doch sie war so nervös gewesen, als sie Sam um ein Gespräch gebeten hatte, dass sie nicht darüber nachgedacht hatte.
Als sie den Weg am Fluss entlangging, hörte sie die Kirchenglocken läuten: Es war genau zwei Uhr. Nun, Sam wusste, dass sie häufig etwas zu spät war. Er würde warten – hoffentlich.
Am Ende der hohen Mauer, die den Kirchhof umgab, wandte sie sich nach links. Wenig später entdeckte sie Sam auf einer der hölzernen Bänke in der Nähe des alten Walls. Er wirkte angespannt, und Jodie hätte ihm am liebsten beruhigend über sein Gesicht gestreichelt. Doch sie war sicher, er würde nicht zulassen, dass sie ihn berührte.
Er hatte einen Ort gewählt, der ihr immer etwas unheimlich war, selbst im Sommer. Doch jetzt, im trüben Licht des Wintertages, wirkte er doppelt geisterhaft. Die Bäume streckten ihre kahlen, schwarzen Zweige in den Himmel, die alten Wachtürme waren leer und verfallen. Jodie vermutete, dass dieser Treffpunkt zu Sams Stimmung passte: kühl, einsam, trostlos.
„Tut mir leid, dass ich so spät bin“, entschuldigte sie sich.
Er zuckte die Achseln. „Das macht nichts.“
Sie setzte sich neben ihn, aber er rührte sich nicht. Jodie fluchte innerlich. Sie würde den Anfang machen müssen. Aber wie? Als wir uns geliebt haben – nun, es war von seiner Seite keine Liebe gewesen, wie sie jetzt wusste. Als wir Sex hat ten – nein! Schnell und schnörkellos musste sie zum Thema kommen. Wenn die Stille zwischen ihnen noch länger dauerte, würde sie losschreien.
„Wir haben nicht verhütet“, hob sie schließlich schlicht an.
Sam nickte. „Das spielt keine Rolle.“
Entgeistert starrte sie ihn an. Wollte er damit sagen, es war ihm egal, ob etwas passierte, wenn er mit einer Frau schlief? „Interessiert es dich nicht, ob es Konsequenzen haben könnte?“, fragte sie bemüht kühl.
„Das wird es nicht.“
„Ich verstehe nicht.“ Was wollte
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