JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
kam hinter ihr er.
„Jodie, bitte, weine nicht.“ Er schloss die Tür hinter sich ab und nahm sie vorsichtig in die Arme. „Ich wollte dich niemals verletzen.“
Hemmungslos weinte sie nun an seiner Schulter.
„Oh Jodie.“ Sam strich ihr über die blonden Locken und hielt sie ganz fest.
„Ich … ich halte das nicht aus“, schluchzte sie. „Der Gedanke, dass du gehen wirst und ich dich niemals wiedersehe, ist unerträglich.“
„Gerade deswegen muss ich gehen, Jodie.“
„Nein, das ist nicht wahr. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so miserabel gefühlt wie seit jenem Moment, als ich erfahren habe, dass du fortziehst.“
„Du wirst darüber hinwegkommen.“
Sie hob den Kopf und sah ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an. „Nein, das werde ich nicht. Du bist der Mann meines Lebens, ich liebe dich, Sam. Und ich weiß, dass du mich auch liebst.“
„Jodie …“
„Du hast es mir gesagt, in deinem Büro. Als wir …“, sie schluckte. „Oder habe ich mir das nur eingebildet?“ Ihre Stimme schwankte.
Er sagte nichts.
Also leugnete er es zumindest nicht, dachte Jodie erleichtert. Ihr Herz machte einen Sprung. Vielleicht hatten sie doch noch eine Chance.
„Ich brauche dich, Sam“, fuhr sie eindringlich fort. „Ich will bei dir sein, weil ich dich liebe. Und ich möchte unsere Beziehung nicht an der einzigen Frage scheitern lassen, ob wir jemals ein Baby haben werden.“
„Irgendwann wird sie genau daran scheitern“, beharrte er.
„Woher willst du das wissen? Nur weil es dir einmal passiert ist, muss das nicht für alle Ewigkeit gelten.“ „Es ist am besten so“, entgegnete Sam. „Vertrau mir …“ „Vertrauen Sie mir, ich bin Arzt“, vervollständigte sie bitter. „Aber mich machst du nicht gesund, sondern krank, Sam. Ich kann nicht essen, nicht trinken, nicht einmal klar denken.
Und du siehst aus, als ginge es dir genauso.“
„Das stimmt“, gab er leise zu.
„Wir müssen darüber reden.“ Jodie fuhr sich mit der Hand über die Augen. Dieses Gespräch kostete sie Kraft. „Aber nicht hier.“
„Auf neutralem Boden“, schlug er vor.
„Irgendwo, wo wir nicht gestört werden und Ruhe haben.“ Jodie schluckte, dann nahm sie allen Mut zusammen: „Bei mir, um sieben. Ich koche.“
„Jodie …“
„Wir müssen uns aussprechen, Sam, bitte“, wiederholte sie eindringlich.
Er nickte. „Gut. Um sieben bei dir.“
Sanft wischte er mit dem Daumen eine Träne von ihrer Wange und lächelte. Die verbindliche Geste hätte sie fast wieder zu Tränen gerührt. Doch sie schaffte es, gefasst zu bleiben, ihre Tasche zu nehmen und zu gehen.
Ich koche . Oh Gott! Warum um Himmels willen hatte sie das gesagt, obwohl sie die schlechteste Köchin der Welt war? Als Jodie im Supermarkt stand und unentschlossen an den langen Reihen der Regale entlanglief, verließ sie der Mut. Am liebsten hätte sie Ellen angerufen und um Hilfe gebeten. Doch dann riss sie sich zusammen. Kein Grund zur Panik, das Essen war nicht wichtig – was zählte, war einzig und allein das Gespräch. Und selbst sie konnte vorbereitete Geflügelbrust in den Ofen schieben, die Soße aufwärmen und Gemüse in der Mikrowelle garen. Zum Nachtisch besorgte sie köstliches Nougateis und dazu Ananas, Orangen und Bananen.
Mit ihren Einkäufen beladen, radelte sie nach Hause, duschte und zog sich um. Dann war es Zeit, den Tisch zu decken und das Essen vorzubereiten. Pünktlich um sieben Uhr läutete es an der Haustür.
Sam lehnte lässig am Türrahmen, im Arm zwei Flaschen Wein und in der Hand eine prachtvolle Orchidee.
„Wie wunderschön, danke“, verlegen nahm Jodie ihm die Blume ab.
„Ich hatte vergessen, dich zu fragen, ob wir Weißwein oder Rotwein zum Essen brauchen. Deshalb habe ich beide mitgebracht“, erklärte Sam.
„Perfekt. Komm herein.“
Sie drapierte die Orchidee in einer hohen, schmalen Vase und stellte sie auf den Esstisch. Sam hatte ihr Blumen mitgebracht. Ein Willkommensgruß oder ein Abschiedsgeschenk? Jodies Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, und sie atmete tief durch, um nicht zu weinen. Sie wollten doch ruhig und sachlich miteinander reden, schließlich waren sie erwachsene Menschen – das bedeutete, dass sie nicht ihrem Impuls nachgeben und sich in seine Arme werfen würde.
„Möchtest du Wein?“, fragte sie höflich.
„Ich muss noch fahren“, wehrte er ab.
„Nur ein Glas?“
„Okay gern, zum Essen“, willigte Sam ein.
Diese Situation war unerträglich. Jodie saß in
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