JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
was Liebe wirklich bedeutete. Ihre Gefühle für Sam waren etwas ganz Besonderes. Etwas, das sie nicht verlieren wollte.
Er löste seine Hand aus ihrer und lehnte sich wieder mit verschränkten Armen zurück. „So, jetzt kennst du die ganze Geschichte.“
Jodie nickte und fragte sich, was ihn noch immer so sehr bedrückte. „Danke, dass du sie mir anvertraut hast.“
Sams Augen waren wieder grau und matt. Zum ersten Mal sah sie die feinen Fältchen, in denen der Kummer und die berufliche Anstrengung erste Spuren hinterlassen hatten. Dachte er gerade an Angela und daran, wie sie sein Herz gebrochen hatte?
„Sam, ich bin nicht Angela“, erinnerte sie ihn. „Ich bin ein vollkommen anderer Mensch. Ich erwarte ganz andere Dinge vom Leben.“
„Du willst ein Leben mit Kindern“, beharrte er.
„Vielleicht, ja.“ Direkt sah sie ihn an. „Du etwa nicht?“
Erschrocken zuckte er zusammen. „Wie kannst du das fragen?“
„Es ist nicht nur dein Problem, Sam, es ist unseres. Das versuche ich dir schon die ganze Zeit klarzumachen. Wir werden es zusammen meistern, als Paar. Wir können so vieles versuchen, es ist nicht ausweglos. Lass uns einen Spezialisten aufsuchen.“
Sam verschränkte die Arme. Wie viele Spezialisten hatte er gemeinsam mit Angela aufgesucht! Und alles war umsonst gewesen … Er hatte sogar schwarz auf weiß die Bestätigung, dass er nicht Vater werden konnte. Zugegeben, die Medizin machte rasante Fortschritte, doch in seinem Fall konnte sie nicht helfen. Und er konnte es nicht ertragen, das alles noch einmal durchzumachen: die Hoffnung, die Jodies Gesicht erstrahlen ließe, bis eine Enttäuschung der anderen folgte. Die Hoffnung würde schwinden, an ihre Stelle würde Verbitterung treten und schließlich Hass auf den Mann, der ihr ihren Lebenstraum nicht erfüllen konnte …
Jodie beobachtete, wie seine Miene mehr und mehr versteinerte. Dr. Frost war zurück. Würde es ihr noch einmal gelingen, noch einmal zu ihm durchzudringen? Tief atmete sie durch. „Ich möchte ein Baby, und du möchtest es auch. Wir lieben uns. Wo also ist das Problem, Sam?“
„Du weißt, wo das Problem liegt.“ Seine Stimme war völlig ruhig und sachlich, und das machte es nur noch schlimmer. Wenn er geschrien hätte, wütend geworden wäre, hätte er zumindest Gefühle gezeigt. Doch so klang er einfach nur … hoffnungslos.
„Wie kann ein winziges Teil wie ein Spermium sich wie ein unüberwindbarer Berg zwischen uns aufbauen?“, fragte sie verzweifelt. Sie war den Tränen nahe. „Sag es mir ehrlich, Sam: Liebst du mich?“
„Nein.“
„Lügner!“
Sam schloss die Augen. „Jodie …“
„Oder vielleicht stimmt es sogar“, hob sie kühl an. „Denn wenn du mich liebtest, würdest du mich nicht einfach so gehen lassen. Du hättest uns eine Chance gegeben. Zugegeben, unsere Beziehung kann aus tausend Gründen auseinanderbrechen. Vielleicht stellst du fest, dass du es nicht erträgst, wie schlecht ich koche, und dass ich unordentlich bin. Vielleicht entscheide ich mich, Karriere zu machen und überhaupt keine Kinder haben zu wollen. All das wissen wir nicht. Aber ist es das wert? Es nicht einmal zu versuchen, nur weil es vielleicht schiefgehen könnte?“
„Natürlich liebe ich dich, Jodie“, gab er mit heiserer Stimme zu. „Genau deshalb muss ich dich verlassen. Ich möchte nicht, dass du so leidest wie Angela.“
Warum musste alles immer zu Angela zurückführen? Wenn Jodie diese Frau jemals treffen würde, müsste sie sich zurückhalten, ihr nicht den Hals umzudrehen. Sie hatte Sam so sehr verletzt. Würde diese Wunde jemals heilen? Könnte ihre Liebe ihm helfen? Und würde er es zulassen, dass sie es überhaupt versuchten? Sie seufzte. „Wir sind wieder am Anfang, stimmt’s?“
„Jodie, ich möchte dir nicht wehtun.“
„Das tust du aber gerade.“
„Es tut mir leid. Ich …“ Er stand auf. „Ich sollte besser gehen.“ „Du willst einfach gehen, ohne ernsthaft darüber zu sprechen?“
„Wir haben darüber gesprochen!“
„Kaum.“ Sie stand auf und ging um den Tisch zu ihm. Beschwörend legte sie eine Hand auf seinen Arm. „Sam, ich verstehe nicht, warum du uns keine Chance gibst.“ Er seufzte. „Es ist nicht irgendein Problem, Jodie. Es ist eine enorme Belastung. Ich habe bereits das Leben mehrerer Menschen zerstört. Ich will nicht auch noch dir einen Lebenstraum nehmen.“
„Du zerstörst mein Leben, wenn du gehst. Nicht, wenn du bleibst“, betonte Jodie.
„Wir drehen
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