JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
ihrer Küche mit dem Mann, den sie liebte und der ihre Liebe erwiderte, und unterhielt sich mit ihm höflich wie mit einem Fremden.
„Setz dich. Das Essen wird in …“, sie sah auf die Uhr, „… drei Minuten fertig sein.“
„Kann ich dir irgendwie helfen?“
Er war der Einzige, der ihr helfen konnte, dachte sie trotzig. Aber nicht beim Kochen. „Nein, danke. Es ist alles vorbereitet.“
Die drei Minuten dehnten sich unglaublich, doch endlich war das Gemüse gar. Jodie legte das Hühnchen auf eine Platte, arrangierte daneben das Gemüse – kleine Kartoffeln, Bohnen, Broccoli und Möhren – und gab die Soße in eine Sauciere. Sam hatte in der Zwischenzeit den Weißwein entkorkt und die beiden Gläser gefüllt. Während Jodie nun die Kerzen in der Mitte des Tisches anzündete, setzte er sich an den Esstisch.
Nun nahm er ein Stück Fleisch und probierte. „Mmh, sehr gut.“
Jodie lächelte verlegen. „Der Fleischer hier um die Ecke bereitet es wunderbar vor“, gab sie verlegen zu. „Ich kann nicht besonders gut kochen, wie du weißt.“
Schweigend aßen sie weiter und gaben vor, sich völlig auf die Mahlzeit zu konzentrieren. Doch beide wussten, dass sie früher oder später das Thema anschneiden mussten, das sie hier zusammengeführt hatte. Die angespannte Stille war fast greifbar.
Warum um Himmels willen hatte sie vorgeschlagen, sich hier mit ihm zu treffen?, fragte sich Jodie ein ums andere Mal. Statt die Situation zu entschärfen, hatte sie das Unbehagen zwischen ihnen noch vergrößert. Auch die Kerzen waren ein großer Fehler, stellte sie entsetzt fest. Das Licht ließ die harten Konturen seines Gesichts weicher erscheinen und machte ihn … unendlich attraktiv. Sam war einfach unwiderstehlich. Wie sollte sie kühl und sachlich mit ihm reden, wenn sie spürte, wie ihr Verlangen mehr und mehr erwachte, sobald sie ihn nur ansah? Und jetzt dachte sie auch noch daran, wie es sich anfühlte, wenn er sie berührte … Keine gute Idee.
Jodie stürzte ein Glas des ausgezeichneten Chablis hinunter, ohne den Wein überhaupt zu schmecken, und schenkte sich ein zweites Glas ein. Als sie aufsah, traf ihr Blick auf Sams.
Er verzog amüsiert den Mund.
„Was ist?“, fragte sie kämpferisch.
„Seit wann hast du es nötig, Alkohol zu trinken, um deine Zunge zu lösen?“
Der Punkt ging an ihn, und Jodie errötete unweigerlich. Er selbst hatte sein Glas kaum angerührt.
„Okay. Nachdem du das Thema sowieso schon angeschnitten hast … wir sollten wirklich reden.“
Sam lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Danke für die Einladung. Das Essen war köstlich.“
Sie ignorierte seinen Versuch abzulenken. „Ich wollte über uns sprechen. Und wir brauchen gar nicht zu diskutieren – unser Schmerz wird nicht einfach vorübergehen, Sam. Denn ich ertrage es nicht, ohne dich zu sein.“
„Oh doch, das wirst du. Ich werde bald fort sein, und dann wird es dir besser gehen.“
„Das ist nicht wahr. Und ich verstehe nicht, wie ein intelligenter Mensch wie du so … so verbohrt sein kann“, hielt sie ihm empört entgegen.
„Verbohrt?“ Er runzelte die Stirn.
„Du willst nicht erkennen, was so offensichtlich ist. Sam, du leidest und ich ebenso. Dann können wir genauso gut zusam
men leiden.“
„Nun, das wäre ein Angebot“, erwiderte er trocken.
„Mach keine Witze. Nicht über unsere Liebe.“
„Du hast recht.“ Sam setzte sich auf und legte die Hände gefaltet auf den Tisch. „Die entscheidende Frage ist doch, willst du ein Baby – irgendwann – oder nicht?“
Jodie hob ihr Kinn. Sie hatte sich diese Frage selbst immer und immer wieder gestellt. Und nun war der Zeitpunkt gekommen, ehrlich zu sein. „Ja. Ja, das möchte ich.“
„Dann komme ich als Partner definitiv nicht infrage.“
„Das ist verdammt noch mal nicht wahr.“ Sie schlug mit der Faust auf den Tisch, rieb sich anschließend die schmerzende Hand und ärgerte sich über ihr kindisches Verhalten. Dann atmete sie tief durch und machte einen neuen Anfang.
„Sam, dein Problem bedeutet nicht, dass wir niemals Kinder haben können. Es gibt Möglichkeiten für uns. Ich habe mich darüber informiert.“
„Ach, hast du das?“, fragte er mit gefährlich sanfter Stimme.
Doch Jodie ließ sich nicht einschüchtern. „Ich habe im Internet viel über dieses Thema gelesen. Fundierte Fachartikel. Und: Keine Angst, ich habe mit niemandem darüber gesprochen.“
Sam sah sie zweifelnd an. Sie wussten beide, wie einfach es
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