Julia Weihnachtsband Band 26
verstand sie und das, was sie mit Harry durchmachte, von Grund auf.
Sie stapelte geschäftig die Seiten, die sie gerade aus dem Drucker genommen hatte, und wandte das Gesicht ab, damit Cullen keine falschen Schlüsse aus ihrer Miene zog. „Dieser Monat war furchtbar für Harry.“
„Meine Einladung zum Essen ist noch gültig. Vergiss nicht, ich habe Randy versprochen, nach euch zu sehen.“
„Tu das. Aber ich …“ Sie schaute zu ihm hinüber und verlor völlig den Faden. Er sah immer einfach zum Anbeißen gut aus, doch jetzt verliehen zwei Tage in der Sonne seinem Teint einen warmen Schimmer. Er sah ausgeruht, entspannt und so verdammt sexy aus, dass ihr Herz ins Stolpern geriet. Ihre Wangen färbten sich vor Verwirrung und Verlegenheit. Himmel, sie war bescheuert. Schwärmte nicht nur für einen Mann, der nicht in ihrer Liga spielte, sondern konnte es obendrein nicht mal verbergen.
„Ich …“
Er kniff die Augen zusammen. „Ja, was denn?“
Wendy atmete so tief ein, dass sich ihre Brust unter dem warmen pinkfarbenen Pullover hob und Cullen plötzlich verstand, was los war. Sie hatte ihn am Freitag nicht aus ihrem Haus geworfen, weil sie launisch oder müde oder auch nur nicht bereit war, über ihren Mann zu reden. Sie mochte ihn. Er hatte sich das ganze verdammte Wochenende über unnütze Sorgen gemacht.
Er grinste. „Du willst meine Besuche sorgfältig organisieren, nicht wahr?“
Sie mochte ihn nicht noch einmal ansehen. „Ich möchte nur sichergehen, dass du nicht zu oft bei uns bist. Sonst vermisst Harry dich später, wenn deine Arbeit hier beendet ist.“
Er rückte näher. „Aha!“
„Jetzt machst du dich über mich lustig.“
Er legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, sodass sie ihn ansehen musste. „Nein, ich würde nur gern wissen, warum du Angst vor mir hast.“
„Ich habe keine Angst vor dir.“
„Doch, natürlich“, widersprach er, ohne den Blick zu lösen. Ihm fielen goldene Sprenkel in ihren schönen grünen Augen und der rosige glatte Teint auf.
Er rechnete ihr hoch an, dass sie sich nicht von ihm losriss und den Blickkontakt abbrach, während er sich gleichzeitig fragte, warum er sich in eine so völlig widersinnige Situation hineinmanövrierte. Er wusste so gut wie sie, dass zwei Menschen, die sich dermaßen zueinander hingezogen fühlten, nicht so oft in Kontakt treten sollten, sonst würden sie eines Tages lichterloh in Flammen aufgehen und etwas tun, was sie beide bereuen müssten. Trotzdem provozierte er.
„Ich könnte aber auch zu viel mit Harry um die Ohren haben, um noch ein weiteres Problem in mein Leben zu lassen.“
Sie senkte nur eine Sekunde lang den Blick, als sie das sagte, und er wusste, wenn es auch keine ausgemachte Lüge war, handelte es sich doch nur um eine Halbwahrheit.
Bevor er sich bremsen oder sich noch einmal all die Gründe vor Augen führen konnte, warum er sich nicht in ihr Leben drängen sollte, sagte er: „Wir wissen beide, dass es nicht nur um Harry geht. Warum sagst du mir nicht, was wirklich los ist? Am Freitagabend war alles in Ordnung, und dann hast du mich plötzlich rausgeworfen. Fangen wir damit an.“
Sie rückte von ihm ab, umrundete ihren Schreibtisch und blieb dahinter stehen, als suchte sie Schutz. „Du bist ein Playboy. Wenn etwas zwischen uns wäre, würde es dir sehr wenig bedeuten. Aber selbst wenn es nicht so wäre, bist du doch meinem Mann zu ähnlich.“
Er war drauf und dran, sich gegen ihre Bedenken wegen seines Playboy-Lebens zu wehren, doch dann erwähnte sie ihren Mann. „Wie bitte?“
„Du bist wie mein Mann. Greg war ein wunderbarer Mensch. Und er wusste immer genau, was er zu sagen oder zu tun hatte. So sehr, dass ich mich nie aufgelehnt habe, wenn er sämtliche Entscheidungen für uns traf.“ Schließlich hob sie den Blick von den Papieren, die sie ordnete. „Das hat mich um die Chance gebracht, ein Kind mit ihm zu haben. Hätte ich auf meinem ehrlichsten sehnlichsten Wunsch bestanden, nämlich ein Kind zu bekommen, wäre ich nicht allein gewesen, als er starb. Außerdem hätte ich meine Fähigkeiten als Mutter unter Beweis stellen können. Kein Mensch würde dann bezweifeln, dass ich Harry großziehen kann.“
Jetzt trat Cullen einen Schritt zurück. „Willst du sagen, du willst mich nicht, weil ich wie dein Mann bin?“
Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Ja. Nein. Denn in meinen Augen geht es hier nicht um dich und mich. Das darf es nicht. Es muss um Harry
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