Julia Weihnachtsband Band 26
ausschließlich um Lucas’ Bedürfnisse, machte sich dadurch zum Mittelpunkt seiner kleinen Welt – wie auch er Mittelpunkt ihrer Welt war. Oft genug kam Clay sich wie ein Satellit vor, der ganz am Rande ihres Universums schwebte.
„Ich möchte es gerne sein, aber das braucht wohl seine Zeit“, verteidigte er sich.
Seine Mutter nippte an dem Kaffee, aber Clay wusste, es war reine Verzögerungstaktik, um ihre nächsten Worte abzuwägen. „Um Kindern gute Eltern zu sein, braucht man Zeit und sehr viel Geduld. Aber vor allem braucht man Liebe.“ Sie seufzte. „Die Zeit geht so schnell vorbei, und ab und an kannst du auch mal die Geduld verlieren. Aber ich kenne dich, Clay. Du hast mehr Liebe zu geben als jeder andere Mann, den ich kenne.“
„Clay?“ Holly kam ins Zimmer, halb bedauernd, halb verwirrt. „Tut mir leid, euch zu stören. Ich habe versucht, Lucas zu baden, aber, nun ja, er besteht darauf, dass Mr Clay das macht.“
„Das wird nicht lange dauern, Mutter, wenn du warten willst.“
Jillian schüttelte den Kopf. „Zeit für mich zu gehen. Gib dem süßen Jungen einen Kuss von mir, bist du so lieb?“
Kaum war seine Mutter gegangen, wandte Holly sich Clay zu, sie war immer noch ganz verwirrt. „Ich habe versucht, ihn in die Wanne zu setzten, aber ohne dich wollte er sich nicht vom Fleck rühren.“
„Das ist eine Männersache“, erklärte Clay. In ihm stieg eine geradezu lächerliche Freude auf, diese besondere Verbindung zu dem Jungen zu haben. Eines Abends hatte Holly ihn gebeten, auf Lucas in der Badewanne aufzupassen, weil sie einen Anruf bekommen hatte. Da Clay keine Ahnung gehabt hatte, was er – außer aufzupassen – sonst noch tun konnte, hatte er eine halbe Flasche Schaumbad in die Wanne gekippt. Und damit eine märchenhafte Winterlandschaft geschaffen. Seitdem bestand Lucas darauf, dass nur Clay ihn abends badete.
Lucas strahlte, als Clay das Kinderzimmer betrat. „Fertig zum Baden, Kumpel?“
„Blubberblasen!“, schrie der Kleine, krabbelte auf seine Füße und warf die Arme um Clays Beine.
„Blubberblasen – genau!“, bestätigte Clay, nahm Lucas auf den Arm und zwinkerte Holly zu. „Ein quietsch-sauberes Kind – wird sofort geliefert!“
Eine halbe Stunde später war Lucas so sauber wie versprochen und Clay so nass, als hätte er selbst ein Bad genommen. Er trug den Kleinen ins Kinderzimmer, sein nach Babyshampoo duftendes Köpfchen lag an Clays Schulter. Als der ihn ins Bett legte und die – natürlich mit Rennwagen bedruckte – Decke über ihn breitete, hatte Lucas die Augen schon geschlossen.
Die Worte seiner Mutter klangen noch in seinem Herz, und Clay setzte sich aufs Bett. Er streichelte die blonden Locken und flüsterte: „Gute Nacht, Lucas.“
Lucas’ Augen flatterten. „Nacht, Mr Clay. Ich hab dich ganz doll lieb.“
Schon an etlichen Abenden war Clay Zeuge dieses Rituals zwischen dem Kleinen und Holly geworden, doch er hatte nie daran teilgenommen. Er kannte die Antwort genau, aber er musste sich erst räuspern, bevor er sie aussprechen konnte: „Ich hab dich noch viel mehr lieb, Lucas.“
Von der Tür kam ein leises Geräusch. Im Kinderzimmer brannte nur ein Nachtlicht, sodass Clay nur Hollys Silhouette und den Schimmer in ihren Augen erkennen konnte. Er stand auf und ging über die Türschwelle. Seine letzten Worte schienen in der Stille widerzuhallen. Holly trat zurück in den Korridor, als er die Tür von Lucas’ Zimmer leise schloss.
„Holly, ich …“
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn, brachte ihn zum Schweigen, bevor er die Chance hatte, seine Worte noch einmal zu wiederholen. Sie blieben in seiner Kehle stecken, schmerzten – egal wie heftig er auch schlucken mochte.
Als Holly ihn an der Hand in ihr Schlafzimmer führte, hätte er sie aussprechen können – aber die Worte blieben in seiner Brust verschlossen. Wenn Holly sich schon so dagegen sträubte, seine Hilfe zu akzeptieren, wie konnte er dann hoffen, sie würde seine Liebe annehmen?
12. KAPITEL
„Ich will zum Spielplatz gehen“, erklärte Lucas in dem Augenblick, als Holly seine Schuhe zugebunden hatte.
„Ich weiß nicht, es ist ziemlich kalt.“ Sie überlegte gerade, was man sonst noch tun könnte, als es an der Tür klingelte. „Wer mag das wohl sein?“
Holly entriegelte das Schloss und ließ ihn die Tür aufziehen. Ihr stockte der Atem, als sie Catherine Hopkins im Treppenhaus stehen sah. Hollys Gefühle übermannten sie. War
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