Julia Weihnachtsband Band 26
schrecklichsten Worte sein, die ein Mann kennt“, neckte er sie. „Vielleicht kann ich ein paar Termine verschieben.“
„Nein, nein, das ist schon okay. Wenn du nach Hause kommst, kannst du dir ansehen, was ich gekauft habe.“
„Sicher, das werde ich.“ Als er den Hörer auflegte, kämpfte er gegen ein Gefühl von … Ablehnung. Er stand auf, ging ans Fenster und starrte auf die Skyline der Innenstadt und die wirbelnden Schneeflocken, die auf die belebte Straße fielen. Es war verrückt. Er war derjenige, der nicht von seiner Arbeit loskam, der nicht bei Holly sein konnte.
Als Clay an diesem Abend die Penthousewohnung betrat, empfing ihn Farbgeruch. Nach dem umfangreichen Umbau seines Büros war ihm dieser Geruch nur allzu vertraut. „Holly?“
„Hier drin, Clay!“
Er folgte ihrer Stimme und blieb an der Tür stehen. Sein Arbeitszimmer mit dem großen Schreibtisch war verschwunden. Stattdessen sah er ein Kinderzimmer, das perfekt für einen kleinen Jungen war.
Sprachlos blickte Clay auf hellblau gestrichene Wände, den unteren Teil bedeckte eine Tapete mit Rennwagen. Es gab eine weiße Kommode mit passenden Regalen voller Spielzeug und stabilen Holzpuzzeln. Das Bett in der Mitte des Raums hatte die Form eines glänzend roten Rennwagens.
Neben dem Bett stand Holly in ausgeblichenen Jeans und Sweatshirt, die Haare zu einem Pferdeschwanz hochgebunden. Sie lächelte ihn an. „Überraschung!“
„Das hast du alles alleine gemacht?“
Sie nickte und schien vor lauter Glück fast abzuheben. „Das Bett und die Regale habe ich vor ein paar Tagen entdeckt. Das Geschäft hat schnell geliefert und gegen eine Extragebühr die anderen Möbel in ein Lager gebracht.“
„Und die Farbe und die Tapete?“
„Ein Abstecher zum Baumarkt und dann ein Schnellanstrich.“ Lachend hob sie ihre Hände und zeigte ihm die Reste blauer Farbe unter den Fingernägeln. „Ich konnte es gar nicht erwarten, fertig zu werden. Also, was meinst du?“
Er war erstaunt, in welchem Tempo diese Umgestaltung stattgefunden hatte. Trotzdem musste er an den Rest der Wohnung denken – und dass alle anderen Räume, einschließlich ihres Schlafzimmers, noch immer völlig unverändert waren.
Sicher, Holly hatte ein paar Röcke und Blusen in den Kleiderschrank gehängt und auch einige Shirts und Jeans in ein, zwei Schubladen gelegt. Das Karussellpferdchen schmückte die Kommode. Eine zusätzliche Zahnbürste steckte im Halter, und ab und zu war der Toilettentisch im Badezimmer mit Make-up-Utensilien belegt.
Aber genau wie in ihrem alten Apartment gab es auch in dieser Wohnung kaum etwas Persönliches von ihr, war nicht zu erkennen, dass Holly hier lebte. Weil er wusste, dass sie weder Kindheitsandenken noch Familienerbstücke besaß, hatte er sich nichts dabei gedacht.
Bis jetzt. Bis er gesehen hatte, wie viel Mühe sie sich dabei gegeben hatte, Lucas’ Zimmer ihren persönlichen Stempel aufzudrücken.
Aus diesem Grund hat sie dich geheiratet , erinnerte ihn eine düstere Stimme. Er war bloß das Mittel – Lucas’ Adoption der Zweck. Das hatte er von Anfang an gewusst. Also konnte es eigentlich auch nicht Enttäuschung sein, die diesen bitteren Geschmack im Mund hinterließ.
„Clay?“ Hollys zögernde Stimme unterbrach seine Gedanken. „Ist alles in Ordnung?“
Mit einem gezwungenen Lächeln entgegnete er: „Alles okay. Das Zimmer ist einfach großartig. Lucas wird es lieben. Ach verdammt, ich liebe es selbst!“
„Oh, oh! Werdet ihr um das Rennwagen-Bett kämpfen?“
„Ich werde mich zumindest bemühen, fair zu kämpfen. Weißt du, wenn ich sehe, wie großartig du dieses Zimmer umgestaltet hast: Warum nimmst du dir nicht auch noch den Rest der Wohnung vor?“
Ihre Augen weiteten sich. „Ach Clay, ich weiß nicht.“
„Das ist natürlich eine größere Aufgabe, aber du kannst dir ruhig einen Raumausstatter dazuholen. Mach, was immer du willst“, ermutigte er sie. Er wünschte sich so verzweifelt, dass Holly einen Teil ihres gemeinsamen Heims, ihrer Ehe für sich in Anspruch nahm – und nicht nur Lucas.
„Aber so wie jetzt ist die Wohnung einfach perfekt, so ganz du selbst. Ich wüsste nicht, was ich daran ändern soll.“
Na prima , dachte Clay. Das Kinderzimmer war perfekt für Lucas, die Wohnung perfekt für ihn. Warum wollte Holly nichts davon für sich beanspruchen?
Holly beobachtete, wie Lucas in seinem Zimmer herumwanderte, eine hellblaue Decke mit zerfranstem Rand hinter sich herschleifend.
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