Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
wo die besten Angelplätze sind?“
Es gelingt ihm ebenso mühelos, die Jungen zu verführen, wie damals mich, dachte Sasha, als die Zwillinge begeistert von einem Fuß auf den anderen hüpften und erwartungsvoll neben Gabriel in Schritt fielen, sodass sie auf dem Weg zum Hotel hinter ihnen zurückblieb.
„Spielst du auch Fußball?“, hörte sie Nico fragen, der halb scheu, halb erwartungsvoll zu Gabriel aufblickte.
Prompt blieb er stehen und sah den Kleinen amüsiert an. „Können Fische schwimmen?“, neckte er ihn und setzte schulterzuckend hinzu. „Ich bin schließlich Italiener.“
Nun strahlte Nico. „Sam ist ein Fan von Chelsea, aber mein Verein ist AC Mailand.“
„Meiner ist Chelsea, weil wir halbe Engländer sind, schließlich ist Mama Engländerin“, verkündete Sam ernsthaft. „Da ist das doch verständlich, oder?“
Für ihre Söhne und Gabriel gab es nur noch das Thema Fußball. Sie hatten völlig vergessen, dass sie auch noch da war, wurde Sasha betroffen bewusst.
„Als Erstes solltest du dir das blutende Bein säubern“, bestimmte Gabriel, als sie am Hotel ankamen.
Sein Ton gefiel Sasha nicht, sie presste die Lippen zusammen. „Ach bitte, tu bloß nicht so, als würdest du dich um mich sorgen.“ Mit vor Sarkasmus triefender Stimme setzte sie hinzu: „Mitleid passt nicht zu dir, Gabriel. Wir wissen beide, dass du Frauen nicht das geringste Mitgefühl entgegenbringst – und schon gar nicht mir.“
Sie sah ihre Söhne an, die kurz hinter ihnen zurückgeblieben waren, sie jetzt jedoch wieder eingeholt hatten. „Bitte geht euch waschen, Jungs. Und dann ab zum Mittagessen unten in der Küche.“
Sasha hielt es für das Beste, ihre Söhne liebevoll, aber konsequent zu erziehen. Gute Manieren waren wichtig, doch das galt für beide Seiten. Wenn sie von ihren Söhnen erwartete, dass sie höflich waren und begriffen, wie wichtig gute Manieren waren, schuldete sie ihnen das Gleiche. Und sicher auch dank ihrer guten Internatserziehung hatten die Zwillinge sich bestens entwickelt, wenn sie auch gelegentlich einmal über die Stränge schlugen.
„Ausgerechnet du redest von sorgen“, bemerkte Gabriel, sobald die Jungen nach oben gestürmt und außer Hörweite waren. „Klugerweise hast du offenbar kein Ganztagskindermädchen für die beiden eingestellt – wir wissen beide, dass Carlo damit nicht einverstanden gewesen wäre. Immerhin hast du es jedoch geschickt so einzurichten verstanden, dass die Zwillinge tagsüber nicht zu viel von deiner Zeit beanspruchen.“
„Nur weil sie dir Fragen über Fußball gestellt haben, bin ich noch längst keine lieblose oder leichtfertige Mutter“, wies Sasha ihn empört zurecht.
„Das meinte ich nicht. Ich finde es nur sehr merkwürdig, dass du die beiden zum Essen in die Küche hinunterschickst, während du offenbar ohne sie anderswo in eleganterer Umgebung isst. Wenn du frei und ohne Anhang wärst, würdest du deinen Liebhaber sicher auch herkommen lassen. Vielleicht sogar den, mit dem du in einem New Yorker Restaurant gesehen wurdest?“
Seine ungerechten Unterstellungen machten Sasha so wütend, dass sie Gabriel im ersten Moment keiner Antwort würdigte. Warum sollte sie auch? Sie schuldete ihm nichts. Nicht das Geringste!
Endlich erwiderte sie verächtlich: „Es ist wirklich traurig, wie mies du denkst und von dir auf andere zu schließen scheinst. Aber glaube mir, der Spitzel, den du mir nachgeschickt hast, ist sein Geld nicht wert. Wenn er seine Arbeit gründlich gemacht hätte, wäre er darauf gestoßen, dass ich mich in New York nur mit einem einzigen Mann getroffen habe, und zwar einem Krebsspezialisten. Im Gegensatz zu dir wollte ich nämlich nicht untätig zusehen, wie Carlo stirbt, solange auch nur die geringste Chance bestand, dass er durch ein Medikament oder eine Behandlungsmethode noch etwas länger leben könnte.“ Würdevoll wandte Sasha sich ab und folgte ihren Söhnen nach oben.
Sie kam jedoch nicht weit. Nach wenigen Stufen holte Gabriel sie ein und packte sie am Handgelenk, sodass sie sich ihm zuwenden musste.
„Sehr eindrucksvoll! Und vielleicht hättest du mich wirklich überzeugt, wenn ich dich nicht so gut kennen würde. Ist dir damals nicht mal der Gedanke gekommen, dass Carlo schon im Sterben liegen könnte? Dass er lieber friedlich in seinem Bett sterben wollte, als sein Leben künstlich um einige Monate, Wochen oder Tage verlängern zu lassen, damit du weiter von ihm profitieren kannst? Solange er lebte, war
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