Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
Frauen war stets er es gewesen, der sich trennte. Er hatte die Beziehung zu Sasha beenden wollen, doch sie war ihm zuvorgekommen und hatte ihn verlassen. Schlimmer noch, sie hatte sich sofort einem anderen in die Arme geworfen. Seinem Cousin! Oh ja, dafür würde Sasha büßen, und er würde den Kelch der Rache bis zum letzten Tropfen leeren.
4. KAPITEL
Sasha war fest entschlossen, sich unter keinen Umständen von ihren Söhnen zu trennen, selbst wenn das bedeutete, dass sie hier bei Gabriel bleiben musste. Glücklicherweise würde es wenigstens nicht für lange sein. Nicht einmal er konnte den Beginn des neuen Schuljahres aufhalten. Da fiel ihr ein …
Sie blickte auf die Ringe an ihren Fingern. Immerhin war sie fleißig und weitsichtig genug gewesen zu studieren und besaß inzwischen einen Abschluss in Betriebswirtschaft. Dank Carlos Großzügigkeit könnte sie ihren Schmuck verkaufen und mit dem Erlös ein kleines Haus in der Nähe des Internats ihrer Jungen erwerben, das Schulgeld aufbringen und etwas für den Notfall zurücklegen.
„Komm“, forderte Gabriel den Jungen auf, der ihm am nächsten stand, und reichte ihm die Hand.
Sasha spürte, dass Sam sie fragend ansah.
Es wäre so einfach gewesen, die Kinder gegen Gabriel aufzubringen, ihren empfänglichen kleinen Seelen Verbitterung und Feindseligkeit einzuhauchen, sie dazu zu bringen, dass sie den Mann hassten und fürchteten, den ihr Vater ihnen als Vormund bestellt hatte. Doch wie immer sie auch persönlich zu Gabriel stehen mochte, das brachte sie einfach nicht fertig. Es wäre egoistisch gewesen, sie hätte den Jungen damit nur geschadet, und sie waren ihr wichtiger als alles andere auf der Welt.
Sasha rang sich ein Lächeln ab und schob erst Sam, dann Nico sanft auf Gabriel zu.
„Euer Vater hat diesen Mann zu eurem Vormund bestimmt. Das bedeutet, dass wir bis zum Ende des Sommers hier auf Sardinien bleiben können“, erklärte sie ihnen betont locker.
Es war besser, es ihnen so leicht wie möglich zu machen, die Dinge, die jetzt auf sie zukamen, zu akzeptieren und zu verstehen. Beide Jungen waren begeistert von Sardinien. Warum auch nicht? Seit ihrer Geburt hatten sie jeden Sommer hier verbracht, und ihre Familie väterlicherseits war auf der Insel zu Hause.
Es kam Gabriel komisch vor, den beiden kleinen Abkömmlingen seiner Familie einfach nur die Hand zu schütteln, statt dass sie sich nach alter sardischer Sitte umarmten. Aber ihr Vater war ja auch schon älter gewesen, ein typischer Vertreter der alten Schule, der selbst einige Jahre in England erzogen worden war, sodass die Kinder seine Manieren wohl übernommen hatten.
„Und wie sollen wir Sie nennen?“, fragte Sam zurückhaltend.
„Gabriel ist ein Cousin zweiten Grades eures Vaters“, erklärte Sasha schnell, um Gabriel selbst in dieser nebensächlichen Angelegenheit nicht erst die Möglichkeit zu geben, die Kontrolle an sich zu reißen. „Wäre es da nicht vielleicht angebracht, wenn ihr ihn Cousin Gabriel nennt und mit du anredet?“
„Cousin Gabriel“, wiederholte Sam vorsichtig. Er war der Ernsthaftere und zugleich Draufgängerischere von beiden, während Nico sich eher von seinem Zwillingsbruder leiten ließ. „Gefällt mir“, verkündete er zufrieden.
„Fein. Das freut mich“, erwiderte Gabriel herzlich und spann den Gesprächsfaden gleich weiter. „Ich habe euren Vater Cousin Carlo genannt, als ich ihm zum ersten Mal begegnet bin.“
Das macht er sehr geschickt, musste Sasha sich widerstrebend eingestehen, als sie sah, wie ihre Söhne sich entspannten und vertrauensvoll näher an den neuen Mann in ihrem Leben heranrückten.
Carlo hatte seine Söhne über alle Maßen geliebt, doch nachdem er krank geworden war, hatte er die unermüdlichen kleinen Energiebündel immer nur noch kurz um sich ertragen. Deshalb hatte Sasha sich oft genug schützend zwischen ihren erschreckend geschwächten Mann und ihre Söhne gestellt, um beiden Seiten schmerzliche Szenen zu ersparen.
„Können wir gleich angeln gehen?“, drängte Nico.
Angeln war seine neue Leidenschaft. An den meisten Tagen saßen sie zu dritt auf den Felsen und warteten, dass Fische an den Ködern anbissen, nachdem Sasha den Jungen gezeigt hatte, wie sie die Angelhaken präparieren mussten.
Ehe sie jedoch etwas erwidern konnte, sagte Gabriel ruhig: „Erst haben eure Mutter und ich einiges zu besprechen. Deshalb müssen wir jetzt zum Hotel zurückgehen. Aber wie wär’s, wenn ihr mir heute Nachmittag zeigt,
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