Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
er dein Pass für das Leben, das du dir immer gewünscht, für das du deinen Körper verkauft hast. Du wusstest, dass Carlo dich vergötterte, und zwar so maßlos, dass er mich angefleht hat, ihm noch mehr Geld zu leihen, egal zu welchem Preis … um deine Geldgier befriedigen zu können.“
„Das ist nicht wahr!“ Sasha erbleichte, ihr kamen die Tränen, und sie nahm Gabriel nur noch wie durch einen Schleier wahr. „Carlo hat aus Stolz immer mehr Geld zusammengeborgt, nicht ich. Ich weiß nicht einmal, was er damit anfing.“
„Du lügst.“
Gabriel hielt ihr Handgelenk immer noch fest, und unwillkürlich dachte Sasha an eine Szene in einem exklusiven Modesalon, wo sie ebenfalls eine Stufe höher auf einer Marmortreppe gestanden und ihn angelacht hatte – übermütig, verliebt, kokett. Sie hatte ein Kleid anprobieren und es ihm vorführen sollen, eine Wolke aus schwarzem Seidenchiffon, der bei jeder Bewegung verführerisch raschelte. Gelöst hatte sie sich über Gabriel gebeugt und nichts dabei gefunden, als die Seide ihr bis zur Taille herunterglitt, sie hatte es sogar genossen, dass er ihren halb nackten Körper liebkosend betrachtete, ihre entblößte Brust umfasste. Damals war sie noch überzeugt gewesen, er könnte es unmöglich ernst meinen, als er behauptete, für Liebe und Gefühle gebe es in seinem Leben keinen Platz. Sie war so verliebt in ihn gewesen, dass sie geglaubt hatte, ihn mit ihrer Liebe dazu bringen zu können, ihre Gefühle zu erwidern.
Das war lange her.
Seitdem hatte Sasha ein Meer von Tränen vergossen und einen Schutzpanzer um sich errichtet, eine unüberwindbare Mauer, die von der bitteren Wirklichkeit, ihrem Hass und ihren Tränen zusammengehalten wurde.
„Ich hasse dich!“, schleuderte sie Gabriel entgegen, und ihre Augen funkelten aufgebracht.
Sein Atem streifte ihre Haut, als er sie an sich riss.
Sie stand etwas unsicher auf zwei Stufen, durch die unerwartete Bewegung verlor sie das Gleichgewicht und fiel gegen ihn.
„Das sagst du so. Aber ich gehe jede Wette ein, dass du trotzdem wieder mit mir ins Bett gehen würdest – für einen Preis.“
Sasha zuckte getroffen zusammen und versuchte, sich ihm zu entziehen, um zu fliehen. „Du warst es doch, der mich gelehrt hat, Gefühle und Sex zu trennen, der behauptete, Sex habe nichts mit Liebe zu tun. Und ja … Falls ich mit dir schlafen wollte, könnte ich es tun und dich dennoch hassen, Gabriel“, gab sie zu. „Aber ich will es nicht und benutze meinen Körper auch nicht als Zahlungsmittel.“
„Wieso? Hast du schon einen Ersatz für Carlo gefunden, obwohl er noch gar nicht richtig unter der Erde liegt?“ Warum tat die Vorstellung ihm so weh? Er begehrte Sasha nicht, hatte aufgehört, sie zu begehren, als sie anfing, eine dauerhafte Rolle in seinem Leben spielen zu wollen. Er konnte selbst jetzt noch hören, wie sie ihm gespielt gefühlvoll erklärt hatte: „Ich liebe dich, Gabriel. Und ich weiß, dass du mich auch liebst, obwohl du dich weigerst, es auszusprechen.“
„Da irrst du dich“, hatte er widersprochen und es ernst gemeint. „Ich liebe niemanden. Die Fähigkeit zu lieben haben meine Pflegeeltern mir ausgeprügelt. Dieselben Pflegeeltern, die behaupteten, mich zu lieben, nachdem sie erfahren hatten, dass ich finanziell auf die Beine gekommen war. Du sagst, du liebst mich, aber in Wirklichkeit möchtest du immer mit mir zusammenbleiben, weil ich reich bin und du arm. Was du liebst, ist das, was ich dir geben kann.“
„Das ist nicht wahr!“, hatte sie protestiert, aber natürlich hatte Gabriel ihr nicht geglaubt.
Auch jetzt widersprach Sasha ihm entschieden. „Nein, Gabriel! Im Gegensatz zu dir habe ich die Vergangenheit hinter mir gelassen und mich weiterentwickelt.“ Stolz warf sie den Kopf zurück. „Inzwischen habe ich ein Diplom in Betriebswirtschaft und bin so qualifiziert, dass ich mit meinem Verdienst selbst für mich und meine Söhne sorgen kann.“ Hoffentlich kann ich das wirklich, dachte sie sofort unweigerlich.
Die Mitteilung schockierte Gabriel. Aber wieso? Warum machte ihn die Vorstellung wütend, dass Sasha einen Beruf ausüben könnte und nicht mehr von ihm abhängig wäre?
„Mit deiner gespielten Mutterliebe kannst du mich nicht täuschen, Sasha“, erwiderte er schneidend. „Wenn du so eine tolle Mutter wärst, wie du vorgibst, warum sollte Carlo es dann für nötig gehalten haben, mich zum Vormund seiner Söhne zu bestellen? Es liegt doch auf der Hand, dass er genau
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