Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
ihr ein Leben lang glücklich ist. Sie hatte ihn im Hafen entdeckt und naiv, wie sie war, angenommen, er suche eine Mannschaft für eine der Luxusjachten, die in dem kleinen Hafen ankerten. Nachdem sie Gabriel in Jeans und T-Shirt zielstrebig an den Hafencafés entlanglaufen gesehen hatte, war sie gar nicht auf den Gedanken gekommen, er könnte selbst eine Jacht besitzen. Er war ein Mann, von dem ein Mädchen wie sie nur träumen konnte – groß, dunkelhaarig und einfach umwerfend. Naiv, wie sie war, hatte sie sich in die Überzeugung hineingesteigert, er würde sich in sie verlieben und sie nicht mehr von seiner Seite lassen. Eigentlich hatte sie sogar schon geglaubt, in ihn verliebt zu sein, ehe sie überhaupt mit ihm ein Wort gesprochen hatte.
Sie hatte sich so verzweifelt nach Liebe gesehnt. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben, und man hatte ihrem Vater geraten, die kleine Sasha in ein Kinderheim zu geben. Sie war vier Jahre alt, als er wieder geheiratet hatte, und obwohl seine neue Frau versucht hatte, sie freundlich aufzunehmen, hatte ihr großes Liebesbedürfnis zu Problemen geführt – besonders, als ihre Stiefmutter schwanger wurde. So war sie erneut in einem Heim gelandet, wo sie blieb, bis sie sechzehn war. Ein Leben lang hatte sie nach Liebe gehungert, doch sie war zu lange in Heimen untergebracht gewesen, um sich in eine normale Familie einfügen zu können.
Eine Sozialeinrichtung hatte ihr schließlich Arbeit und Unterkunft vermittelt, doch die netten Ladenbesitzer, bei denen sie arbeitete, waren verständlicherweise befremdet gewesen, als sie bei ihnen Vater- und Mutterersatz suchte. Danach hatte man sie in psychiatrische Behandlung gegeben, weil sie „zu besitzergreifend und fordernd“ wurde. Doch das hatte wenig genützt, weil sie eigentlich nur Liebe und Zuwendung suchte.
Eine Sozialarbeiterin hatte ihr schließlich eine neue Stelle besorgt – diesmal in einem Supermarkt. Als sie, Sasha, und sechs andere Mädchen, die dort arbeiteten, etwas Geld im Lotto gewannen, hatten sie spontan beschlossen, sich dafür Urlaub in Saint-Tropez zu gönnen.
Eines der Mädchen, das im Gegensatz zu ihr, der Siebzehnjährigen, schon zwanzig war und eine üppige Figur vorweisen konnte, hatte sich dann an einen zwielichtigen „Filmregisseur“ herangemacht, der angeblich zu den Filmfestspielen nach Cannes gekommen war und ihnen anzüglich anbot, sie in einem seiner Filme unterzubringen.
Daraufhin war unter den Mädchen heftiger Streit ausgebrochen. Die Mehrheit wollte sich mit dem „lüsternen Pornohändler“ nicht einlassen, während einige um jeden Preis berühmt werden wollten. Eine von ihnen, Doreen, hatte Sasha dann so lange bekniet, bis sie sich der Wasserstoffblondine anschloss, die unbedingt Karriere machen wollte, und sei es zunächst als Pornostar.
Während die Mädchen noch stritten, hatte Sasha bereits von Gabriel geträumt und sich ausgemalt, dass er sich Hals über Kopf in sie verliebte, sie heiratete und mit ihr glücklich wurde. Dabei hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gewusst, wie er hieß.
Inzwischen war Sasha klar, dass sie in ihren Mädchenträumen die Liebe gesucht hatte, die ihr als Kind gefehlt hatte. Sie hatte sich eine Fantasiewelt geschaffen, in der ihre Sehnsüchte wahr wurden. Doch diese Traumwelt musste an der Wirklichkeit scheitern. In einer echten Beziehung hätten ihre übertriebenen Erwartungen sich gar nicht erfüllen können.
Am jenem Abend, bevor Sasha mit den anderen Mädchen nach England zurückfliegen musste, hatte sie ihren ganzen Mut zusammengenommen und die letzte Gelegenheit genutzt, Gabriel auf sich aufmerksam zu machen. Wie von einem selbstzerstörerischen Zwang getrieben, hatte sie sich ausgerechnet einen Mann ausgesucht, der seelisch so zerrissen war wie sie selbst. Ihre Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, falls das, was zwischen ihnen gewesen war, überhaupt als Beziehung bezeichnet werden konnte. Es war eher eine gegenseitige sexuelle Abhängigkeit – bei ihr eine Neigung zur seelischen Unterwerfung, bei Gabriel eine lebenslange Abneigung gegen gefühlsmäßige Nähe. Einen Mann, der ihren Erwartungen weniger gerecht werden konnte, hätte sie kaum finden können. Einer Klügeren wäre das auch bewusst geworden. Sie jedoch hatte in Gabriel nur den Mann gesehen, den sie sich in ihren Wunschträumen geschaffen hatte.
An jenem ersten Abend hatte sie jedoch geglaubt, einfach den Mut aufbringen zu müssen, sich sexy
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