Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
Sein scharfer Ton ließ sie zusammenzucken. „Sexuelles Vergnügen? Körperliche Befriedigung, Sasha? Hast du vor Lust gestöhnt, wenn der alte Mann dich angefasst, dich besessen hat? Oder hast du die Augen geschlossen und an sein Geld, den Ehering an deinem Finger gedacht? Hat er dir das hier gegeben?“
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte Gabriel sie an sich gerissen, und obwohl sie sich heftig wehrte, drückte er ihr mit einer Hand die Fäuste hinter den Rücken und griff ihr mit der anderen Hand ins Haar, sodass sie den Kopf nicht wegdrehen konnte, um seinem fordernden Kuss auszuweichen.
Die Jungen waren im Haus verschwunden. Das Geräusch der rhythmisch an den Strand brandenden Wellen passte hervorragend zu dem Aufruhr, in dem sich Sasha befand. Diesem geballten Angriff auf ihre Sinne war sie nicht gewachsen – dem vertrauten Geruch von Gabriels Haut, der Kraft und Ausstrahlung dieses energiegeladenen Mannes, ihrer Reaktion auf den Druck seines Knies zwischen ihren Beinen. Ihre Brüste hoben sich erregt, als Gabriels Zunge mit ihrer einen langsamen lustvollen Tanz begann, der sie jeden Widerstand vergessen ließ. Sie wartete darauf, dass er sie berührte, ein quälendes Sehnen erfüllte sie …
Am Himmel über ihnen kreischte eine Seemöwe, und Gabriel gab sie frei.
„Du magst glauben, mich täuschen zu können, indem du die treue Witwe spielst, aber bei mir klappt das nicht. Ich durchschaue dein Spielchen.“ Gabriel atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich. Starr blickte Sasha darauf und versuchte, sich bewusst zu machen, was geschehen war.
Am liebsten hätte sie Gabriel geohrfeigt, sie wollte ihm wehtun, wie er ihr wehgetan hatte. Bebend warf sie den Kopf zurück und sah ihn an. „Soll ich dir etwas sagen, Gabriel?“, fragte sie mühsam beherrscht. „Eigentlich tust du mir leid. Du hältst dich für so stark, aber in Wirklichkeit bist du seelisch krank. Du willst einfach nicht begreifen, dass ein Mensch sich ändern kann, weil du selbst es nicht kannst. Stur stemmst du dich dagegen, anzuerkennen, dass es in einer Beziehung Liebe und Achtung geben kann, weil du beides nie kennengelernt hast. Du projizierst deine Kindheitserfahrungen auf andere. Carlo hat mir geholfen, seelisch gesund zu werden. Das war sein Geschenk an mich, das Kostbarste, was ich an meine Söhne weitergeben kann. Ich habe mich geändert und bin nicht mehr das Mädchen, das du gekannt hast.“
Erhobenen Hauptes ging Sasha an Gabriel vorbei ins Haus.
Zorn übermannte Gabriel, die widersprüchlichsten Empfindungen tobten in ihm. Er tat Sasha leid! Na gut, bald würde sie merken, dass sie sich ihr Mitleid für sich selbst hätte aufsparen sollen, denn sie würde es brauchen.
Was fiel ihr ein, ihn als seelisch krank zu bezeichnen – einer Frau, die so gelebt hatte wie sie? Sie hätte sich geändert? Unmöglich! Dennoch sah er vor sich, wie sie ihre Söhne umfangen hielt, während sie gemeinsam die Delfine beobachteten. Das Bild hatte sich ihm tief eingeprägt. Was immer Sasha gewesen sein mochte, es stimmte: Sie war jetzt eine Frau mit zwei Söhnen, die sie so innig liebte, dass er es nicht nur sehen, sondern auch fühlen konnte. Falls er bereit wäre, zuzugeben, dass er Sasha falsch eingeschätzt hatte, was müsste er dann empfinden? Schmerz? Reue? Dann müsste er sich eingestehen, dass er etwas Unersetzliches, unendlich Kostbares verloren hatte.
Unsinn! Der Schein trog sicherlich. Wie immer die Dinge aussehen mochten, er durfte Sasha nicht glauben. Sie spielte ihm nur etwas vor. Wie konnte er vergessen, dass sie von einem anderen Mann – nein, Männern! – zu ihm gekommen war, ihm offen gestanden hatte, dass er ihr mehr zu bieten hatte? Und aus genau dem gleichen Grund hatte sie ihn verlassen. Er war es Carlo und Carlos Söhnen schuldig, für sie da zu sein, wenn Sasha sich einem neuen Mann zuwendete und die Kinder dafür opferte.
Was immer sie behauptete, er traute ihr nicht. Früher oder später würde sie sich nach einem gutgläubigen Reichen umsehen, der Carlos Rolle in ihrem Leben zu übernehmen bereit war. Mochte sie weiter alle Register ziehen, um als liebende Mutter dazustehen, Tatsache war, dass sie die Jungen schon einmal ins Internat gesteckt hatte, weil es für sie so bequemer war und sie jederzeit nach New York jetten konnte. Wie konnte eine wirklich liebende Mutter so etwas tun? Und das, während der Vater der Jungen im Sterben lag und die Kinder sie mehr denn je gebraucht hätten? Unmöglich!
Zwei
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