Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
wäre gegen einen der schmiedeeisernen Stühle geprallt, wenn Gabriel nicht blitzschnell seine Hand darauf gelegt hätte, sodass sie gegen seine Finger stieß.
Einen Moment lang stand Sasha wie versteinert da, alles in ihr gierte förmlich nach der verbotenen Berührung. Ihre Hand bebte so, dass sie das Glas kaum noch halten konnte. Dann wurde ihr bewusst, dass die Jungen sie beobachteten. Was mochten sie jetzt denken? Aber natürlich waren sie noch zu jung, um zu begreifen, was mit ihr los war. Sie fühlte sich schuldbewusst, ihr schoss das Blut ins Gesicht.
„Mum, warum trägst du deine Ringe nicht mehr?“, fragte Nico neugierig.
Wieder verkrampfte sich alles in ihr. Sie blickte auf ihre linke Hand, die bis auf den schmalen Ehering nackt war.
„Der Wagen ist da, Jungs, es wird Zeit, dass wir losfahren“, kündigte der Professor unternehmungslustig an.
Sasha begleitete alle zur Haustür, wo der Fahrer mit dem klimatisierten Mercedes wartete, den Gabriel für den Professor und die Zwillinge gemietet hatte. Rasch umarmte und küsste sie die Jungen.
Gabriel sagte etwas zu dem Professor, und Sasha nutzte die Gelegenheit, um ins Haus zu flüchten.
Ihr Kopf schmerzte, wirre Gedanken stürmten auf sie ein. Das morgendliche Zwischenspiel am Strand hatte sie völlig durcheinandergebracht. Sie stand immer noch unter Schock, dennoch musste sie sich darüber klar werden, wie sie wirklich zu Gabriel stand. Er verachtete und hasste sie, konnte ihr nicht verzeihen, dass sie ihn verlassen hatte. Und obwohl ihr all das bewusst gewesen war, hatte sie zugelassen, dass er …
Zugelassen? Was am Morgen geschehen war, hatte sie nicht vorgehabt. Es war wie ein Sturm über sie gekommen, alles war plötzlich außer Kontrolle geraten.
„Sasha.“
Sie war ganz angespannt und versuchte, wie am Morgen davonzurennen. Ihr Gesicht, ihr ganzer Körper begann zu glühen.
Mühsam schaffte sie es, sich umzudrehen und Gabriel anzusehen.
„Du hast Nicos Frage nicht beantwortet“, erinnerte er sie. „Warum trägst du deine Ringe nicht?“
Sasha atmete tief durch. „Weil ich sie verkauft habe“, erklärte sie gefasst. „Mein Schmuck war das einzig Wertvolle, was ich besaß, da habe ich ihn nach Port Cervo gebracht und ihn verkauft. Wenn die Jungen ins Internat zurückkehren, werde ich von dem Geld ihr Schulgeld bezahlen und für uns drei ein Haus in London kaufen. Du magst mir nicht glauben, aber ich will nicht auf deine Kosten leben.“
„Du hast deinen Schmuck verkauft?“ Furcht packte Gabriel. Wenn Sasha Geld hatte, brauchte sie ihn nicht. Und für ihn hing alles davon ab, dass sie ihn brauchte, wurde ihm entsetzt bewusst.
„Ja.“ Ruhig sah sie ihn an. „Es ist wichtig, dass die Jungen ein richtiges ständiges Zuhause haben. Sie sind meine Söhne, und ich würde alles tun, um ihnen das bieten zu können, Gabriel.“
„Aber du hättest doch …“
„Was hätte ich tun können? Dich um Hilfe bitten?“ Wie sie damals um seine Liebe gebettelt hatte? „Ich glaube, wir wissen beide, wie du darauf reagiert hättest. Was ich mit meinem Schmuck anfange, ist meine Sache und geht niemanden etwas an, Gabriel. Und jetzt entschuldige mich. Ich habe Kopfschmerzen und bin nicht in Stimmung für eine Auseinandersetzung.“ Würdevoll drehte sie sich um und ging zur Treppe.
Gabriel wusste selbst nicht, warum ihm zumute war, als würde sich ein bleierner Panzer um seine Brust legen.
Sasha ging nach oben, und er wäre ihr am liebsten nachgestürmt, um sie zur Rede zu stellen. Immerhin hatte sie behauptet, ihn zu lieben, ihn angefleht, ihre Liebe zu erwidern. Selbst jetzt noch hatte er vor sich, wie verwirrt und aufgebracht er gewesen war, wie heftig er sie zurückgewiesen hatte. Gleichzeitig hatte ihre Liebeserklärung ihn seltsam berührt, sie hatte schmerzliche Empfindungen in ihm ausgelöst, obwohl er es sich damals nicht eingestehen wollte. Jetzt drängten diese lange verbannten Erinnerungen wieder an die Oberfläche.
Seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an, sein Herz jagte. Wegen Sasha? Weil sie eine Mutter war, die ihre Söhne liebte? War er eifersüchtig auf diese Liebe?
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag.
Als sein Großvater ihn bei sich aufgenommen hatte, hatte er ihm gleich zu Anfang die Halskette mit den Diamanten und Rubinen gezeigt, die er seiner Tochter geschenkt hatte, nachdem sie nach Hause zurückgekehrt war.
„Die hat sie gegen dich eingetauscht“, hatte er Gabriel höhnisch erklärt, um sich
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