Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
nur noch aus Falten, ihr Haar wirkte wie der Nestbauversuch eines irren Vogels. Verglichen mit den Frauen, mit denen Jake Ramirez sonst schlief, musste sie …
Hitze schoss ihr in die Wangen. Sie hatte nicht mit ihm geschlafen, sondern neben ihm. Und überhaupt … Was kümmerte es sie, welche Frauen er kannte? Wahrscheinlich überschlugen sie sich, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie hatte seine volle Aufmerksamkeit und würde liebend gern darauf verzichten. Und wenn sie noch lange hier herumstand, würde sie wieder zum Opfer seiner „Fürsorge“.
Ihre Schuhe standen beim Bett. Sie würde sie nicht anziehen, sondern sich auf Zehenspitzen an dem anderen Schlafzimmer vorbeischleichen. Catarina nahm die Schuhe und presste ihr Ohr an die Tür. Es war nichts zu hören, nur ihr Puls dröhnte in ihrem Kopf. Mit angehaltenem Atem legte sie die Hand an den Türknauf, drehte und …
… schaute auf Jake, der mit einer Tasse Kaffee in einem Sessel saß und die Zeitung las.
„Guten Morgen“, sagte er mit einem höflichen Lächeln und warf einen bedeutungsvollen Blick auf die Schuhe, die von ihren Fingern baumelten. „Wollten Sie irgendwohin?“
Sie war enttäuscht, nicht verlegen. In der Klosterschule hatte man immer unter Aufsicht gestanden, und wenn man bei etwas Unerlaubtem erwischt wurde, dann musste man sich eben herausreden. Das waren kein Lügen, sondern simple Notwendigkeiten.
„Ja.“ Ihr Lächeln war ebenso höflich wie seines. „Ich wollte meine Zahnbürste holen. Sie muss wohl in dem anderen Bad liegen.“
„Und Sie laufen barfuß, um mich nicht zu stören? Wie aufmerksam. Oder laufen Sie immer auf Zehenspitzen?“
„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“
Jake deutete auf die Schuhe. „Vielleicht sind die Sitten hier ja anders, aber bei uns trägt man Schuhe normalerweise an den Füßen, nicht in den Händen.“
„Meine Füße schmerzen.“
„Ah. Nun, in diesem Falle sollten Sie bequemere Schuhe anziehen, nachdem Sie sich die Zähne geputzt haben.“
„Ja, natürlich. Ich …“
„Möchten Sie eine Tasse Kaffee?“
„Nein.“ Und dann, als ob sie daran ersticken würde, fügte sie hinzu: „Danke.“
Jake faltete die Zeitung zusammen. „Ich wollte Sie gerade aufwecken.“
Ein Bild tauchte vor ihr auf: sie im Bett, Jake, der sich über sie beugte und leise ihren Namen flüsterte, seine Hand an ihre Wange legte und seinen Kopf immer näher heranbrachte …
Wie lange dauerte so ein Anfall geistiger Umnachtung?
„Wie schön für uns beide, dass das nicht nötig war.“ Damit marschierte sie an ihm vorbei in das andere Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Na großartig, dachte Jake und warf die Zeitung beiseite. Ein neuer Tag, eine neue Konfrontation. Gab es sonst noch irgendetwas Neues?
Das, was gestern Nacht passiert war. Das war neu.
So still dazuliegen und sie ihre kleine Erkundungsreise machen zu lassen. Keinen Muskel zu rühren, als sie sich über ihn gebeugt hatte, ihn berührt hatte …
Allein die Erinnerung daran erregte ihn, aber das war absurd.
Er würde jemanden für sie finden, der zu ihr passte. Einen jungen Mann, einen guten Mann, das hatte sie verdient. Jemanden, mit dem sie zusammen sein wollte. Jemanden, der ihr all die Dinge beibrachte, die sie nicht kannte, über das Leben und über Männer und über Sex …
All die Dinge, die er ihr gestern Nacht hatte zeigen wollen.
Leise vor sich hin fluchend, ging er zu der Schlafzimmertür und hämmerte mit einer Faust dagegen. „Catarina! Beeilen Sie sich gefälligst.“ Wo war sie? Die Suite lag im obersten Stockwerk, aber er hielt Catarina für verrückt genug – für verzweifelt genug, um das Fenster zu öffnen und … „Catarina!“
Die Tür ging auf.
„Es besteht kein Grund, einen solchen Lärm zu veranstalten.“
Sie klang ruhig, aber sie trug immer noch keine Schuhe. „Sie sind nicht fertig.“
Catarina schaute ihn ausdruckslos an. „Fertig, wofür?“
„Lassen wir diesen Unsinn endlich.“ Er schob sich an ihr vorbei, griff ihre Reisetasche und seinen Koffer. „Wir müssen unser Flugzeug erwischen.“
„Nein.“
„Betrachten Sie es mal von dieser Seite: Je eher wir in New York sind, desto eher können wir unsere Beziehung beenden.“
„Das können wir auch sofort tun. Sie brauchen nur …“
„Sie sehen das völlig falsch – Sie haben sich zu benehmen!“ Seine Züge wirkten hart wie Stein. „Was ist nun? Ziehen Sie Ihre Schuhe an, oder wollen Sie die Reise barfuß
Weitere Kostenlose Bücher