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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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gegenüberstanden.
    »E ora, ragazze?«, fragte Cocco.
    »Was hat er gesagt?«, zischte Janice, während sie, geblendet von Coccos Stirnlampe, den Kopf in meine Richtung wandte.
    »Er hat gesagt: Und jetzt, meine Damen?«, kam mir Umberto zuvor. »Das dort ist der Raum von Santa Caterina. Wie geht es von hier aus weiter?«
    Erst jetzt bemerkten wir, dass der Aasgeier mit seiner Taschenlampe durch eine Gittertür in eine kleine, fast klösterlich wirkende Zelle mit einem schmalen Bett und einem Altar hineinleuchtete. Auf dem Bett lag die Statue einer Frau - wahrscheinlich Santa Caterina -, und die Wand hinter ihr war blau gestrichen und mit goldenen Sternen besetzt.
    »Ähm«, stammelte Janice, die es wohl genau wie ich kaum fassen konnte, dass wir nun tatsächlich neben der in Moms Rätsel erwähnten Kammer standen, »hol ein Brecheisen mir.«
    »Und dann?«, fragte Umberto, der Cocco offenbar unbedingt demonstrieren wollte, wie wichtig wir für das Gelingen des Unterfangens waren.
    Janice und ich wechselten einen raschen Blick, weil uns beiden nur allzu bewusst war, dass Moms Anweisungen gleich danach endeten, und zwar mit einem fröhlichen Und los geht's, Mädels!
    »Moment...«, sagte ich, weil mir plötzlich noch etwas einfiel, »o ja ... hinweg mit dem Schwarz …«
    »Dem Schwarz?«, wiederholte Umberto ratlos. »Was soll denn das heißen?«
    Wir alle reckten erneut den Hals. Genau in dem Moment, als Cocco uns zur Seite schob, um selbst noch einmal einen Blick in den Raum zu werfen, begann Janice heftig zu nicken, als wollte sie mit der Nase auf etwas deuten. »Dort! Seht doch! Unter dem Altar!«
    Tatsächlich befand sich unterhalb des Altars eine große Marmorfliese mit einem schwarzen Kreuz darauf. Das Ganze sah durchaus nach dem Eingang zu einem Grab aus. Ohne kostbare Sekunden zu verschwenden, trat Cocco einen Schritt zurück und zielte mit seiner Maschinenpistole auf die Halterung der Gittertür. Ehe irgendjemand Zeit hatte, in Deckung zu gehen, feuerte er eine ohrenbetäubende Salve ab, die das Ding regelrecht aus den Angeln riss.
    »Um Gottes willen ! «, stöhnte Janice und verzog dabei gequält das Gesicht. »Ich glaube, mir ist das Trommelfell geplatzt! Der Kerl gehört doch in die Klapsmühle!«
    Wortlos wirbelte Cocco herum und packte sie so heftig am Hals, dass sie kaum noch Luft bekam. Das Ganze ging derart schnell, dass ich erst begriff, was da eigentlich passierte, als er sie plötzlich wieder losließ und Janice keuchend auf die Knie sank.
    »Oh, Jan!«, rief ich erschrocken und kniete mich neben sie. »Alles in Ordnung?«
    Sie brauchte einen Moment, bis sie wieder genug Luft bekam, um sprechen zu können. »Das muss ich mir merken ...«, murmelte sie blinzelnd, weil ihr wohl immer noch alles vor den Augen verschwamm, »der kleine Charmeur versteht Englisch!«
    Bereits wenige Augenblicke später nahmen sich die mit Brecheisen und Bohrern bewaffneten Männer die Marmorfliese unter dem Altar vor. Als diese sich schließlich löste und mit einem dumpfen Schlag, der eine Staubwolke aufwirbeln ließ, auf den Steinboden fiel, war niemand von uns besonders erstaunt darüber, dass dahinter der Eingang zu einem Tunnel gähnte.
     
    Als Janice und ich drei Tage zuvor aus dem Gully auf den Campo geklettert waren, hatten wir uns geschworen, nie wieder Höhlenforschung in den Bottini zu betreiben. Trotzdem krochen wir nun erneut durch einen fast dunklen Gang, der kaum größer als ein Wurmloch war - und zwar ohne dass am anderen Ende ein Stück blauer Himmel auf uns wartete.
    Bevor Cocco uns in das Loch hineinschob, schnitt er unsere Fesseln auf - nicht aus Barmherzigkeit, sondern weil er uns sonst nicht hätte mitnehmen können. Zum Glück glaubte er immer noch, uns zu brauchen, um das Grab von Romeo und Giulietta zu finden. Er konnte ja nicht wissen, dass das schwarze Kreuz unter dem Altar in Santa Caterinas Zimmer der allerletzte Hinweis in Moms Wegbeschreibung gewesen war.
    Während ich hinter Janice herkroch und nichts als ihre Jeans und hin und wieder das Flackern einer Stirnlampe an der rauen Tunnelwand sah, wünschte ich, ich trüge ebenfalls eine Hose, denn ich verfing mich immer wieder in dem langen Rock des Kleides. Hinzu kam, dass der dünne Samtstoff meine ohnehin schon ramponierten Knie kaum vor dem unebenen Sandstein schützte. Das einzig Positive war, dass mein ganzer Körper vor Kälte allmählich so taub wurde, dass ich den Schmerz fast nicht mehr spürte.
    Als wir schließlich das Ende

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