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Julia

Julia

Titel: Julia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Fortier
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Bewusstsein verloren. Als ich schließlich durch einen Nebel aus Staub hochblickte, sah ich Cocco mit seiner Maschinenpistole in der Hand über uns stehen und sich herausfordernd umblicken, ob noch irgendjemand Lust auf ein bisschen Spaß verspürte. Was jedoch nicht der Fall war. Wie es schien, hatten seine Warnschüsse die Höhle derart erschüttert, dass ein Teil der Decke heruntergekommen war. Damit beschäftigt, ihr Haar und ihre Kleidung vom Geröll zu befreien, kamen die Männer gar nicht erst auf die Idee, ihn wegen seiner heißblütigen Reaktion zur Rede zu stellen.
    Cocco, der von der Wirkung recht angetan schien, deutete mit zwei Fingern auf Janice und verkündete in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete: »La stroma è mia!« Obwohl ich nicht so recht wusste, was eine stroma war, konnte ich mir trotzdem in etwa vorstellen, wie die Grundaussage lautete: Niemand durfte sich an meiner Schwester vergreifen, außer er selbst.
    Mühsam rappelte ich mich wieder hoch und stellte bei der Gelegenheit fest, dass ich meine Nerven nicht mehr ganz unter Kontrolle hatte, sondern am ganzen Körper zitterte. Als Janice zu mir herkam und mir die Arme um den Hals schlang, spürte ich, dass sie ebenfalls zitterte.
    »Du bist verrückt«, bemerkte ich und drückte sie ganz fest. »Diese Typen sind nicht wie die armen Kerle, mit denen du sonst zu tun hast. Das Böse funktioniert nicht nach Gebrauchsanleitung.«
    Janice schnaubte verächtlich. »Jeder Mann funktioniert nach Gebrauchsanleitung. Gib mir ein bisschen Zeit. Unsere kleine Cocco-Nuss wird uns erster Klasse hier herausfliegen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, murmelte ich, während ich beobachtete, wie die Männer einen sehr nervösen Bruder Lorenzo aus der oberen Höhle herunterließen. »Ich glaube, unser Leben ist diesen Menschen sehr wenig wert.«
    Janice löste sich von mir. »Warum legst du dich dann nicht auf der Stelle hin und stirbst? Gib doch einfach auf! Das ist viel leichter als zu kämpfen, habe ich recht?«
    »Ich versuche mich doch nur rational zu verhalten ...«, begann ich, aber sie ließ mich nicht ausreden.
    »Du hast in deinem ganzen Leben noch nie etwas Rationales getan!« Sie band ihr zerrissenes Hemd mit einem festen Knoten zu. »Warum willst du ausgerechnet jetzt damit anfangen?«
    Während sie zornig von mir wegstapfte, war ich tatsächlich sehr knapp davor, mich hinzusetzen und aufzugeben. Am meisten machte mir zu schaffen, dass das alles meine Schuld war - dieser ganze Albtraum einer Schatzsuche - und ich es hätte vermeiden können, wenn ich Alessandro vertraut hätte und nicht Hals über Kopf aus dem Castello Salimbeni geflohen wäre. Wäre ich einfach geblieben, wo ich war, ohne etwas zu hören oder zu sehen und - noch wichtiger - ohne etwas zu tun, dann läge ich jetzt womöglich immer noch in meinem Bett und in seinen Armen.
    Doch mein Schicksal hatte es anders gewollt. Deswegen steckte ich nun stattdessen hier, irgendwo tief im Untergrund und musste - verdreckt bis zur Unkenntlichkeit - hilflos mit ansehen, wie ein gemeingefährlicher Irrer schreiend mit seiner Maschinenpistole vor meinem Vater und meiner Schwester herumfuchtelte, weil er von ihnen wissen wollte, wohin er sich in dieser Höhle ohne Ausgang als Nächstes wenden sollte.
    Da mir sehr wohl klar war, dass ich nicht einfach so herumstehen konnte, während sie mich so dringend brauchten, bückte ich mich nach einer Taschenlampe, die jemand hatte fallen lassen. Erst in dem Moment bemerkte ich, dass direkt vor mir etwas aus dem Boden ragte. Im bleichen Strahl der Lampe sah es aus wie eine große, gesprungene Muschel, aber das konnte natürlich nicht sein. Das Meer war fast achtzig Kilometer entfernt. Als ich mich hinkniete, um mir das Ding genauer anzusehen, schlug mein Herz plötzlich schneller, denn ich begriff, dass ich gerade auf ein Stück eines menschlichen Schädels hinunterstarrte.
    Nach dem ersten Schreck stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass mich diese Entdeckung gar nicht übermäßig aufregte. Mir ging durch den Kopf, dass in Anbetracht von Moms Wegbeschreibung ja damit zu rechnen war, dass wir auf die sterblichen Überreste von Menschen stoßen würden. Schließlich waren wir auf der Suche nach einem Grab. Mit bloßen Händen fing ich an, in dem porösen Boden herumzugraben, und wurde sehr schnell fündig. Es handelte sich tatsächlich um ein ganzes Skelett. Aber es war nicht allein.
    Unter einer dünnen oberen Schicht, die sich nach einer

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