Julian und das Ende der Nacht
hast einen Bruder? Wieso weiß ich nichts davon?“ „Unsere Liebe war geheim“, stöhnte Ewan, „wie hätte ich euch bekannt machen sollen?“
„Warum hat dein Bruder dir deinen Sohn gestohlen?“ „John folgte mir damals freiwillig in die Unterwelt, auch er hatte von Kairons Tyrannei genug. Eines Tages verliebte er sich in eine Sterbliche, die mir zur Zeugung meiner Söhne zugeführt wurde. John bat mich, sie ihm zu überlassen. Ich habe ihn nicht ernst genommen. Nachdem Tamino geboren wurde, hat er versucht, sie zu retten, doch er kam zu spät, sie war schon tot. John griff sich das Baby und verschwand. Seinen hasserfüllten Blick werde ich nie vergessen. Er war ein gebrochener Mann.“ Ewans Augen fühlten sich mit Tränen, als er zu Cara aufsah. „Ich habe meinem Bruder die Liebe seines Lebens genommen.“ „Sie haben sich beide teleportiert, ohne sich zu berühren. John hat deinen Sohn verwandelt und er nannte ihn Herrscher.“
„Es gab Gerüchte über Taminos Herrschaft, doch er schützte sein Reich. Keiner meiner Verbündeten konnte es je betreten.“ „Du solltest telepathischen Kontakt zu deinem Bruder aufnehmen und die Angelegenheit klären. Außerdem möchte ich wissen, warum Tamino Jared mit einem Stich ins Herz getötet hat, wo er göttliche Kräfte besitzt.“ Ewan nickte: “Vielleicht morgen, heute fehlen mir die richtigen Worte.“
43
Diana beobachte Henry, der am Fenster stand und sehnsüchtig in die Nacht hinaus starrte, als wäre sie seine heimliche Geliebte. „Geh!“
„Was?“ Erstaunt drehte sich Henry um.
„Ich sagte, geh, du bist hungrig“, wiederholte Diana. „Vater war den ganzen Tag nicht mehr ansprechbar, denkst du, er steht zu seinem Wort?“ Diana näherte sich Henry lächelnd und umarmte ihn.
„Keine Angst, alles wird gut“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Solange bleibt dir nur das Blut der Menschheit.“
„Ich bin nicht hungrig, nur erstaunt, dass ich noch lebe.“ Erschrocken löste sich Diana von Henry und blickte ihm beunruhigt in die Augen. „Redest du von dem Mann, der Jared getötet hat?“
„Sein Name ist Tamino, er ist mein Bruder. Er wuchs nicht mit uns auf und offensichtlich verfügt er über göttliche Kräfte. Die hatte er damals schon.“
„Du kanntest ihn also?“ „Jared und ich trafen Tamino zum ersten Mal vor zweihundert Jahren auf der Erde. Tamino machte einen Abendspaziergang mit einer Sterblichen. Jared und ich waren auf der Jagd, als wir endlich eine Mahlzeit gefunden hatten, überraschte uns Tamino und hinderte uns daran, sie zu töten. Die Frau in Taminos Begleitung muss eine Eingeweihte gewesen sein, sie wirkte nicht verwundert. Jared schäumte vor Wut. Wir folgten Tamino und dessen Geliebter in ein Haus in einer noblen Gegend. Wir schlichen ins Haus und hörten einen heftigen Streit zwischen beiden.
Tamino wollte, dass sie ihm in die Dunkelheit folgt. Und sie wollte, dass er zu ihr ins Licht kommt. Plötzlich war es still im Zimmer. Jared öffnete vorsichtig die Tür. Sie war allein. Jared zog seinen Dolch und stieß ihn der jungen Frau ins Herz. Sie war sofort tot. Im selben Moment teleportierte sich Tamino wieder ins Zimmer. Tamino war betäubt vor Schmerz, wir nutzten den Moment und verschwanden.“ Henry atmete tief durch „Ich wünschte ich hätte Jared damals aufgehalten.“ „Wer hat Tamino verwandelt?“
„Vermutlich der Mann, der ihn begleitet hat.“
„Und wer war sein Begleiter?“
„Vaters Bruder.“
44
„Was ist das für eine merkwürdige Behausung“, verwundert schaute Safra sich um.
„Wir befinden uns auf der Erde, Liebling“, erklärte Richard.
„Die Erde.“ Safra lächelte kalt. „Der Planet der Zerbrechlichen. Ich werde hier sehr viel Spaß haben.“ Safras Blick wanderte zu der toten Frau am Boden. „Ist das die Bekleidung dieser Erde? Diese Menschheit ist rückständiger, als ich dachte.“
„So kleiden sich auf dieser Erde Frauen mit reinen Herzen. Ihr Blut hat dich befreit.“
„Danke, Sterbliche“, höhnte Safra.
„Setzen wir uns“, Richard ergriff Safras Hand und zog sie zu einer Decke, die auf dem Boden lag. „Setze dich zu uns, Kind!“, rief er Lilith zu, die seit Jareds Verschwinden aus dem Fenster starrte. „Wir müssen einige Dinge besprechen und deine Mutter in alles einweihen.“ Lilith näherte sich ihren Eltern mit einem tiefen Seufzer. „Du ahnst ja nicht, was wir alles durchmachen mussten, Mutter.“
45
John betrat seine Kammer, in der schon die Frau
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