Juliana und das Licht des Mondes
wie verrückt im Kopf durcheinander, und nur bruchstückhaft kehrten sie nach einiger Zeit wieder zurück, und veranlassten mich, sich der Situation zu stellen. Ich beschloss meinem Vater alles zu beichten. In angestrengter Wut, über mein unerwartendes Geständnis schlug mein Vater mit der Faust auf den Tisch und raufte sich unablässig die Haare. Sein Gesicht wirkte dabei selbst im Schattenlicht seines Gemaches, fahl und blass. Soll ich meinen eigenen Sohn ins Verlies sperren lassen, weil er der körperlichen Begierte verfallen ist und Schande über uns gebracht hat, brüllte er lautstark. Die Familie muss davon in Kenntnis gesetzt werden und ebenso der Rat. Weiteres werden wir abwarten und jetzt geh mir aus den Augen, befahl er mit einem barschen Tonfall. Was hast du danach getan, antwortete ich mit zitternder Stimme. Mein Vater wand seinen Blick wieder nach vorn. Ich beschloss deine Mutter von hier fort zu bringen. Selbst wenn mir eine Strafe erspart bliebe, ihr würde man keinerlei Gnade zugestehen, aber sie trug ein Kind, mein Kind. Sie musste in ihre Welt zurück gebracht werden, aber ich vergaß dabei, das dass, auch nicht mehr ihre Welt war.
Die Geschehnisse verlangten aber danach. Wo sollte sie hingehen. Zu ihrem ausgestoßenem Volke hier auf Arvia, mit einem Kinde unter dem Herzen, von einem verhasstem Amnulas, das sie dazu noch nicht einmal wollte. Nein unmöglich. In der bevorstehenden Vollmondnacht, schlich ich mich in das Gemach meines Vaters. Aus der Schatulle entwendete ich, wie ein gewöhnlicher Dieb, zwei Amulette. Renia, so lautete der Name deiner Mutter, bestellte ich in mein Gemach, heimlich wie wir es immer taten. Dieses mal sollte es jedoch ein letztes mal werden. Schweigend saßen wie nebeneinander, darauf wartend das der Mond sich mit seiner vollen Scheibe am Himmelszelt zeigte. Als es endlich soweit war, öffnete ich eines der Fenster und rief sie herbei. Mit Gold und Silbermünzen reichlich ausgestattet, legte ich mir das Amulett um meinen Hals. Ich nahm sie in die Arme, und als das Licht der Strahlen mein Amulett erfaste, verschwanden wir in die Nacht hinaus. Sanft gestaltete sich unsere Landung auf einer Wiese. Deine Mutter erlag einen Augenblick der Ohnmacht, faste sich aber nach ihrem erwachen relativ schnell. Sind wir schon da, fragte sie mich, dann lass uns gehen und eine geeignete Unterkunft finden. Eine Zeitlang gingen wir stumm nebeneinander her, bis aus der Ferne ein Lichtschein zu erkennen wart. Ein nicht allzu großes Ort, mit einem Wirtshaus und Zimmer für Reisende. Der Wirt freute sich über unser spätes erscheinen, witterte er doch noch ein Geschäft zu so später Stunde. Er gab deiner Mutter ein angemessenes Zimmer für die Zeit ihres Aufenthaltes und ich bezahlte zu seiner Freude im voraus, mit Gold und Silbertalern. Welcher Währung diese entsprangen war ihm egal. Nach Zähne prüfender Echtheitsfeststellung, bleckte er mir freudig seine braunen Zahnstumpen entgegen. Mein Herr, sprach er darauf, ich werde alles zur Zufriedenheit meines Gastes erledigen. Mit Dank verabschiedete ich mich. Deine Mutter sah ich an diesem Abend ein allerletztes mal. Ich versprach ihr wieder zukommen, sobald das Kind geboren ist. Doch, über den etwaigen Zeitpunk der Geburt belog sie mich. Sie hatte das Kind nicht gewollt, und sie wollte nicht das ich es mitnehmen werde. Ich habe ihr etwas genommen, was sie nicht bereit war zu geben. Und ich habe ihr etwas gegeben, was sie nicht bereit war zu nehmen.
Noch, bevor sich der Vollmond für die Nacht am Himmel verabschiedete, gelangte ich wieder nach Arvia zurück. Mein Vater erwartete mich schon voller Zorn. Er wusste bereits vom Fehlen der Amulette, denn der leuchtende Strahl der Kristalle, war weithin sichtbar gewesen. Was ist nur aus dir geworden, klangen seine bitteren Worte. „ War dir ein Vergehen nicht genug, musstest du auch noch zum Dieb werden?“ „Begib dich bitte in dein Gemach, morgen besprechen wir gemeinsam was mit dir geschieht!“ Schlaf fand ich keinen in dieser Nacht. Die Gedanken an deine Mutter ließen meine Nerven nicht zur Ruhe kommen, und bald darauf läuteten die ersten Strahlen der Sonne den neuen Morgen ein. Mit gesenktem Kopf und ohne Appetit saß ich an der Frühstückstafel. Die strafenden Blicke meines Vaters trafen mich hart. Nach gemeinsamen Mahl berief er alle Familienmitglieder und den Rat in den Versammlungsraum. Unter gespannter Aufmerksamkeit lauschten alle Anwesenden dem Bericht meines Vaters,
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