Julians süßes Blut (German Edition)
Palast! Also Geld haben die echt genug.«
»Ja? Und dein Vater?« fragte sie noch einmal.
»Er ist auch ein sehr lieber Mensch. Mittlerweile kann ich auch verstehen, warum er nicht bei meiner Mutter geblieben ist.«
»Ich dachte mir, daß er dich beschwatzt!«
Julian hörte den verhaltenen Zorn in ihrer Stimme.
»Monica, laß uns nicht darüber streiten. Wie sieht das aus mit den ganzen rechtlichen Angelegenheiten?«
Sie stöhnte. »Das zieht sich hin. Zunächst muß die Vormundschaft akzeptiert werden, und dann gehen sie erst an das Testament. Es wäre wesentlich einfacher, wenn du hier wärst.«
»Tut mir leid. Ich find’ das wirklich total lieb, daß du das alles für mich tust. Aber ich werde noch eine Zeitlang hierbleiben. London ist eine so schöne Stadt.«
»Julian, kannst du mir bitte deine Telefonnummer und die Adresse geben? Hier hat sich jemand aus deiner Schule gemeldet. Ein gewisser Ripley – ist das einer deiner Lehrer?«
»Ripley? – Hab ich noch nie gehört. Was wollte der denn?«
»Ich weiß nicht. Ich habe ihm gesagt, daß du bei deinem Vater wärst. Aber er wollte gern deine Adresse.«
Julian zögerte. »Also, tut mir leid, Monica. Ich kann dir weder die Adresse noch die Telefonnummer geben. Weißt du, die sind unheimlich reich hier, und ich glaube, das gibt ziemlichen Ärger, wenn ich die Adresse weitergebe. Nein, das kann ich echt nicht machen. Ich will keinen Streit.«
Monica klang erstaunt. »Aha, na, wenn das so ist ...«
»Ich rufe dich regelmäßig an, Monica. Verspreche ich dir«, versuchte Julian die Situation zu retten. »Bis bald, Monica.«
»Ja, ciao Julian«, sagte Monica, verwirrt über das plötzliche Ende ihres Gesprächs.
Fünf
I sleep between the stars
they are above, below
and still too far to reach them
I wish I could...
André Scherer/ Gloria
Julian hörte ein sanftes Platschen und erhob sich aus seinem Sessel. Es war unerträglich warm gewesen tagsüber. Daher hatte Julian die Glastüren, die zu seinem Balkon führten, weit geöffnet. Er legte das Buch zur Seite, in dem er gerade gelesen hatte; Tom Hollands Der Vampir . Alex hatte es ihm empfohlen, mit einem hinterhältigen Grinsen, als Julian gefragt hatte, ob Lord Byron wirklich ein Vampir gewesen war.
Er trat hinaus auf den kleinen Balkon vor seinem Zimmer und schaute hinunter in den großen Garten. Der großzügige Pool war beleuchtet. Alex war darin, schwamm mit kraftvollen, ruhigen Zügen ein paar Bahnen. Aus dem dunkleren Teil des Gartens trat jetzt Brian hervor. Sein bleiches Gesicht leuchtete matt in der Dunkelheit. Mit einigen raschen Bewegungen hatte er seine Kleidung abgelegt. Julian starrte ihn an. Er hatte einen perfekten Körper mit unverschämt langen Beinen. Die Muskeln langgestreckt und hart wie bei einem Langstreckenläufer. Seine Haut reflektierte die Beleuchtung des Pools.
Mit einem eleganten Kopfsprung tauchte Brian in das türkisfarbene Wasser ein. Julian sah, wie Alex die Arme um ihn schlang. Brian drängte seinen schlanken, nackten Körper an Alex. Ihre beiden Körper verschmolzen in einer innigen Umarmung. Ihre Münder fanden sich zu einem wilden Kuß. Alex legte seine Arme hinter sich, auf den Beckenrand, während Brian seinen im Wasser treibenden Körper liebkoste. Alex stieß ein wollüstiges Knurren aus, das Julian noch schwach auf dem Balkon hören konnte.
Fast lautlos zog Julian sich einen Stuhl an das schmiedeeiserne Geländer und stützte sich darauf mit den Ellenbogen ab. Er konnte seine Augen nicht abwenden von diesem intimen Spiel, dem Brian und Alex sich im Pool hingaben. Noch nie hatte er zwei Männer in einer so zärtlichen Umarmung gesehen. Es war so völlig anders, als die rauhe Vereinigung von Gabriel und Tom. Was, wenn sie ihn entdeckten? Hatte er überhaupt das Recht, sie zu beobachten? Es war ein merkwürdiges Gefühl sie so zu sehen. Ihre Lust zu erleben, denn sie spielten ja nicht. Sie waren völlig ineinander versunken und doch kam es zu keiner körperlichen Vereinigung. Sie trieben im Wasser, streichelten ihre perfekten Körper, faßten sich an mit einer ruhigen Vertrautheit. Sie waren so unmenschlich in ihrer grenzenlosen Liebe, daß Julian erschauderte.
Doch trotz seiner Unsicherheit, seinem Unbehagen, erregte ihn das zärtliche Spiel der beiden Wesen im Wasser. Und er malte sich aus, wie sich Brians Hände wohl auf seinem Körper anfühlten. Wie sanft er sein konnte, wenn er seinen Sohn streichelte. Und plötzlich drehte Brian
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