Julians süßes Blut (German Edition)
auf einen Stuhl und deutete auf die genähte Wunde an seiner Stirn. »Es geht um diese Fäden hier.«
Hunt sah von oben auf ihn herab. »Das ist kein Problem. Die können jetzt gezogen werden.« Aus seiner schwarzen Arzttasche holte er die passende Schere zum Durchtrennen der Fäden.
Die ganze Prozedur dauerte keine fünf Minuten.
»Ist sehr gut wieder zugeheilt.«
»Will ich auch hoffen«, murmelte Julian. Er stand auf.
»Wenn es irgendwelche Probleme gibt, meldest du dich bitte, ja?«
»Ja, Mr. Hunt.«
Er brachte den Arzt zur Tür und verabschiedete ihn mit einem kurzen, kräftigen Händedruck. Dann schlenderte er zu Claudia in die Küche, um noch etwas Eßbares zu ergattern. Denn das war etwas, das er bereits hier gelernt hatte: richtig zu essen.
Julian hörte das leise Stöhnen und trat vorsichtig in den Raum mit dem wunderschönen Pool. Das Licht war gedämpft und doch sah er sofort, was sich dort abspielte. Der wunderschöne Junge, den er auf dem Gemälde beundert hatte, kniete hinter einem großen, kräftigen, jungen Mann, der sich krampfhaft am Beckenrand festhielt. Sein Gesicht war gerötet, Blut tropfte aus einer kleinen Wunde an seinem Hals auf die hellgrau-marmorierten Fliesen. Er war nackt und hilflos, und doch schien er diesen Kampf zu genießen. Auch Gabriel, denn es mußte Gabriel sein, war nackt. Die Muskeln und Sehnen in seinem drahtigen Körper traten deutlich hervor, während er den jungen Mann rücksichtslos gegen den Beckenrand stieß. Die Erregung war deutlich in der Luft zu spüren. Julian roch sie, wie ein anziehendes Gewitter.
Aus den Augenwinkeln sah Gabriel, wie Julian erstarrt im Eingang stand und ihnen zusah. Mit einer deutlichen Handbewegung forderte er ihn auf einzutreten. Julian konnte sich keinen Zentimeter weit bewegen. Ärgerlich stand Gabriel auf und trat auf Julian zu.
»Komm rein, Bürschchen und setz dich da hin. Oder hau’ ab!«
Erschrocken trat Julian ein und setzte sich auf einen der blauen Liegestühle. Gabriel wandte sich wieder seinem Opfer zu. »Steh auf, Tom.«
Der kräftige Mann kam schwankend auf die Beine. Unsicher sah er zu Julian hinüber. Aber Gabriel gab ihm einen kräftigen Stoß, so daß er unbeholfen ins Wasser fiel. Prustend kam er wieder an die Wasseroberfläche und hustete das verschluckte Wasser aus. Gabriel lachte leise. Es war ein Lachen, das Julian das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Mit einem eleganten Kopfsprung tauchte Gabriel selbst in das hellblaue Wasser ein. Sofort schwamm er zu Tom hinüber und schob ihn zu einer der chromfarbenen Leitern, die aus dem Becken führten. Keuchend hielt Tom sich an einer Strebe fest. Wieder nahm Gabriel ihn hart ran. Mit einem kleinen Knurren senkte er seine Zähne in die bereits blutende Wunde an Toms Hals. Julian erstarrte. Doch er konnte nicht gehen. Er war wie versteinert, beobachtete wie Gabriel es mit dem jungen Mann trieb. Er hatte es noch nie zuvor gesehen, war fasziniert von der Grausamkeit des Aktes.
Gabriel löste sich jetzt ein wenig von Tom und warf den Kopf mit geschlossenen Augen nach hinten. Ein rauher Schrei löste sich aus seiner Kehle. Einen Moment verharrte er in seiner Position, dann gab er Tom einen kleinen Kuß auf den Hinterkopf und tauchte weg. Tom berappelte sich langsam und kletterte unsicher die Leiter hinauf. Er taumelte. Vorsichtig ließ er sich zu Boden sinken und blieb dann erschöpft auf den beheizten Fliesen liegen.
Auf der anderen Seite des Beckens stieg Gabriel aus dem Wasser und kam auf Julian zu. Er strich sich die blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht und blinzelte Julian an.
»Du bist Brians Sohn, nicht wahr? – Ich bin Gabriel.«
Julian ergriff verdutzt die ihm angebotene nasse Hand und nickte. »Ja, ich bin Julian.«
»Ich hoffe, du bist nicht schockiert. Aber ich wollte nicht, daß du gehst. Gleich belegen Alex und Brian dich wieder mit Beschlag, und da wollte ich mich nicht zwischen drängen.«
Julian lief rot an.
Gabriel sah es und lächelte. »Oh, doch schockiert. Tut mir leid. Warum bist du hierher gekommen? Wolltest du schwimmen?«
»Eigentlich schon«, murmelte Julian.
»Und was hindert dich daran?«
Julian starrte ihn an. Seine Nacktheit verunsicherte ihn. Er ließ seine Augen über Gabriels schmalen Körper, über die reine Haut wandern.
»Ich habe keine Badehose«, sagte Julian schließlich.
Gabriel sah ihn einen Moment an, dann lachte er glockenhell. »Los, komm mit mir ins Wasser. Ich guck dir schon nichts weg.«
»Was ist
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