Julians süßes Blut (German Edition)
etwas, das ich besonders gut kann.«
Julian drehte sich ein wenig, um Gabriel ins Gesicht sehen zu können. »Was denn?« fragte er vorsichtig.
»Ich kann dir einen blasen, wenn du das möchtest«, antwortete Gabriel fröhlich und grinste, als Julian zusammenzuckte.
»Das würdest du tun? – Ist das nicht ... ich meine, ekelst du dich nicht davor?«
Gabriel lachte leise. »Ich erzähl dir irgendwann einmal von meiner Vergangenheit. Und jetzt, leg dich einfach auf den Rücken und genieße es.«
Julian drehte sich um. »Paß bloß auf, mit deinen Zähnen«, warnte er Gabriel mit gerunzelter Stirn. Der grinste anzüglich. Und als sein Mund Julians Härte umschloß, verschwendete Julian keinen Gedanken mehr an die Gefahr, die von dem Vampir ausging.
Gedankenverloren stellte ich mich auf die Terrasse. Der Regen prasselte auf den weißen Marmor, in einer Lautstärke, die in meinen Ohren schmerzte. Welch ein herrliches Gefühl. Der erste Blitz. Unglaublich grell. Ich schloß für einen Moment irritiert die Augen. Dann der Donnerschlag. Ah, die Götter zürnten.
Es war ein gewaltiges Krachen, und die Energie des Unwetters erfüllte meinen Körper. Tief sog ich die klare Luft in meine Lunge.
Ein zweiter Blitz durchschnitt die Nacht. Eine weiße zackige Linie. Ungeheure Natur-Energie. Ein langgezogenes Donnern folgte. Ich trat unter dem Dach hervor. Stellte mich mit bloßen Füßen in den prasselnden Regen. Wie herrlich das war!
Ein leichter Wind kam auf. Und ich wußte, daß das Gewitter abziehen würde. Noch einige Blitze, noch immer grell, voll Macht. Als risse der Himmel auf. Doch der Donner war nur mehr grollend, weiter entfernt. Er hatte viel von seiner Bedrohlichkeit verloren.
Mit nassen Füßen tappte ich in den Salon. Julian saß dort, auf einem der gemütlichen Sessel. Er sah mich neugierig an.
»Ich liebe Gewitter«, sagte ich leise. »Und Sturm und den Herbst.«
»Aber es ist grau und nebelig im Herbst. Irgendwie ungemütlich.«
Ich lachte. »Nein, es ist wunderschön. Die Blätter im Herbst haben die schönste Färbung. Alles im Herbst ist intensiver. Die Luft duftet würzig, und man kann noch einmal Energie tanken, die man für den Winter benötigt.«
Nachdenklich sah Julian mich an. Ihm brannte etwas auf der Seele.
»Möchtest du mit mir darüber sprechen?« fragte ich daher und ließ mich auf dem gegenüberliegenden Sessel nieder.
Er schloß für einen Moment die Augen. »Ja«, sagte er schließlich leise.
»Fühlst du dich nun anders?«
»Ja, ein bißchen. Aber vielleicht war es ein Fehler. Ich weiß selbst nicht, warum ich mich darauf eingelassen habe. – Es war sehr schmerzhaft.« Er errötete leicht. »Ist es auch immer noch«, fügte er dann hinzu.
Ich lächelte ihn an. »Ich habe damit gerechnet, daß das passiert. Gabriel kann sich einfach nicht beherrschen.«
Julian kaute auf seiner Unterlippe. »Ich glaube, es war meine Entscheidung. Ich habe ihn in der letzten Nacht gesucht. Ich wollte es.«
»Du wolltest es, weil es spannend ist, nicht weil du Lust gespürt hast. Es war vielleicht wie heimlich rauchen, oder?« Ich fixierte ihn.
»Ja, zunächst war es so. Du hast recht. Aber als es zwischen uns klar war, als Gabriel wußte, warum ich zu ihm gekommen bin, da hätte ich es nicht mehr stoppen können.« Julian sah mich an. »Ich liebe ihn nicht, Alex. Aber wenn er es wieder will, werde ich nicht nein sagen können.«
»Und – empfindest du das als etwas Bedrohliches?«
Er zuckte mit den Schultern. »Nein – oder doch. Er benutzt mich.«
»Wie du ihn, Julian. Hör doch auf, ständig zu werten. Wenn du jemanden nicht liebst, ist das der normale Umgang der Menschen miteinander. Du schaust, wie du den größtmöglichen Nutzen erzielen kannst. – Selbst Menschen, die sich lieben, benutzen sich gelegentlich.«
»Ja. Ja, ich weiß.« Doch er sah sehr unsicher aus.
Ich lächelte. »Hat er es wenigstens gut gemacht?«
Wieder wurde Julian rot – er sah hinreißend aus, wenn ihm etwas unangenehm war. »Ja«, antwortete er leise. »Wie hast du ihn kennengelernt? Er sieht noch so jung aus.«
Ich überlegte einen Moment, ob ich ihm die ganze Geschichte erzählen sollte – aber warum nicht? Es war ja schon einige Zeit her...
»Ich habe ihn in meinem Club in New York gesehen, oder er mich – wie du willst.«
»Welcher Club gehört dir?« fragte Julian interessiert.
»Die Black Rose gehörte mir. Ich habe sie meinem Freund Steven geschenkt, als ich mich entschloß erstmal wieder
Weitere Kostenlose Bücher