Julians süßes Blut (German Edition)
ist er jetzt?« Alex leerte das Glas in einem Zug.
»Weiß nicht. Aber Gabriel ist auch nicht da.«
Gabriel hatte Julian schon vor Stunden aus den Augen verloren. Aber er war nicht beunruhigt deswegen. Julian war mit Nick abgezogen, und Nick kannte Gabriel zu gut, als daß er es gewagt hätte, dem Jungen etwas anzutun.
Er würde ihn schon wiederfinden. Spätestens, wenn sich der Laden hier etwas geleert hatte.
Momentan war die Disco vollgestopft mit schwitzenden, herrlich duftenden, zuckenden Leibern. Gabriel sog den unvergleichlichen Geruch ein. Er war froh, daß er bereits gesättigt war, denn der Duft war betäubend.
Gabriel starrte in den dunklen Raum, der nur selten von Lichtblitzen erhellt wurde. Er konnte kaum etwas sehen. Der künstliche Nebel raubte ihm die Sicht. Er hoffte nur, daß Julian sich nicht weiter hatte zulaufen lassen. Er war schon mehr als lustig gewesen, als Gabriel und er sich von George zum Blue Continent hatten bringen lassen.
Plötzlich stand Tom neben ihm. Gabriel hatte ihn nicht kommen sehen und war daher überrascht, als er den sanften Druck auf seinem Arm spürte.
Tom beugte sich zu Gabriel hinüber, damit dieser ihn verstehen konnte. »Gabriel, du mußt unbedingt mitkommen. Es geht um Julian.« Er sah sehr besorgt aus.
»Was ist?«
Aber Tom schüttelte den Kopf. Unschlüssig starrte er in die Menschenmenge.
»Los komm, Gabriel.« Er bahnte sich seinen Weg durch den Nebel. Gabriel folgte ihm rasch. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Zielstrebig führte Tom ihn zur Herrentoilette. Dort blieb er stehen, denn ein bulliger Kerl versperrte ihm den Weg. Ärgerlich trat Tom einen Schritt zur Seite, obwohl auch er ein Bär von einem Mann war. Gabriel machte einen Schritt an seinem Freund vorbei. »Aus dem Weg«, zischte er den Riesen an. Seine Stimme klang wie das wütende Fauchen einer Katze.
Doch sein Gegenüber starrte ihn nur an, bewegte sich keinen Zentimeter. Bis Gabriels Faust nach vorn schoß und ihm krachend den Unterkiefer zertrümmerte. Mit ungläubigem Blick brach der Hüne zusammen.
Einige starrten zu ihnen herüber, doch niemand wagte, näher zu kommen.
Gabriel stieß die Tür mit dem Fuß auf und sah sich um. Als er Julian sah, gefror ihm das Blut in den Adern.
Der Junge lag zusammengekrümmt mit halb heruntergezogener Hose neben einem der schmuddeligen Waschbecken. Sein Gesicht war zerschlagen, Blut floß in kleinen Rinnsalen aus seiner Nase.
Hastig kniete Gabriel sich neben ihn. Als er Julians Kopf ein wenig anhob, sah Julian ihn aus verschleierten Augen an. Seine Pupillen waren unnatürlich geweitet.
Tom war ebenfalls niedergekniet. »Mein Gott, was haben sie ihm bloß gegeben?«
»Pillen oder Schnee«, murmelte Gabriel angespannt. Er richtete Julians Körper ein wenig auf. Der Junge war bei Bewußtsein, aber hatte offensichtlich keine Kontrolle über seinen Körper. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
»Erkennst du mich, Julian?« fragte Gabriel leise, als er sein Handy vom Gürtel zog.
Julian nickte schwach. Gabriel rief bei George an. Er möge sie beide sofort abholen. Julian sei verletzt.
Gemeinsam stellten Tom und Gabriel den zitternden Jungen auf die Beine. Gabriel zog ihn wieder an. Er kochte vor Wut. Wenn Nick dafür verantwortlich war, würde er ihn umbringen.
Tom bahnte Gabriel, der Julian mehr trug, als daß dieser lief, einen Weg durch die überfüllte Disco.
Als sie an der frischen Luft waren, begann Julian zu kämpfen. Und es dauerte eine ganze Weile bis Tom und Gabriel ihn wieder beruhigt hatten.
George fuhr bereits mit dem Wagen vor und Gabriel bat Tom mitzukommen. Es war besser, wenn am morgigen Tag jemand bei ihm sein würde. Tom war überrascht, als er die Sorge in Gabriels Gesicht sah.
Als George in die Einfahrt zu Alex’ Villa einbog, sah Gabriel Alex und Brian bereits in der Tür stehen. Er sandte ein Stoßgebet zum Himmel, daß sie nicht ihn für den ganzen Schlamassel verantwortlich machten. Er war schon ausreichend dadurch gestraft, daß Julian sich auf seinem Schoß übergeben hatte, dachte er. Gottergeben schluckte er seinen Ekel hinunter.
Tom half Brian, seinen Sohn in sein Zimmer zu tragen. Julian war in einem erbarmungswürdigen Zustand.
Gabriel verschwand für einen Moment in seinem Zimmer, riß sich die stinkenden Klamotten vom Leib und suchte sich etwas Frisches aus dem Kleiderschrank. Alex war ihm gefolgt. »Was ist passiert?«
Gabriel zuckte nervös mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn auch
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