Julians süßes Blut (German Edition)
die Augen. Wieviel Zeit war bereits vergangen? Der Nachthimmel umgab sie in tiefem Dunkelblau, die Sterne erschienen ihm greifbarer, als jemals zuvor. Sie blinzelten ihm zu, als er die Augen weiter öffnete.
Alex war nah, so nah, daß er seinen unverwechselbaren Geruch wahrnahm. So überwältigend männlich, aber nicht menschlich.
»Wo bringst du mich hin, Alex?«
»Zu einem Ort, an dem du fliegen lernen wirst, mein Liebling.«
Sie landeten in einem wilden Garten, der das kleine runzlige Haus in seiner Mitte fast verschluckte. Wie lange sie geflogen waren und wo sie jetzt waren – das wußte Julian nicht. Ihm war kalt, seine Glieder waren steif. Willig ließ er sich von Alex in den Arm nehmen und zum Eingang des Hauses führen.
Er kam sich unglaublich langsam und unbeholfen vor. Und schwer, nach der Leichtigkeit des Fliegens.
Die Tür öffnete sich, sie wurden erwartet. Julian hatte so viele Fragen im Kopf. Aber er wagte nicht, sie zu stellen. Stumm ließ er sich von Alex führen. Er spähte in die Dunkelheit des Flurs. Wer hatte die Tür geöffnet? Eine weiße Gestalt huschte davon. Flink und fließend. Julian konnte nichts erkennen. Er schlang seinen Arm fest um Alex. Sicherheit. Sein Unterkiefer zitterte vor Anspannung. Er biß die Zähne aufeinander.
Den langen dunklen Flur entlang, bis eine der Türen sich öffnete. Warmes Kerzenlicht floß ihnen entgegen. Julian blinzelte überrascht. Sie traten ein.
Ein warmer Körper drängte sich an sie. »Ah, Alex, schön, daß ihr da seid.« – »Schön.« – »Schön.«
Viele Stimmen, weich und sanft. Wer sprach? Und er konnte gar nicht verstehen, was sie sagten. War es Französisch? Wo hatte Alex ihn hingebracht?
Seine Augen gewöhnten sich langsam. Doch seine Anspannung blieb. Eine kleine weiße Gestalt, eine Frau mit kindlichen Gesichtszügen – reichte ihm ein großes Rotweinglas, gefüllt bis an den Rand. Es schwappte fast über, als er es unsicher ergriff.
»Trink, Julian«, sagte Alex leise. »Dann wird alles leichter.«
Julian setzte das Glas an die Lippen und trank es in einem Zug leer. Es war kein Wein, was dickflüssig und warm durch seine Kehle lief. Es war ...
Alles begann sich zu verändern.
Der Raum drehte sich plötzlich. Er hörte Alex’ leises Lachen. Alex war bei ihm. Und es war warm. Die Kälte, die seinen Körper während des Fluges betäubt hatte, wich einer wunderbaren, angenehmen Leichtigkeit.
Seine Haut brannte. Er fühlte Hände, kühle und heiße Hände, die ihn auszogen. Er sah in ihre Gesichter, doch keines konnte er sich merken.
Das angespannte Zittern hatte seinen Körper verlassen. Sprachen sie mit ihm? Vielleicht, er konnte sie nicht verstehen. Was wollten sie bloß ... von ihm?
Ihre Stimmen so gedämpft – wie die Farben, die vor seinen Augen zu zerfließen begannen. Sie nahmen ihn bei den Händen, drückten ihn sanft in weiche Kissen. War Alex da? Streichelte er über sein Haar? – Was passierte mit ihm?
Ein nackter Körper streifte ihn. Er griff danach, hielt ihn fest. Strich zärtlich über die feste, warme Brust. Heiße Lippen verschlossen seinen Mund. Und plötzlich war er in ihr, mit ihr verschmolzen. Und doch wußte er ... konnte er sich nicht an irgendein Gesicht erinnern.
Leises Lachen erklang neben ihm. Glockenhell und beruhigend. Sie waren alle da und sahen ihm zu. Ihre Hände an seinem Körper.
Warm und weich – lebendig. Sie ritt ihn zum Höhepunkt, sanft und fließend, und er stöhnte leise, als er kam. Aber sie ließen ihn nicht erholen. Sie berührten ihn weiter. Streichelten seinen Körper, bis er wieder bereit war. Und er hörte Alex’ Stimme, wie er scherzte, bringt ihn mir nicht um , und die weichen Stimmen lachten.
Julian entspannte sich und öffnete die Augen, und er sah direkt in Alex’ Gesicht. Wurde in die dunkelblauen Augen hineingesogen, fühlte Alex’ samtige, kalte Haut auf seiner. Er glühte. Und Alex sagte: »Du brennst, Süßer.«
Julian nickte und umschlang Alex mit seinen dünnen Armen, zog ihn auf sich hinunter. Und es waren Hände, die seinen Körper streichelten, seinen Kopf, und es waren nicht Alex’ Hände. Alex küßte seinen Hals, und ein heißkalter Schauer lief durch seinen ganzen Körper. Er spürte die spitzen Zähne, die sich langsam in seine Haut bohrten, und der Schmerz wurde zur Ekstase. Bis er die Besinnung verlor.
Und er erwachte mit dem Gefühl etwas trinken zu müssen. Sie gaben ihm etwas, das war dickflüssig und eigenartig, aber er trank und begann
Weitere Kostenlose Bücher