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Julias Geheimnis

Julias Geheimnis

Titel: Julias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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endlich eine Spur zu Lauras Aufenthaltsort hatte. Sie schloss das Dokument und klappte den Laptop zu. Dann hängte sie ihn sich wieder über die Schulter und folgte Andrés nach draußen. Er stand auf dem Hof und starrte einfach in die Ferne.»Du findest also nicht, dass es sich lohnt, dem nachzugehen?«, fragte sie.
    Er sah sie nicht einmal an.
    Sie versuchte es noch einmal. »Ich möchte dorthin, Andrés.«
    »Auf die Insel.« Das war keine Frage. Immer noch sah er sie nicht an, und sie hätte schwören können, dass er kurz davor stand, in Tränen auszubrechen.
    »Ja, auf die Insel.« Aus irgendeinem Grund wollte er nicht begreifen, was passiert war; was sie gefunden hatte. Aber es war ihre Geschichte, ihre Wahrheit, der sie auf der Spur war. Daher musste sie stark sein. »Würdest du mich begleiten?«
    Andrés fluchte halblaut. Aber das war kein Nein, dachte Ruby.
    »Würdest du mich deinem Vater vorstellen?«, fragte sie.
    Dieses Mal schüttelte er den Kopf. »Ausgeschlossen«, erklärte er.
    »Ich spreche kein Wort Spanisch«, sagte Ruby. »Das weißt du genau. Es wäre viel schwieriger, wenn ich das allein mache. Und es ist mir so wichtig, Andrés.« Wie konnte sie ihm das Gefühl erklären, das sie gehabt hatte, als sie entdeckt hatte, dass sie nicht Viviens und Toms Tochter war? Es war ein Gefühl, als existiere sie nicht, jedenfalls nicht mehr so, wie sie es vorher getan hatte. Ein Gefühl des Verlorenseins. Ein Eindruck, substanzlos zu sein, keine Wurzeln zu besitzen. Alles, was sie über Laura herausfand, würde ihr helfen, mit diesen Gefühlen umzugehen, damit ihr Leben weitergehen konnte. Vielleicht fand sie Laura ja auch nicht   – gut möglich, dass sie nicht gefunden werden wollte   –, aber wenn es eine Chance gab   … Sie musste es wenigstens überprüfen.
    »Aber du fliegst allein, wenn es sein muss.« Endlich sah er sie an.
    Sie nickte. »Ja.«
    Er stieß einen lang gezogenen Seufzer aus. »Ich kann nicht zurück, Ruby«, erklärte er. »Ich will auch nicht. Und jetzt   …«
    Was meinte er mit und jetzt ? »Was ist passiert?« Sie nahm all ihren Mut zusammen.
    »Das ist nicht wichtig«, sagte er. »Besonders jetzt nicht.«
    Sie streckte eine Hand aus und berührte ihn fast. »Wenn ich dir wichtig wäre   …« Sie brach ab. Wenn er sie liebte, würde er es ihr sagen. Falls er sie liebte . Aber sie fand nicht die richtigen Worte dafür.
    »Du bist mir wichtig.« Er nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen. »Aber du bittest mich um etwas Unmögliches.«
    »Nichts ist unmöglich.« Wie konnte sie ihn nur erreichen?
    Er schüttelte den Kopf. »Das kannst du einfach nicht verstehen.«
    Der Kuss auf die Hand   – als er endlich kam   – wirkte so endgültig. Er fühlte sich wie ein Abschied an.
    Was konnte sie tun, um seine Meinung zu ändern? Forschend sah sie ihm ins Gesicht. Da war nichts, wie es schien. Aber wenn er ihr nicht genug vertraute, um es ihr zu erzählen   … »Ich kann das nicht auf sich beruhen lassen, Andrés«, sagte sie.
    »Nein, das kannst du nicht. Ich verstehe schon, wie es ist, Ruby. Du kannst es einfach nicht lassen.« Er machte sich von ihrer Hand frei, und sie hatte das Gefühl, dass er viel mehr zurückwies als ihre Hand. »Aber sogar darauf kommt es jetzt nicht mehr an, verstehst du?«

34. Kapitel
    W ie hatte alles nur so schiefgehen können?
    Andrés sah Ruby, die stolz davonging, nach, bis sie verschwunden war. Er konnte es nicht glauben. Das war zu furchtbar, um darüber nachzudenken. Diese Möglichkeit   … Leise fluchte er vor sich hin. Alles, was nur schiefgehen konnte, war auch schiefgegangen. War das möglich? Andrés wollte es nicht glauben, aber ja, möglich war es schon. Er dachte daran, was Ruby ihm über Laura und darüber erzählt hatte, wie sie sie als Baby bei Vivien zurückgelassen hatte. Er dachte an das Bild, das sie ihm gezeigt hatte. Es war mehr als möglich   – es erschien überwältigend wahrscheinlich.
    Der alte Bastard. Würde er denn nie aus Andrés’ Leben verschwinden? Würde er ihm immer alles kaputt machen?
    Und jetzt war er krank. Sollte Andrés traurig darüber sein?
    Vor ein paar Tagen hatte er wie versprochen seine Mutter zurückgerufen.
    »Wie geht es ihm?«, hatte er sie gefragt. »War er schon beim Arzt?«
    »Ja«, antwortete sie.
    »Wie hast du es geschafft, ihn zu überreden.«
    »Das war nicht ich«, erklärte seine Mutter. »Sondern jemand, mit dem er auf den Klippen hinter der Playa del Castillo gesprochen

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