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Julias Geheimnis

Julias Geheimnis

Titel: Julias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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erzählt? War sie nicht die Frau, in die er angeblich verliebt war? Die Frau, mit der er fast seine ganze Zeit verbrachte? Die Frau, mit der er vielleicht sogar eine gemeinsame Zukunft plante, jedenfalls hatte sie das vor nicht allzu langer Zeit noch gedacht. Mein Gott   … Er war eindeutig viel verschlossener, als sie angenommen hatte.
    Ruby hatte Geheimnisse inzwischen gründlich satt. Es war schon schlimm genug, dass er ihr nicht erzählt hatte,was zwischen ihm und seinem Vater vorgefallen war und aus welchen Gründen er seine Familie nicht besuchte. Aber nun hatte sein Vater Lungenkrebs, und Andrés hatte es nicht einmal für nötig gehalten, das zu erwähnen. Hieß das, dass es ihm egal war? Dass ihm sein eigener Vater egal war? Oder sie?
    Isabella lief vor ihr her und stieg ein paar glatte Felsen hinauf. »Sie hätten erwartet, dass er Ihnen davon erzählt?«, fragte sie. »Lieben Sie meinen Bruder?«
    Tat sie das? Sie wusste, dass sie dabei gewesen war, sich   … Ratlos sah sie Isabella an.
    Isabella nahm ihre Hand. »Schauen Sie«, sagte sie.
    Vom Gipfel der Felsen aus konnten sie nach Norden und Süden sehen. Und vor ihnen lag plötzlich eine perfekte, hufeisenförmige Bucht, die die Felsen zuvor verborgen hatten. Von dem Damm aus Felsen führte ein Bogen aus glattem, hellem Sand hinunter zu einer leuchtenden, türkisfarbenen Lagune mit sanft bewegtem Wasser, die von schwarzen Vulkanfelsen umgeben war. »Die Bucht ist schön, finden Sie nicht auch?«
    »Ja, das ist sie.« Ruby starrte gebannt hinab, die Aussicht war wirklich atemberaubend.
    »Und es ist ein Geheimnis.« Isabella legte einen Finger an die Lippen. »Sie müssen sich erst einmal bis hierher vorwagen, um zu sehen, dass es die Bucht überhaupt gibt.«
    Ruby lächelte. Das stimmte. Auf der anderen Seite der Bucht sah sie ein seltsam aussehendes Gebäude. Es war im maurischen Stil gebaut und hatte ein geschwungenes Dach und einen Kamin. Vielleicht war es ein Strandhaus. Und in der Ferne   … Am liebsten hätte sie vor Aufregung aufgeschrien. Da stand ein rotweiß gestreifter Leuchtturm.
    Isabella drehte sich zu ihr um. »Aber warum sind Sie nun auf unsere Insel gekommen?«, wollte sie von Ruby wissen.
    Das dort konnte es sein. Es könnte wirklich der Strand von den Fotos sein. »Ich bin hergekommen, Isabella«, erklärte sie, »um meine Mutter zu suchen.«

38. Kapitel
    E r musste weiterkommen.
    Andrés machte sich daran, mit Stemmeisen und Hammer einige der Bodendielen im Wohnzimmer zu lösen, damit er an die Rohre herankam. Er war dabei, für einen seiner Kunden ein paar alte Leitungen herauszureißen. Das war eine Arbeit, auf die er hätte verzichten können, aber trotz des Umstands, dass seine Firma inzwischen auf sicheren Füßen stand und er gern mehr Zeit für seine Kunst gehabt hätte, fiel es ihm immer noch schwer, Aufträge abzulehnen. Es hatte lange gedauert, bis er in der Position war, sich das leisten zu können. Außerdem war es wahrscheinlich das Schicksal aller Selbstständigen, dass man sich ständig Gedanken darüber machte, woher das nächste Honorar kommen würde.
    Er verlagerte sein ganzes Gewicht auf die Brechstange. Die staubige alte Diele knarrte. Hinaus mit allem Alten   … Er fand den Gedanken ernüchternd.
    Andrés dachte an Ruby, die auf Fuerteventura war. Sein Mädchen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er noch gedacht, dass sie das war. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Wenn sein Verdacht richtig war, gab es keine Zukunft für sie. So einfach war das. Aber wenn er sich irrte   … Indem er nicht mit ihr auf die Insel geflogen war, ihr nicht geholfen und sie nicht unterstützt hatte, wie ein Mann es tun sollte, hatte er es vermasselt, wie die Engländer vielleicht sagen würden.
    Es war eine ausweglose Situation. Er räumte die Holzdielen beiseite und zog die Rohrzange aus seiner Werkzeugtasche. Das war zwar ein schmutziger Job, aber genau das Richtige, wenn man sich mit der ganzen Welt uneins fühlte. Wenn man verdammt wütend war. Er war wütend, weil sie dort war. Und er war wütend, weil sie nicht verstand, warum er nicht mit ihr geflogen war. Und er war wütend auf ihn   – den lüsternen alten Bastard, der sein Vater war. Warum sollte er einfach alles stehen und liegen lassen und zu ihm laufen   – zu einem Mann, der nie Interesse an ihm gezeigt und kaum ein Wort des Lobes für ihn gehabt hatte, der ihm nie gezeigt hatte, dass er ihn liebte. Was war er ihm schon schuldig?
    Besonders nachdem  

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