Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julias Geheimnis

Julias Geheimnis

Titel: Julias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
Vom Netzwerk:
verlockend. Das war zweifellos der richtige Ort.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ruby fuhr herum . Laura   …? Nein. Ruby sah sofort, dass die Frau   – offensichtlich eine Engländerin   –, die aus dem kleinen Strandhaus getreten war, zwar ungefähr dasselbe Alter hatte wie Laura, aber zu groß und zu dunkelhaarig war, als dass sie es hätte sein können.
    »Danke«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob sie das können. Ich   … ähem   … bin auf der Suche nach jemandem.«
    »Ach ja?« Die Frau wirkte neugierig, aber sie sah auch freundlich aus, sodass Ruby näher trat.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie störe«, sagte sie, denn dieser Ort war so ruhig, so beschaulich. »Aber leben Sie hier?« Zum ersten Mal fiel ihr das Bild einer Uhr auf, das in den steinernen Kamin gemeißelt war, und ein lächelndes Gesicht, das aus einer Mauerecke sah. Was für ein eigenartiges Haus! Es war doch nicht so kindlich, wie sie zuvor gedacht hatte, sondern eher skurril und surrealistisch, als hätte Dalí es gebaut.
    »Ja. Ich bin Trish.« Die Frau streckte ihr eine Hand entgegen, die Ruby ergriff.
    »Ruby«, sagte sie.
    »Hallo, Ruby.« Sie musterte sie forschend. »Und wen suchen Sie nun?« Lächelnd sah sie sich um, und Ruby folgte ihrem Blick.
    Dann begriff sie, was so witzig war. Soweit sie sehen konnte, waren sie vollkommen allein. »Jemanden namens Laura«, erklärte sie. »Laura Woods. Kennen Sie sie?«
    »Laura?« Die Frau, die Trish hieß, sah Ruby genauer an. Sie trug ein verwaschenes T-Shirt, einen Wickelrock und Flipflops. Ihr Haar war offen, und sie war völlig ungeschminkt.
    In ihren gut geschnittenen Shorts und ihrem roten Blumentop kam sich Ruby lächerlich aufgetakelt vor. Sie nickte.
    »Sind Sie eine Freundin von Laura?«, fragte die Frau, statt Rubys Frage zu beantworten.
    Aber natürlich war das auch eine Antwort. Sie kannte sie also. Vielleicht wohnte Laura ja sogar hier. »Irgendwie schon«, sagte Ruby.
    »Eine Verwandte? Sie kommen mir ein wenig   … nun ja, bekannt vor.«
    »Ähem   …« Ruby hielt immer noch das Foto in der Hand. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie Lust hatte, die ganze Geschichte zu erzählen. »Wohnt sie hier?«, fragte sie noch einmal.
    »Früher.«
    Ruby war enttäuscht. Früher . Dann war sie nicht mehr da. »Wann ist sie weggegangen?«, fragte sie niedergeschlagen. »Und wissen Sie, wohin sie gegangen ist?«
    »Vor fast einem Jahr. Und ich habe leider keine Ahnung, wohin.« Trish sah auf das Foto, das Ruby in der Hand trug. »Darf ich es ansehen?«, fragte sie leise.
    Wenn Laura nicht einmal hier war, kam es darauf auch nicht mehr an. Seufzend reichte Ruby ihr das Bild. »Das Baby bin ich«, erklärte sie.
    »Und Laura ist Ihre Mutter.« Trishs Miene wurde weicher. Sie sah von dem Foto zu Ruby und wieder zurück. »Ach du meine Güte, ich hatte ja keine Ahnung. Aber jetzt sehe ich natürlich die Ähnlichkeit. Kommen Sie herein, bitte«, sagte sie und ging voran in das Dalí-Strandhaus.
    Durch die Haustür trat man direkt in einen Wohnraum. Auf dem Fußboden aus hellroten Steinplatten lagen Webteppiche in lebhaften Mustern. Die Farben waren allerdings mit der Zeit verblasst. Der Raum war einfach eingerichtet. Außer einem kleinen Holztisch, auf dem ein besticktes Tuch lag, einer Kommode und ein paar Sesseln aus Weidengeflecht gab es keinerlei Möbel. Überall im Raum lagen große, bunte Kissen verstreut, und über ihnen blähten sich Stoffbahnen, vielleicht Seide, sanft in der Brise, die durch die offene Haustür wehte.
    »Setzen Sie sich bitte.« Trish komplimentierte Ruby mit einer Handbewegung auf einen der Weidensessel und verschwand, um etwas zu trinken zu holen. Sie kehrte mit zwei Gläsern frisch gepresstem Orangensaft zurück, von denen sie eines Ruby reichte. Dann setzte sie sich in den Sessel, der ihr gegenüberstand, und musterte Ruby eingehend. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Laura eine Tochter hat«, meinte sie. »Sie hat mir nie davon erzählt.« Sie wirkte verblüfft; als versuche sie, sich einen Reim auf das Ganze zu machen.
    Ruby zuckte die Achseln. »Vielleicht hat sie ja versucht, es zu vergessen.«
    Trish runzelte die Stirn.
    »Ich habe sie nie gekannt«, erklärte Ruby. »Sie hat mich weggegeben, als ich noch ein Baby war.« Das klang hart, aber so war es ja gewesen.
    »Ich verstehe.« Trish schüttelte den Kopf. »Oder nein, ich verstehe es nicht. Aber   …«
    »Ist schon okay.« Ruby versuchte gleichgültig auszusehen. Aber enttäuschend war es

Weitere Kostenlose Bücher