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Julias Geheimnis

Julias Geheimnis

Titel: Julias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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einmal einen Ausflug mit seinen Jungs unternommen. Da hatte sie die beiden zum letzten Mal gesehen, und sie würde es wahrscheinlich nie vergessen.
    »Hast du schon gehört, was es Neues gibt, Schatz? Das rätst du nie.« Ihre Mutter stellte einen frischen Becher Kaffee vor Ruby auf den Tisch und warf sich das Haar mit einer Kopfbewegung aus den Augen wie ein junges Mädchen.
    »Nein, was denn?« Ruby erwiderte das Grinsen ihrer Mutter.
    »Ach, er hat sich ein Rad gekauft. Kannst du dir das vorstellen? In seinem Alter?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und versuchte, wütend auszusehen.
    »Ein Rad?« Ruby hatte unwillkürlich eine hohe Lenkstange, einen schmalen Sattel und eine Querstange vor sich gesehen.
    »Ein Motorrad.« Rubys Mutter nahm ihre Hand und drückte sie. »Ein Fahrrad wäre ihm nicht schnell genug. Alter Speedy Gonzales.«
    »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen.« Aber Ruby wusste, dass ihre Mutter keine Witze machte. Sie drehte sich auf ihrem Stuhl herum. »Dad? Bist du verrückt geworden? Was glaubst du, wie alt du bist?«
    »Man ist nie zu alt, um Spaß zu haben, Schatz«, sagte er. Er hatte die Nase in der Zeitung vergraben, aber jetzt blickte er auf und bedachte sie mit einem seiner berühmten Augenbrauen-Wackler. »Bevor du auf die Welt gekommen bist, hatte ich eine Weile mal eine Triumph Bonneville 650. Ichwollte mir schon immer noch mal eine kaufen. Schuld ist Easy Rider, damit hat alles angefangen.« Er warf ihrer Mutter einen Blick zu. »Ich hab auch immer auf die Ledersachen gestanden.«
    »Jetzt hör aber auf«, schimpfte ihre Mutter, aber sie war rot geworden, und zwar heftig. Die beiden sehen zehn Jahre jünger aus , hatte Ruby gedacht.
    »Vielleicht sind das die männlichen Wechseljahre«, zog Ruby ihn auf. Sie besuchte die beiden gerne am Wochenende und wusste, dass sie sie ebenfalls gern zu Gast hatten. Trotzdem hatten sie nie Einwände gegen ihren Umzug nach London erhoben. Warum sollten sie auch? Sie hatten immer deutlich gemacht, dass sie ihre Berufswahl respektierten und nie versuchen würden, sie festzubinden. Die beiden hatten sie zu einem unabhängigen Menschen erzogen und immer damit gerechnet, dass sie flügge werden würde.
    »Vielleicht wird es Zeit, dass er erwachsen wird.« Rubys Mutter ging am Sofa vorbei und zauste ihrem Mann das Haar. Der streckte plötzlich die Hand nach oben und packte sie am Handgelenk. Sie versuchte, sich loszumachen, aber er ließ sie nicht, und schließlich rangen und kicherten sie wie Jugendliche.
    »Ihr zwei aber auch immer«, sagte Ruby. Sie war aufgestanden, hatte die Arme um die beiden gelegt und gespürt, wie sie in eine ihrer besonderen Umarmungen gezogen wurde. In diesem Moment hatte sie sich gewünscht, sie könnte so leben wie die beiden. Vielleicht mit James. Oder mit jemand anderem   …
    Am nächsten Tag hatte er ihr das Motorrad gezeigt. Es war rot und schwarz und ziemlich groß, und sie hatte mit verschränkten Armen zugesehen, wie ihr Vater die Straßeauf und ab donnerte. »Wenn du willst, kannst du mitfahren, Schatz«, hatte er gesagt. »Ich habe meinen Motorradführerschein schon jahrelang.«
    Ruby hatte ihm eine Hand auf den Arm gelegt. »Du fährst doch vorsichtig, oder, Dad?« Die Vorstellung, dass er auf einem Motorrad über die schmalen Straßen von West Dorset raste, gefiel ihr nicht. Dass ihre Mutter auf dem Sozius sitzen würde, ebenso wenig.
    »Natürlich.« Er zwinkerte ihr zu. »So leicht wirst du mich nicht los, mein Mädchen.«
    Aber genauso war es gekommen. Ruby blinzelte die Tränen weg. Sie hatte ihn verloren.
    Sie holte tief Luft und öffnete die Schuhschachtel.
    Seidenpapier und ein paar Fotos. Sie blätterte sie durch und stellte fest, dass sie niemanden darauf kannte. Aber wer waren diese Leute dann, und warum waren die Fotos hier? Die Bilder sahen auf jeden Fall recht interessant aus. Sie nahm eines in die Hand und betrachtete es genauer.
    Sie sah einen Mittelmeerstrand und ein junges Paar, das an die orangefarbene Wand eines Strandhauses gelehnt war. Blassgoldener Sand, ein türkisfarbenes Meer, ein paar schwarze Felsen und ein rot-weiß gestreifter Leuchtturm bildeten den Hintergrund. Das Mädchen trug ein fließendes Maxikleid mit Aztekenmuster und weiten Ärmeln. Es hatte langes blondes Haar und lachte. Der junge Mann hatte olivfarbene Haut, krauses schwarzes Haar und einen Bart. Er hatte seinen Arm wie beiläufig um ihre Schultern gelegt.
    Ruby griff nach einem weiteren Schnappschuss. Er

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