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Julias Geheimnis

Julias Geheimnis

Titel: Julias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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konnte, mit dem Problem rang. Wie konnten sie nur an eine Geburtsurkunde kommen? Plötzlich erinnerte sich Vivien an etwas, das Laura gesagt hatte. Sie hatte gesagt, dass sie die Geburt ihrer Tochter nicht einmal gemeldet hatte. Moment mal, das hieß doch, dass   … Dass niemand beweisen konnte, dass Laura ihre Mutter war? Vivien wollte diesenGedanken nicht denken, aber er schob sich einfach in ihren Kopf. Es gab eine Möglichkeit, alles zu legalisieren.
    Sie musste mit Frances reden. Deshalb fuhr Vivien eines Nachmittags mit Ruby nach Pride Bay und traf sich mit Frances in einem Strandcafé zum Tee.
    »Was passiert, wenn jemand die Geburt eines Kindes nicht sofort anmeldet?«, wollte sie von ihr wissen. Frances war Krankenschwester, sie musste so etwas wissen. Es musste doch viele Mütter geben, die die Anmeldung aus irgendeinem Grund versäumten   – besonders solche, die wie Laura am Rand der Gesellschaft lebten.
    »Man kann eine verspätete Registrierung beantragen.« Frances erklärte Vivien, wie das funktionierte. »Aber wenn man im Krankenhaus niederkommt, wird die Geburt automatisch registriert.« Frances sah Viviens Blick, und Vivien sah, dass sie verstanden hatte.
    »Du denkst an Ruby.«
    Vivien zog den Buggy näher zu sich heran. »Ja, ich denke an Ruby. Wir müssen eine Geburtsurkunde für sie besorgen. Und wenn wir den Behörden sagen, was wirklich passiert ist   …«
    Frances nickte. Vivien musste es nicht aussprechen. »Sollte man nicht erst einmal versuchen, Laura zu finden?«, fragte sie. »Sie hätte doch sicher nichts dagegen, oder?«
    »Wir haben es probiert.« Vivien war sich sicher, dass sie mehr hätten tun können. Aber mit welchem Risiko?
    Frances sah sie eindringlich an. »Du bewirbst dich um eine verspätete Registrierung und behauptest, ihre leibliche Mutter zu sein.«
    Vivien sah zu, wie die Wellen an den Strand von Chesil Beach schlugen, olivgrau und unerbittlich. Manche Dingeänderten sich nie. »Es scheint mir das Beste zu sein«, sagte sie.
    »Für dich?«, fragte Frances. »Oder für Ruby?«
    Vivien seufzte und hielt dem durchdringenden Blick ihrer Freundin stand. »Für uns beide«, erklärte sie.
    Sie hatte sich Sorgen gemacht, das es nicht möglich sein würde, doch schließlich war es erstaunlich einfach. Denn die Behörden bevorzugten, dass Geburten registriert wurden, sie mochten keine ungeklärten Verhältnisse. Viviens Geschichte über eine Hausgeburt und postnatale Depressionen, ihre Behauptung, sie sei nicht dazu gekommen, die Geburt anzumelden, ja sie sei während der Schwangerschaft nicht einmal zum Arzt gegangen, war anscheinend nicht so ungewöhnlich, wie sie ihr erschienen war, als sie sie sich ausgedacht hatte. Es war ihr sogar gelungen, Frances dazu zu überreden, als Zeugin aufzutreten.
    »Es gefällt mir nicht, Vivien, aber ich tue es für dich und Ruby«, sagte Frances. »Weil du eine gute Mutter bist und weil sie braucht, was du ihr geben kannst. Deshalb tue ich es.«
    »Sollen wir es ihr später sagen, Schatz?«, wollte Tom von Vivien wissen, als der Antrag eingereicht war und sie nur noch darauf warteten, dass er öffentlich ausgehängt und dann genehmigt wurde. »Sollen wir Ruby je sagen, was wir getan haben?«
    »Warum nicht?« Wenn sie älter war, würde sie es verstehen. Ihre leibliche Mutter hatte sie mehr oder weniger im Stich gelassen. Sie waren nur in die Bresche gesprungen.
    Aber Tom schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, dass ich das kann«, sagte er.
    Vivien konnte nicht glauben, dass sie es wirklich getan hatten, obwohl sie inzwischen den Eindruck hatte, dass sie alles tun würde, um dieses Kind zu behalten. Sie hatte noch nie zuvor gegen ein Gesetz verstoßen. Tom und sie waren einfach nicht dazu geschaffen. Aber hatten sie eine andere Wahl gehabt?
    »Ach, Tom   …« Vivien ließ den Kopf an seine Schulter sinken. Würde es tatsächlich wahr werden? Durfte sie nun endlich daran glauben, dass Ruby ihr gemeinsames Kind sein würde?
    Sie wünschte es sich, aber das allerletzte Bild, das an diesem Abend vor ihren Augen tanzte, als sie Schlaf zu finden versuchte, war Laura. Und sie hörte Lauras letzte Worte: »Passen Sie an meiner Stelle auf sie auf.«
    Als Vivien endlich die Geburtsurkunde in den Händen hielt und schwarz auf weiß sah, dass sie und Tom als Rubys Eltern eingetragen waren, zwang sie sich, die Sache zu verdrängen. So etwas Schlimmes hatten sie ja nun auch wieder nicht getan. Es war illegal, ja, aber wer würde jemals beweisen

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